Team Wendepunkt muss erhalten bleiben!

Dr. Volker Külow

Das Arbeits- und Beschäftigungsprojekt team Wendepunkt ist im Leipziger Osten, konkret in der Suchtberatungs- und –behandlungsstelle „Alternative II“ in der Heinrichstraße, angesiedelt. Das Projekt hatte uns bekanntlich schon in der Debatte zum Doppelhaushalt beschäftigt. Zur Erinnerung: Bis Ende 2022 wurde team Wendepunkt für ehemals suchtkranke Menschen mit psychischen Störungen und/oder psychiatrischen Erkrankungen maßgeblich über eine inzwischen fünfjährige letztmalige Förderung des Freistaates Sachsen und eine Zuwendung des Fördervereins Zentrum für Drogenhilfe e. V. aufrechterhalten. Das Beschäftigungsprojekt hat sich nach Einschätzung der Stadtverwaltung in der Praxis bestens bewährt.

Im Doppelhaushalt 2023/2024 beantragten vier Stadträtinnen und Stadträte der Linksfraktion – leider ohne Erfolg - die Überführung in die grundständige Leistungsvereinbarung zwischen der Stadt Leipzig und dem Eigenbetrieb Städtisches Klinikum „St. Georg“/Zentrum für Drogenhilfe. Genau diese Konstruktion hatte bereits 2021 das Zentrum für Drogenhilfe beim Gesundheitsamt nach unserem Kenntnisstand beantragt. Insofern verwundert uns der ablehnende Verwaltungsstandpunkt und dessen Begründung ein wenig.

Aber wir wollen heute nicht zurückblicken und in der Vergangenheit wühlen, sondern mit dem vorliegenden Antrag dem team Wendepunkt eine erfolgreiche Fortsetzung ermöglichen.  Um die dafür notwendige Mehrheit zu gewinnen, möchte ich nochmals die wichtigsten Aspekte betonen, die wir hier im Stadtrat vor der Beschlussfassung wissen sollten.

Mit diesem Projekt soll zur Abstinenz motivierten, ehemals von Drogen abhängigen Menschen, die Möglichkeit sozialer Reintegration und gesellschaftlicher Teilhabe eröffnet und auf dieser Basis die Eingliederung in das Erwerbsleben angebahnt werden. Der Einstieg in das Projekt soll – wie es der Name programmatisch sagt – einen Wendepunkt im bisherigen Leben der Teilnehmenden markieren und eine sinnvolle Perspektive und Alternative zum bisherigen drogenbezogenen Lebensstil bieten.

Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen des Jobcenters überfordern in der Regel Menschen, die es gerade erst geschafft haben, aus dem längerfristigen Drogenkonsum auszusteigen. Gerade diese hoch motivierte Zielgruppe, die für den ersten und zweiten Arbeitsmarkt aber noch nicht stabil genug ist, soll mit diesem niederschwelligen Projekt erreicht werden. Team Wendepunkt ist selbstverständlich ein integrativer Bestandteil des Gesamtkonzepts und trägt mit seinen Wirkfaktoren entscheidend zur Erhöhung der Nachhaltigkeit „traditioneller“ suchtspezifischer Interventionen der Alternative II bei.

Hervorheben möchte ich auch noch, dass die einzelnen Arbeitsbereiche wie z.B. Holzwerkstatt, Gartenbereich, Nähstube, Fahrradselbsthilfewerkstatt und Maller- und Kreativbereich von stabil abstinenten Betroffenen auf der Basis vom Ehrenamt angeleitet werden. Natürlich werden sie dabei fachlich unterstützt und begleitet. Mit dieser Kombination stehen die Chancen für die Teilnehmenden beim team Wendepunkt gut, entscheidende „Eintrittskarten“ für die Partizipation am sozialen Leben und am Arbeitsmarkt zu erhalten. Erst da beginnt dann die eigentliche Bewährungsprobe für viele Abstinente.

Wir stehen heute in der politischen Verantwortung, den Betroffenen diese Weichenstellung für ein neues Leben zu ermöglichen. Team Wendepunkt ist eine Erfolgsgeschichte, die unbedingt eine Fortsetzung verdient. Insofern verstehen wir die heutige Rettung nur als vorläufig.  Perspektivisch sollte nach Auffassung der Linksfraktion das Gesundheitsamt mit dem Eigenbetrieb Sankt Georg/Zentrum für Drogenhilfe in der Leistungsvereinbarung endlich eine Regelförderung vereinbaren. Liebe Frau Dr. Münch, haben Sie bitte ein wachsames Auge für diese grundständige Verabredung.