Bauelementevorfertigung auf verkehrsgünstigen Gewerbearealen

Siegfried Schlegel

Leipzig gehört zu den am schnellsten wachsenden Großstädten in Deutschland vor allem was die Bevölkerung, aber auch und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Wirtschaft, Verwaltung oder Wissenschaft und Forschung angeht. Dynamisches Wachstum gibt es durch die Vernetzung auch in weiteren Kommunen in der Region Mitteldeutschland vor allem im Umfeld von Wirtschaftszentren.  

In den zurückliegenden Jahren ist der Bedarf an kurzfristig zu erstellenden Gebäuden und baulichen Anlagen im Wohnungs- und Gewerbebau sowie für öffentliche Bauten in der Stadt und der Region stark angewachsen. Dieser wachsende Bedarf in der Region kann derzeit nur unter Inkaufnahme weiter Transportwege gedeckt werden. Dem Nachfragedruck nach einer Vielzahl neuer bezahlbarer Wohnungen und Einrichtungen des Gemeinbedarfs ist hinsichtlich Tempo und Kosten nur mittels typisierter und seriell hergestellter Bauelemente in Klein- oder Großserie oder auch Einzelfertigung zeitnah beizukommen. Trotzdem sollen flexibel gestaltete Gebäude entstehen, die differenzierten Nutzungsanforderungen sowie unterschiedlicher Kubaturen oder Standortbedingungen gerecht werden. Dies ist insbesondere bei innerstädtischen Bauten wie bei Lückenschließungen sowie im Anpassbau an bestehende Gebäude bedeutsam. So kamen beispielsweise Fertigteilkonstruktionen beim Bau von Asylbewerberunterkünften auch mit längerer Nutzungsdauer oder bei Ergänzungsbauten für Klassenzimmer an Schulen zum Einsatz, um kurzfristig den zusätzlichen Unterrichtsraumbedarf für die DAZ-Klassen zu decken. In den 1990-er Jahren wurde gern von einem Bauboom gesprochen, der aber nur an einer ungewohnten Anzahl von Baukränen festgemacht wurde, die damals ausreichend zur Verfügung standen. Den wirklichen Bauboom gibt es erst seit den letzten Jahren mit den innerstädtischen Lückenschließungen oder auf dem Entwicklungsgebiet Alte Messe sowie den universitären und Forschungsbauten.  

Deshalb hatten wir im September vergangenen Jahres den Antrag gestellt, dass die Stadt städteplanerisch eine zeitnahe Entwicklung von Gewerbearealen für eine verkehrsgünstige Ansiedlung von Vorfertigungsstätten für Bauelemente mit Nähe zu Autobahnauf- und abfahrten sowie mit Anbindungen an das innerstädtische Hauptstraßennetz befördert, um den Bedarf in der Stadt und der Region verkehrs- und preisgünstig abdecken zu können. Durch den Autobahnring sind auch viele leistungsfähige Autobahnknoten sowie Auf und Abfahrten um Leipzig herum neu entstanden oder wurden ausgebaut. Diese zentrale Lage Leipzigs sowie die fachspezifischen Forschungs- und Lehreinrichtungen und Planungsbüros dürften die Entwicklung der Bauindustrie im vergangenen Jahrhundert stark befördert haben.  

Auch wenn sich großformatige Bauelemente selten über Schienenwege transportieren lassen, so dürften doch Gleisanbindungen insbesondere für Massenbaustoffe und kleinere Bauteile interessant sein. Insofern sind wir über den ablehnenden und rückwärts gewandten Verwaltungsstandpunkt verwundert. Aber vielleicht fehlt der Verwaltung auch der sprichwörtliche Plan. Befinden sich doch seit Jahren Fachpläne des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes in der Erarbeitung oder im Verwaltungsumlauf. 

So wurde die Stadtverwaltung durch einen einstimmigen Stadtratsbeschluss schon 2016 auch zur Fortschreibung des Fachplans Wirtschaft und Arbeit verpflichtet worden. Bis heute ist nicht einmal ein Entwurf bekannt. Außer für den Nordraum gibt es keine stadträumlichen Strategien zur Entwicklung von Gewerbestandorten. Dass dies gut durchdacht sein will, wird auch die heutige Debatte um die Erweiterung des Kiestagebaus in Rückmarsdorf zeigen.  

Gleich wie der Stadtrat heute beschließt, das Leben wird die Notwendigkeit erzwingen, wenn die Stadt als Wirtschaftsstandort im Wettbewerb auch innerhalb der Region nicht auf der sprichwörtlichen Strecke bleiben will. Dies wäre insofern fatal, wenn diese Zusammenhänge schon heute bekannt sind. Erinnert sei nur an das Thema Nachnutzung vorhandener in industrieller Bauweise errichteter Schulgebäude, sollten diese doch in großer Zahl abgerissen und durch neue ersetzt werden, wodurch nicht nur Werte menschlicher Arbeit ohne Not zerstört wurden, sondern auch Jahre verstrichen, was uns heute auf die Füße fällt.

Rede zum Antrag der Fraktion DIE LINKE A 06351 „„Verkehrsgünstige Gewerbeareale zur Bauelementevorfertigung““