Fortschreibung des Stadtteilzentrenkonzeptes für das Stadtzentrum und Paunsdorf-Lehdenweg

Siegfried Schlegel

Wir können den Verwaltungsstandpunkt insofern nachvollziehen, als dass es nicht notwendig ist, das komplette Stadtteilzentrenkonzept fortzuschreiben.  Aber wir sehen angesichts des Einwohner- und Besucherzuwachses, der stadträumlichen Entwicklung sowie grundsätzlich veränderter Rahmenbedingungen im Einzelhandel durch Online-Handel, angesichts veränderter Ansprüche an Dienstleistungen, Kultur- und Freizeitangebote und Kirchen unmittelbaren Handlungsbedarf zur Fortschreibung des Stadtteilzentrenkonzeptes für die Stadtteile Zentrum und Paunsdorf. Die erfolgreiche Entwicklung unserer Stadt in den zurückliegenden fast 30 Jahren war kein Selbstläufer. Neben dem Engagement privater Investoren, kommunaler Gesellschaften, Wohnungsbau- Genossenschaften, städtischer sowie  Bundes- und Landesbehörden bedurfte es ebenso einer klugen, kreativen sowie engagierten  Stadt- und Raumplanung, weshalb allen städtischen Ämtern im Geiste des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sowie dem Oberbürgermeister, Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in besonderer Weise zu danken ist. Dies ist mir auch persönlich ein wichtiges Anliegen. Aber auch zahlreiche Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und des Stadtrates mit Fachhintergrund haben dies mit eigenen kreativen Ideen, Anträgen und Beschlüssen begleitet. Ab1991 musste dem Wildwuchs auf der sogenannten „Grünen Wiese“ Einhalt geboten werden. 
Während die Revitalisierung der Innenstädte in der Bundesrepublik erst 1998 ein wichtiges Thema wurde, initiierte deshalb die damalige PDS-Fraktion bereits 1991 die Erarbeitung eines „Stadtteilzentrenkonzeptes“, was es so in der Bundesrepublik noch nicht gab. Zunächst war die Stadtverwaltung bereit, ein Handelsnetzkonzept zu erarbeiten, das 1993 beschlossen wurde, obwohl wir von Anbeginn den breiteren Ansatz wie Berücksichtigung von Dienstleistung- Kultur- Bildungseinrichtungen oder bürgernahe Behördenaußenstellen im Fokus hatten. Bereits 1997 wurde mit der Fortschreibung ein solches Stadtteilzentren Konzept beschlossen. Anstatt einzelner Einkaufsprachtstraßen stand für die Verwaltung und den Stadtrat immer eine ganzheitliche Entwicklung des Stadtzentrums und des Rings im Fokus. Ging es doch ebenso in den Gebäuden um vertikale Nutzungsmischungen mit Einzelhandel, Gastronomie Dienstleistungen oder Büros und Hotels sowie ganz wichtig die Sicherung von Anteilen für Wohnen in den oberen Geschossen. Manchmal - auch gegen den Widerstand der Architekten - waren auch der Erhalt und die Entwicklung attraktiver grüner Freiräume für alle Generationen aber auch mit Spielangeboten für Kinder. Nicht zu Unrecht wird Leipzig im In- und Ausland immer wieder gelobt. Besondere Bedeutung für die Entwicklung des Stadtzentrums hatten die nicht auf einen Platz konzentrierten Einzelhandelsanker, sondern die im Norden, im Osten und Süden des Zentrums verteilten heutigen Höfe am Brühl und Hauptbahnhof, Karstadt-Kaufhaus und der neue Kaufhof  für die flächendeckende ganzheitliche Entwicklung des Stadtzentrums. Deshalb ist die Schließung des Karstadt-Kaufhauses in der Petersstraße ein gewichtiger Einschnitt mit Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung und das gesamte Stadtgebiet. Dafür braucht es dringend eine adäquate Ankernutzung, um nach der Schließung der Baulücke und des Burgplatzloches die Entwicklung nicht nur zu erhalten, sondern zu befördern.  In den letzten Wochen wurde über die Absicht eines Investors informiert, im B-Zentrum Paunsdorf-Center ein Kinozentrum und weitere Freizeit- und Erlebnisangebote zu schaffen. Bei den beiden B-Zentren in Grünau und Paunsdorf, aber auch den C- und D-Zentren und ohne die Nahversorger zu vernachlässigen, hat Leipzig immer Augenmaß bewiesen. Dabei geht es weniger um das „Ob“, sondern um das „Wie“ und das Maß. Es kann nicht das Ziel für Leipzig sein, gleichartige Angebote in anderen Stadtteilen oder in Orten des Umlandes mit zentralörtlichen Funktionen zu gefährden.
Leipzig steht für feste Stadt-Umland-Kooperationen mit den Landkreisen Nordsachsen und Leipziger Land. In Bezug auf die Stadt Halle, den Saalkreis oder Merseburg gibt es dies trotz anderslautender Beteuerungen nur partiell, wie beim Elster Saale-Kanal. Aber auch die stadträumlich unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung oder  sich ändernde Rahmenbedingungen wie Internethandel, Ansprüche an Dienstleistungen, Kultur- und Freizeitangebote müssen betrachtet werden. Das geht nur mit der Bevölkerung und den unterschiedlichen Akteuren in der Region, weshalb auch der in der Endphase der Fortschreibung befindliche Regionalplan Leipzig – Westsachsen von besonderer Bedeutung ist.
 

Rede zum Antrag A 07943 der Fraktion DIE LINKE „Fortschreibung des Stadtteilzentrenkonzeptes (Neufassung)“