Wasserwirtschaft ist eine höchst komplexe Angelegenheit

William Grosser

Die Entscheidung, dass der Elsterstausee als See aufgegeben werden soll, fällt nicht erst heute.  Die Entscheidung trafen Sie Herr Oberbürgermeister bereits vor mindestens 9 Jahren. In der Wochenendausgabe der LVZ  23./24.August 2008 formulierten Sie bereits Ihre Entscheidung so: „Den Elsterstausee zu erhalten, setzt einen Riesenaufwand voraus. Angesichts der neuen Seenlandschaft im Süden Leipzigs sehe ich keine Rechtfertigung dafür, ein künstliches Gewässer zu erhalten.“
Ach Herr Oberbürgermeister, Sie hatten noch nie ein gutes Händchen in Sachen Wasserwirtschaft und auch im Fall Elsterstausee ist das so. Wasserwirtschaft ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Nicht jeder See ist so wie ein anderer und nicht jeder See ist für den Wasserhaushalt im Auwaldes gut. Der Cospudener See ist das nicht. Der entzieht nämlich dem Auwald das Grundwasser.
Aber was macht das schon, ohne sich näher mit den Vor-oder Nachteilen zu befassen, entschieden Sie damals schon den Tod des Sees, einfach so.
Und ich habe Sie am 9. April 2009 in einem persönlichen Gespräch in Ihrem Büro, an dem auch die Herren Engelmann und Rosental teilnahmen, versucht zu überzeugen, dass der Elsterstausee eine wichtige wasserwirtschaftliche Rolle für den Wasserhaushalt, für das Grundwasser im Auwald sowie für die Stabilisierung des bootsgängigen Gewässerverbundes spielen könnte. Ich schlug Ihnen vor Dükerleitungen von der Gefällestufe Hartmannsdorf zum Elsterstausee zu bauen und einen Ablaufgraben zum Schönungsteich des Gewässersystems Lauerscher Grenzgraben / Hartmanns-Schlenke. Die damals erforderlichen investiven Mittel von ca. 2,3 Mio. € wären gut angelegtes Geld gewesen, zumal nur ein Bekenntnis der Stadt Leipzig zum Elsterstausee  eine Finanzierung nach § 3- und § 4 des „Dritten ergänzenden Verwaltungsabkommen vom 10.01.1995 über die Finanzierung der Braunkohlesanierung in den Jahren 2008 bis 2012“ möglich gemacht hätte.
Ein Wasserrechtsverfahren hätte man nur für Bau und Betrieb der Dükerleitungen gebraucht, nicht für den Betrieb des Elsterstausees. Dafür gab es eine gültige wasserrechtliche Erlaubnis.
Aber leider konnte ich weder Ihr Herz noch Ihr Hirn erreichen, auch wenn ich das damals nicht erkannte. Proteste aus der Bürgerschaft gab es zwar aber die kamen nur von Leuten, die den Elsterstausee noch kannten, also von den Alten und den Ortsbewohnern. Das waren nur relativ wenige Menschen. Sie stellten deshalb keine Gefahr dar. Außerdem spielte die Zeit gegen den See. Bald wird es auch niemand mehr geben, der den See überhaupt noch kennt. Außerdem ist bautechnisch ein leerer See eine Katastrophe. Man kann zusehen, wie er verfällt.
Ihre einmal bekannt gegebene Entscheidung setzte die Verwaltung auftragsgemäß und sehr konsequent um. Scheinaktivitäten, die in mehreren Gutachten mündeten, waren letztlich nur Mittel zum Zweck um die paar Don Quichott´s in ihrem Mühlenkampf einzulullen.
Meine Damen und Herren, seit 1999 arbeite ich aktiv für den Erhalt des Elsterstausees. Ich bin mit Gleichgesinnten von Pontius zu Pilatus gelaufen um weitere Möglichkeiten zu erschließen. Letztlich wurde alles abgetan und nicht aufgegriffen. Das wir Wasser von der Mibrag über deren Ringleitung erhalten könnten - wurde ignoriert.
Das wir Teile der Ringleitung sogar kostenfrei hätten übernehmen können, die aus dem oberen Verlauf aus der Weißen Elster Wasser entnehmen und zum es See bringen könnte – wurde ignoriert. Immer war die Reaktion der Stadtverwaltung ablehnend.
Mit dem neuesten Gutachten, das jetzt die Standfestigkeit des Westdammes des Sees anzweifelt und dieser heutigen Vorlage hat man es endlich geschafft. Nun kann man spekulieren, dass die natürliche Sukzession des Auwalds zum Nulltarif alles richtet. Nur wenn der Westdamm wirklich so marode ist, wie im Gutachten beschrieben, dann werden auch Kosten von mindestens 2 Mio. € anfallen. 
Herr Oberbürgermeister, ich ärgere mich persönlich sehr, dass ich das perfide Spiel nicht durchschauen wollte. Viele Leute haben mir von Anfang an gesagt: „Steig ab vom Pferd, du merkst doch, dass es tot ist!“ Aber der Gaul war nicht tot, er lebte und lebt immer noch! Doch der Gaul musste tot sein, weil nicht sein durfte, was nicht sein sollte.
Und sollte er jetzt nicht mehr zu retten sein, dann haben Sie ein gerüttelt Maß dazu beigetragen.
Ich werde die Vorlage ablehnen und fordere alle Stadtratsmitglieder auf mir zu folgen.

Rede zur Vorlage DS 03225 "Weiterentwicklung des ehemaligen Elsterstausees - Grundsatzbeschluss"