Pädagogisch betreute Bauspielplätze in der gesamten Stadt etablieren!

Juliane Nagel

Schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stellte ein aufgeschlossener dänischer Landschaftsarchitekt namens Carl Theodor Sørensen fest, dass sich Kinder ab einem bestimmten Alter lieber auf wilden Brachflächen aufhalten und ihre eigene Spielwelt konstruieren, als auf fertig möblierten Plätzen zu spielen. Auf seine Initiative hin wurde in Kopenhagen in den 1940ern der erste sogenannte Krempelspielplatz errichtet.

So ist es auf der Website des Bundes der Jugendfarmen und Aktivspielplätze nachzulesen. In der Bundesrepublik fasste das Konzept erst in den 1970er Jahren Fuß – nach der Wende auch im Osten. Vielleicht kennen Sie diese kindliche Entdeckungslust und ungebändigte Phantasie ja auch von sich oder aus ihren familiären Kontexten. 

Gerade in Großstädten schwinden Freiräume, erleben wir Verdichtung, Tagesabläufe sind durchorganisiert, auch für Kinder sind digitale Medien bereits prägend. Bauspielplätze bieten hier ein wunderbares Gegengewicht, einen Ort zum Ausprobieren, für Interaktion mit der Natur und um mit den eigenen Händen kreativ zu sein. Bauspielplätze sind in besonderem Maße positiver Sozialisationsort und Bildungsraum. Kinder sollen hier selbständig, aber auch nicht allein gelassen werden. Zur Seite stehen ihnen Bezugspersonen - Sozialarbeitende und Menschen mit handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten - die ihnen helfen, neue ungewohnte Erfahrungen zu machen und Alternativen im Verhalten zu entwickeln.

Vier pädagogisch betreute Bauspielplätze gibt es in Leipzig derzeit. Wir wollen mehr. Im nunmehr gemeinsamen Antrag mit Bündnis 90/ Die Grünen haben wir das Ziel von zehn Bauspielplätzen bis 2030 definiert, eine Orientierungsgröße, die uns in die Nähe anderer Städte bringt. Dafür sollen konzeptionelle Überlegungen zu Zielgruppen, Flächenbedarfen, Verschränkungen mit anderen Angeboten der Offenen Arbeit angestellt werden und alles auch in die Fortschreibung der Integrierten Kinder- und Jugendhilfeplanung einfließen. Zudem schlagen wir mit der Neufassung vor, dass wir für diese Projekte eine institutionelle Förderung laut Fachförderrichtlinie auf den Weg bringen. Wir können uns gut vorstellen, diesen Schritt in einen größeren Diskussionskontext über die Ausweitung der institutionellen Förderung im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit zu gehen. Denn die Debatte im Jugendhilfeausschuss hat auch gezeigt, dass manchen das Vorpreschen zu partikular ist. Wenn wir allerdings darüber sprechen, dass Kinder und Jugendliche klassische Formen der Offenen Arbeit nicht in dem Maße wahrnehmen, wie wir uns das wünschen, ist es vollkommen logisch, die zu stärken, die auf so große Zustimmung stoßen – wie die Bauspielplätze. Nicht zuletzt müssen wir uns ranhalten auch innerstädtisch Flächen für diese freiraumorientierten Angebote zu sichern, gern in Kombination z. B. mit OFT. Lassen Sie uns im Grunde heute der planvollen Ausweitung der pädagogisch betreuten Bauspielplätze ein positives Votum geben.