Beim Sporthallenbau Grundschule Bernhard-Görings-Straße schließt sich ein Kreis

Siegfried Schlegel

Am 1. September vor genau 50 Jahren begann ich meine berufliche  Karriere auf dem Bau. Da gehörte Mauern, Betonbau und Putzen an Kitas ebenso dazu wie ein Montagepraktikum auf der Wohnungsbaustelle der Straße des 18. Oktober im kalten Winter 1969-1970. Aber auch der Schulstandort der ehemaligen 3. Arthur-Hoffmann-Oberschule ließ mich in meiner beruflichen und politischen Karriere seit seiner Errichtung nicht los. Da eine Fernwärmeanbindung des Standortes im Zuge der Erschließung des heutigen Amtsgerichtes erst 1972 erfolgte, mussten wir kurzfristig ein provisorisches Heizhaus an und innerhalb  eines leergezogenen Mehrfamilienhauses auf dem Schulareal einrichten, wo sich bis 1960 eine Betonelementewerk für die umgebenden Wohnungsbaustellen befand. 1972 als Jungfacharbeiter baute ich mit an der Fertigstellung eines inzwischen abgerissenen  Mehrzweckgebäudes mit Speise- und Versammlungsraum, einer Ausgabeküche sowie der Einfeld-Typensporthalle KT 60 aus dem Mertallleichtbaukombinat. Diese Sporthalle erreichte in der Baufachwelt schon wenige Jahre später ungewollte Bekanntheit, weil sie schon drei Jahre später innerhalb einer halben Stunde fast vollständig abbrannte. Ausgelöst wurde der Brand durch einen Kabelbrand in der doppelt hinterlüfteten Leichtbauaußenfassade aus Polystyrolkerndämmung und beidseitigem Well-Alu-Blech. Diese Zwischenräume erzeugten eine Kaminwirkung, weshalb sich ein hochbrennbares Gasgemisch aus dem zerschmelzenden Polystyrol schlagartig ausbreiten konnte. Nicht auszudenken, wenn dies während des Unterrichts erfolgt wäre. Fortan wurden Stützkernelemente fast ausschließlich aus einer Polyurethandämmplatte mit Alu- oder Stahlblechbeplankung ohne Hinterlüftung hergestellt. Außerdem wurden die Prüfvorschriften geändert, wonach das Brennverhalten nicht mehr der einzelne Baustoffen sondern an Bauteilsegmenten geprüft wurde. Dies ist noch heute an der rasch wieder aufgebauten Sporthalle sichtbar. Es war ein Gebot der Vernunft, nicht nur den Schulneubau der Kurt-Masur-Grundschule bei Verzicht einer großzügigen  Sportanlage zu errichten, sondern auch das vorhandene in industrieller Stützen-Riegelbauweise errichtete Schulgebäude  zu sanieren, obwohl diese ursprünglich abgerissen werden sollte. Bei der in  Metallstabnetzkonstruktion errichteten Einfeld-Sporthalle ist eine Erweiterung zur Deckung des größeren Sporthallenflächenbedarf nicht wirtschaftlich darstellbar, da eine Erweiterung der Gebäudegrundfläche, wegen der ausgereizten Schulfreifläche nicht möglich ist. Beginnend mit den beiden gestapelten Sporthallen am Heisenberggymnasium  hat die Stadt bereits seit Jahren gute Erfahrungen mit solchen Bauten gemacht. Diese Zusammenhänge wissend, macht die Entscheidung für jemanden leicht, der  am ursprünglichen Bau beteiligt war und um die Mühen der Bauleute weiß,  einem Ersatzbau zuzustimmen.

Rede zur Vorlage VI-8245 „Baubeschluss Schule an der Bernhard-Göring-Straße, Grundschule Bernhard-Göring-Str. 107, Neubau Zweifeldsporthalle“