Kultur ist jeder zweite Herzschlag unseres Lebens – Hans Marchwitza

Bürgerforum „Muko 2020 – Das musikalische Zentrum im Leipziger Westen – Realität und Vision“

Gäste:
Michael Faber, Beigeordneter für Kultur
Stefan Geiss, Abteilungsleiter des Amtes für Stadterneuerung
Stefan Diederich, Chefdirigent der Muko
Frank Schmutzler, technischer Leiter der Muko
Dr. Volker Külow, Mitglied des Sächsischen Landtags und gewählter Abgeordneter im Leipziger Westen
o Moderation: Dr. Skadi Jennicke, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Stadtrat

Die Stimmung war kämpferisch im Venussaal der Musikalischen Komödie an diesem Sonntag Morgen im Mai. Insbesondere im Publikum dominierten die mahnenden Stimmen an den Oberbürgermeister, sein Wahlversprechen, die Muko zu Ende zu sanieren, einzuhalten.
Anlass des Forums war der Antrag unserer Fraktion, die Stadtverwaltung möge noch in diesem Jahr 2011 einen Planungsbeschluss für die Muko vorlegen. Frank Schmutzler unterbreitete einen Vorschlag, wie das gehen könnte: in vier Bauabschnitten, die einzeln betrachtet die 2 Mio Euro-Grenze nicht überschreiten, wäre das Haus Dreilindenstr. 24 auszubauen, die Zuschauerpodesterie im Saal auszutauschen sowie der Rang wieder herzurichten. Für den ersten Schritt, die Erneuerung der Sicherheitsbeleuchtung, gibt es seitens der Stadt bereits verbindliche Zusagen. Bezahlt wird die Maßnahme aus den Mitteln der Oper und dem Muko-Euro, der pro Eintrittskarte entrichtet wird. Die schrittweise Sanierung ist zudem kein Selbstzweck, wie auf dem Podium deutlich wurde. Der Ausbau des Nachbargrundstückes könnte den Künstlern endlich akzeptable Garderoben- und Sanitärräume bescheren. Die alten erfüllten noch nie die arbeitschutzrechtlichen Anforderungen, die es auch im Kunstbereich gibt. Der Zweckbau würde dann zudem die Möglichkeit bieten, Kulissen zu lagern. Damit entfielen die 1.600 LKW-Transporte jährlich, die gegenwärtig noch notwendig sind, um Dekorationen zwischen Bühne und Depot hin- und herzufahren. Es könnten damit auch Kosten von 100.000 Euro im Jahr gespart werden und öfter gespielt werden. Ein ausgebaute Rang bietet 250 zusätzliche Plätze, was der Leitung des Hauses ermöglichen würde, mehr Musicalproduktionen in den Spielplan aufzunehmen, denn nur bei deutlich mehr Zuschauern pro Vorstellung können die hohen Tantiemen für Musicalproduktionen auch erwirtschaftet werden. Zudem wären exklusive Vermietungen möglich, die wiederum Einnahmen bedeuteten.
Insbesondere Klaus Zimmermann von der IG Lindenauer Markt will sich über das Forum hinaus stark machen für unser Anliegen, der Muko einen gesicherte bauliche Perspektive zu bieten. Künstlerisch ist das Haus bestens bestellt. Der musikalische Oberleiter der Muko Stefan Diederich ist voller Kraft, Elan und Zuversicht, was sowohl das Haus als auch die Sparte „Heitere Muse“ angeht. „Operette wird in Leipzig nicht als Genre, sondern als Kunstform betrachtet.“ Das ist der Auftrag, den der Dirigent für sich definiert. Dabei scheut er nicht vor ausgesprochen hohen aber zugleich sehr ernsthaften Ansprüchen zurück: „Operette ist ein Ausdruck des Geistes und der Zivilisation. Und der Kern unserer Zivilisation ist die Menschlichkeit.“
Dr. Volker Külow hob im Einklang mit Stefan Geiss vom Amt für Stadterneuerung auf die integrale Bedeutung der Muko für den Stadtteil Leipziger Westen ab. Gemeinsam mit dem Theater der jungen Welt, dem LOFFT sowie der Schaubühne Lindenfels und dem Lindenfels Westflügel bildet Lindenau/Plagwitz ein zweites kulturelles Zentrum der Stadt. Und er ist aktuell der am stärksten prosperierende. „Westkultur“ ist in Leipzig inzwischen eine touristische Marke und längst kein Geheimtipp mehr.
Michael Faber, der zurecht auf die schwierige Haushaltssituation der Stadt verwies, gab zu, dass die Stadt bei ihrer Prioritätensetzung, die zunächst Gewandhaus und Oper hieß, versäumt hat, der Muko eine verlässliche Perspektive zu geben. Ein klares Bekenntnis zur Muko blieb bislang aus. Das Dilemma von fehlenden konkreten Beschlüssen als Voraussetzung zur Fördermittelaquise einerseits und andererseits Zurückhaltung bei Planungsbeschlüssen angesichts zurückgehender Fördermittel wurde sowohl in seinen als auch in Stefan Geiss´ Ausführungen deutlich.
Gleichwohl war an diesem Sonntag Morgen zu spüren, welche Bindungskraft die Muko bei ihrem Publikum entfaltet. Erkennbar unter anderem an dem oben genannten Zitat von Hans Marchwitza, das Herr Knorr als Slogan für eine Pro-Muko-Bewegung ins Spiel brachte. Bürger Knorr würde zudem lieber auf einer holprigen Straße in eine sanierte Muko fahren als umgekehrt. Immer wieder betonten die anwesenden Bürgerinnen, dass es insbesondere das gewachsene Ensemble sei, das sie in ihr Herz geschlossen hätten, auch und nicht zuletzt, weil die Künstler der Muko sich immer wieder selbst engagieren für ihr Haus.
Das brachte Michael Faber abschließend noch einmal auf den Punkt: „Das Ensemble ist der Urheber unseres Glücks.“
Die LINKE wird sich weiterhin stark machen für die Muko, braucht dazu aber auch die Entscheidungskraft des Oberbürgermeisters und der anderen Fraktionen im Stadtrat. Aus diesem Grund hoffen wir auf einen bewegenden Sommer, so dass im Herbst dann endlich der Vorhang auf gehen kann für das bauliche Finale im Haus Dreilinden.

Dr. Skadi Jennicke