„Die gekränkte Stadtverwaltung“

William Grosser

Es war einmal ein Unternehmer, der die Unaufmerksamkeit der Stadt ausnutzte. Er wandelte, ohne baurechtliche Grundlage, ein Haus zu einem Altenheim um.
Als aber die Stadt bemerkte, dass sie selbst lange geschlafen und dieser böse Unternehmer ihren Tiefschlaf ausgenutzt hatte, wurde sie sehr sehr böse und befahl dem Missetäter alles rückgängig zu machen.
Nun hatten sich aber schon viele alte Leute in diesem Haus eingemietet. Die aber waren damit überhaupt nicht einverstanden, weil sie dann nämlich ausziehen müssten. Der Unternehmer nutzte diesen Protest und hatte schon wieder die Nase vorn, weil er die alten Leute als Geiseln nutzen konnte. Die Stadt stand plötzlich und öffentlich als Bösewicht da und alle Welt rügte sie dafür, dass sie die Alten verjagen wolle.
Weil die Stadt aber sehr gekränkt war und deshalb nicht mehr klar denken konnte, hielt sie an ihrem Befehl gegenüber dem Unternehmer fest. Aber weil die öffentlichen Stimmen des Unmuts über den geplanten Rauswurf der alten Leute immer lauter wurden, wollte man doch ein Zeichen setzen. Man genehmigte das weitere Wohnen der alten Leute bis ein Gericht zwingend feststellt, dass der Unternehmer die Hausnutzung rückgängig machen muss. Und weil die Stadt zwar geschlafen hatte aber trotzdem im Recht ist, wird der Richter ihr auch Recht geben.
Nur müssen dann auch die Alten raus. Damit, so glaubt die Stadt, ist der schwarze Peter nicht mehr bei ihr, zumal sie dem bösen Unternehmer ja gesagt hat er solle ein neues anderes Haus bauen oder finden, wohin dann die Alten können. Wie es den Geiseln bzw. den alten Leute bei diesem Deal geht, wurde von allen Seiten ignoriert.
Plötzlich kommen zwei Stadträte daher und wollen eine einfache Lösung, die vor allem den betroffenen Alten hilft. Die Stadt solle dieses Haus aus dem bestehenden B-Plan ausgliedern. Dieser Vorschlag bedeutet aber, das sich der böse Unternehmer noch mehr ins Fäustchen lachen könnte und das will die gekränkte Stadt auf keinen Fall. Deshalb prasselte ein Geschrei über die beiden Stadträte nieder, Zeter und Mordio wird gerufen, nur weil es zwei Don Quichottes gibt, die es gewagt hatten am Willen für eine gute Lösung der Stadt zu zweifeln. Es wurde ein Popanz rechtlicher und finanzieller Risiken aufgeblasen, der, wenn man ihn genau betrachtet, sich als Luftblase herausstellt. Schadenersatzforderungen als finanzielle Risiken für die Stadt werden ins Spiel gebracht, die aber bei Lichte gesehen kleiner sind als der bereits eingetretenen moralischen Schaden für uns alle.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich liebe die Geschichte um Don Quichotte, der auf aussichtslosen Posten dennoch für das Gute kämpft. Deshalb werde ich dem Antrag der Beiden gerne zustimmen und rufe sie auf das Gleiche zu tun.

Rede zum Antrag A 02378 „Seniorenwohnanlage "Amalie", Schongauer Str. 41“