Wir tragen die gesellschaftliche Verantwortung, nicht zu vergessen, was geschah

Werner Kujat

2006 wurden die ersten neun Stolpersteine in Leipzig verlegt. Sie sollen an die von den Nazis verfolgten, deportieren und ermordeten Leipzigerinnen und Leipziger erinnern.
Es waren Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, politische Gegner – unsere Nachbarn.
Vor den ehemaligen Wohnhäusern rufen uns die eingelassenen Steine das individuelle Schicksal der Toten ins Gedächtnis und mahnen, ein gesellschaftliches Klima herzustellen, das eine Wiederholung unmöglich macht. In mehr als 50 anderen Städten gibt es ähnliche Projekte.

Hier in Leipzig koordiniert das Archiv Bürgerbewegung e.V. das Projekt und arbeitet mit Vereinen, Jugendverbänden und Museen zusammen. Wissensvermittlung wie demokratische Bildung macht sich die Arbeitsgruppe zur Aufgabe.

Werte Kolleginnen und Kollegen,
viele von Ihnen waren am vergangen Freitag beim offiziellen Gedenken an die Befreiung von Auschwitz und an die Shoah. Ich weiß auch, dass viele von Ihnen regelmäßig am 9. November beim Gedenken an die Reichspogromnacht in die Gottschedstraße zur ehemaligen Synagoge gehen oder selbst Stolpersteine putzen.

Erinnern kann wehtun. Denn es waren unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die das Ungeheuerliche, das schlimmste Verbrechen in der Menschheitsgeschichte, begangen. Wir tragen die gesellschaftliche Verantwortung, nicht zu vergessen, was geschah.


Laut Verwaltungsstandpunkt hat das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V.  einen erhöhten Mehrbedarf in der institutionellen Förderung für die Realisierung des Projektes Stolpersteine beantragt.

Wir wissen, dass dazu in geschlossener Sitzung verhandelt wurde. Ich frage:

Ist der gestellte Fördermittelantrag im Sinne des Bürgereinwandes - und wurde damit nur an anderer Stelle verhandelt - und kann man davon ausgehen, dass das Anliegen des Antragstellers in der Beratung über die Kulturförderung berücksichtigt wurde?

Wenn ja, dann hat sich die Herauslösung erledigt. Wenn nicht, dann werden wir die Abstimmung über die beantragte Personalstelle durchführen müssen.

Rede zum Bürgereinwand BE 0183/ 17/18 "Europaweites Stolpersteinprojekt d. Bildhauers G. Demnig. Fortbestand in Leipzig".