Ich bin schon ziemlich irritiert, dass die Stadt Leipzig so schnell ihre eigenen Grundsätze über Bord wirft

William Grosser

Ich bin schon ziemlich irritiert, dass die Stadt Leipzig so schnell ihre eigenen Grundsätze über Bord wirft, wenn ein Investor mit einem Ansiedlungsglücksfall winkt. Der Freistaat Sachsen möchte auf dem Gelände des noch zu erbauenden Wilhelm-Leuschner-Platzes ein Areal erwerben um ein Institut umzusiedeln und ein weiteres vielleicht  anzusiedeln.
Diese Absicht hat er der Stadt Leipzig im Mai dieses Jahres mitgeteilt. Bis Oktober hat die Stadtverwaltung gebraucht um jetzt diese Vorlage in die Ratsversammlung zu bringen.
Nun habe ich überhaupt nichts gegen die Ansiedlung von Instituten, im Gegenteil, aber da sollten sie dort angesiedelt werden, wo es Sinn auch für die Stadt macht. Seit langer Zeit arbeiten wir darauf hin, dass wissenschaftliche Einrichtungen geballt auf ein spezielles Areal angesiedelt werden soll. Ich spreche von der Alten Messe. Zentral gelegen hat diese Fläche sowohl klinische als auch andere wissenschaftliche Partner gleich neben an. BioCity, Fraunhofer und das Max Blanckinstitut sind schon vor Ort. Das Leibniz-Institut für Länderkunde würde sich in deren Nachbarschaft sehr wohl fühlen.
Seit zwei Monaten ist der Antrag A 03168 „Eigentümerziele LEVG“) des Fachausschusses Wirtschaft und Arbeit im Verfahren in dem gefordert wird, dass die einmal vom Stadtrat beschlossenen Leitlinien für das Gelände der Alten Messe wieder beachtet werden.
Leider gibt es dazu bis heute noch keinen Verwaltungsstandpunkt. Soll nun der Stadtrat mit der Vorlage (DS 03287) zum Verkauf des Areals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz an den Freistaat Sachsen Tatsachen schaffen?
Übrigens wäre dieser Standort Alte Messe wesentlich besser geeignet als der des für die Leipziger Bürger so wertvollen Wilhelm-Leuschner-Platzes.
Dort wollen die Leipziger ein lebendiges Stück Stadt haben und eine Lokalisation, an der man sich gern aufhält.
Dort wollen sie, dass dort Menschen wohnen können.
Dort wollen sie, dass dort die Architektur diesen Willen Rechnung trägt. Dort wollen sie eine Markthalle haben, wie sie in Paris, Budapest und anderswo existieren und arbeiten.
Aber vor allem wollen sie nicht, dass das Fell des Bären vor dem Erlegen verteilt wird. Ich will damit sagen, dass der Wilhelm-Leuschner-Platz erst bebaut werden darf, wenn ein Bebauungskonzept durch eine große Bürgerzustimmung getragen wird.
Deshalb lehne ich die Vorlage DS 03287 ab und fordere die Stadtverwaltung auf, mit dem Freistaat zu verhandeln, dass die Ansiedlung der Institute auf der Alten Messe erfolgen kann.

Rede zur Vorlage DS 03287 „Verkauf durch die Stadt Leipzig Grundstück Windmühlenstraße / Grünewaldstraße in 04103 Leipzig, Flurstück 1182e, und Teilflächen der Flurstücke 1183, 1182d, 1182, 1181, 1180, 1179, 1178c, 1178d und 1182c der Gemarkung Leipzig“.