Alle Kinder, unabhängig von ihrer körperlichen und geistigen Verfassung, sollen einen Spielplatz nutzen können

Werner Kujat

Wir sollten „alle erforderlichen Maßnahmen [treffen], um zu gewährleisten, dass Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern alle Menschenrechte und Grundfreiheiten genießen können.“

Wir sind verpflichtet „sicherzustellen, dass Kinder mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen Kindern an Spiel-, Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten teilnehmen können.“

Das ist keine linke Propaganda, sondern steht in der UN-Behindertenrechtskonvention im Artikel 7, Satz 1 und im Artikel 30, Satz 5 d.
Das sind keine Sonderrechte oder Zugeständnisse. Das sind Menschenrechte.
Deutschland hat diese 2009 ratifiziert und wir als Stadt können das Recht auf Teilhabe befördern.

Herr Riedel von der CDU beantragte ein barrierefreies Rathaus, wir LINKE beantragen barrierefreie Spielplätze. Genauer wollen wir, dass in jedem der zehn Stadtbezirke mindestens ein Spielplatz mit barrierefreien Spielgeräten für verschiedene Zielgruppen beeinträchtigter Kinder und Jugendlicher ausgestattet wird.
Das betrifft mit der Zahl von Ende 2015 exakt 1.520 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, davon 936 unter 15 Jahren.
Als barrierefrei ausgeschriebene Spielplätze gibt es hingegen nur 5.

Alle Kinder, unabhängig von ihrer körperlichen und geistigen Verfassung, sollen einen Spielplatz nutzen können.
Wichtig sind die barrierefreie Erreichbarkeit und die Bespielbarkeit.

Die Erreichbarkeit nützt nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Eltern, die z. B. Rollstuhl fahren.
Und: Die Wege von der Wohnung bis zum barrierefreien Spielplatz müssen kurz sein. Es muss auch klar sein, wo solche Spielplätze sind.

Laut Verwaltungsstandpunkt soll es ein barrierefreies Spielgerät je Spielplatz geben. Es wäre ein Fortschritt, ist aber nicht genug und vor allem nicht umfassend. Wir wollen barrierefreie Elemente neben den bestehenden. Mehrere.

Denn Beeinträchtigung und Bedürfnis sind nicht gleich Beeinträchtigung und Bedürfnis. Wir brauchen Angebote, also Spielgeräte, für RollstuhlfahrerInnen, für Blinde, für Menschen mit so genannter geistiger Beeinträchtigung und und und – je nach Bedürfnis.

Die Elemente sind auch ganz unterschiedlich gestaltet: Das sind schwellenfreie Emporen, farblich gekennzeichnete Klettergerüste, Wippen und Schaukeln mit zusätzlichen Halterungen, das sind Klangelemente und das ist auch die rollstuhlgeeignete Kotzmühle. Sowas fetzt. Sowas ist wichtig für Kinder. Sowas brauchen wir.

In die Neufassung des Antrags haben wir zur Finanzierung noch ergänzt:
"Die dafür notwendigen finanziellen Mittel werden zusätzlich in die Budgets für Spielplatzneubauten und Instandhaltung von Spielplätzen zur Verfügung gestellt."

Werte KollegInnen: Wir wollen eine Stadt, die für alle da ist. Spielplätze, die für alle da sind.
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen schon behinderte Begegnungen hatten. Und ich weiß auch nicht, wie viele von Ihnen Behinderungserfahrungen haben. Aber gebrauchen Sie Ihren Verstand und befragen Sie Ihr Inneres.
Spielplätze müssen für alle Kinder nutzbar sein, egal ob mit oder ohne Behinderung. Niemand darf ausgeschlossen werden. Dieser soziale Aspekt fußt auf dem Recht auf Teilhabe und hat etwas mit Vernunft zu tun.

Übrigens: Barrierefreiheit nützt allen. Barrierefreie Spielplätze können auch von Kindern ohne Behinderung genutzt werden.

In diesem Sinne: Inklusion geht uns alle an. Stimmen Sie dem Antrag zu.

Rede zum Antrag der Fraktion DIE LINKE A-03910 "Barrierefreie Spielplätze"