VII-A-09854 Alleinerziehende in Leipzig wirksam unterstützen und entlasten

Fraktion Die Linke

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister prüft die Einrichtung einer kommunalen Beratungsstelle, die explizit für Alleinerziehende (Soloeltern/ Einelternfamilien) familienformspezifische Beratung anbietet, Unterstützungsangebote bündelt und entlastende Hilfestellungen leistet.

Zum Angebot sollten folgende Leistungen gehören:

  1. Beratung bei finanziellen Problemen, Unterstützung bei der Beantragung von Transfer-, Sozialleistungen (z. B. Unterhaltsvorschuss, Wohngeld, Kinderzuschlag, Leistungen für Bildung und Teilhabe, Mehrbedarf im SGB II) sowie von Fördergeldern,  Leipzig-Pass oder sächsischem Familienpass,
  2. digitale Beratung auch in den Abendstunden (siehe z. B. Angebot des SHIA e. V. analog der „Spätschicht für Alleinerziehende“),
  3. Entwicklung und Durchführung von Familienbildungsangeboten, Workshops und Bewegungsangeboten,
  4. Vermittlung von für Einelternfamilien geeigneten erschwinglichen Freizeit-, (Kurz)Urlaubs-, Ferien-, Reha- und Kurangeboten sowie zu Institutionen, die dafür Fördergelder ausreichen,
  5. Vermittlung und Organisation von flexiblen Betreuungsmöglichkeiten, Hol- und Bring-Diensten, Begleitservice sowie praktischen Alltagshilfen insbesondere in den Randzeiten,
  6. sofortige Hilfe bei kurzfristig erforderlicher Betreuung in akuten Notsituationen (z. B. Krankheit),
  7. Einrichtung und Pflege einer digitalen Kinderbetreuungsplattform, eines Veranstaltungskalenders und einer Austauschplattform für die gesamte Stadt Leipzig,
  8. Schaffung, Organisation und Betreibung eines festen Anlaufpunktes für Treffen von Alleinerziehenden und ihren Kindern,
  9. Vermittlung von lokalen Hilfe- und Selbsthilfeangeboten aller Art (z. B. Kulturpatenschaft, Omaservice, Angebote von Vereinen und Organisationen oder in Familienzentren mit Alleinerziehenden spezifischen Angeboten),
  10. Orientierungshilfe in Überlastungs-Situationen, Vermittlung präventiver sowie psychologischer- oder therapeutischer Hilfe,
  11. Unterstützung zu Vermittlungsangeboten bei der Erlangung von Schul-, Studien-, Berufs- und Umschulungsabschlüssen, Weiterbildungen, Eingliederung/ Wiedereinstieg, Jobfindung oder -wechsel unter der Berücksichtigung der Familienform Alleinerziehend,
  12. Rechtsberatung (in Grundzügen) für Alleinerziehende und in Trennung befindliche Menschen.

Begründung:

Alleinerziehend, auch Soloeltern oder Einelternfamilien genannt, ist zunehmend ein Familienmodell, das immer mehr Leipziger*innen betrifft (aktuell knapp 15.000). Hier bestehen besondere Bedarfe, um den Alltag zu meistern.

Oft gibt es finanzielle Nachteile, da eine Berufstätigkeit nur schwer in Vollzeit ausgeübt werden kann und zustehende Unterhaltszahlungen der Ex-Partner*innen ausbleiben sowie Familienleistungen bei geringem Einkommen gegengerechnet werden. Es fehlt an Zeit, um nötige Recherchearbeiten nach Hilfsmöglichkeiten zu leisten, gleichzeitig aber Kinderbetreuung, Job (oder Jobsuche) und Ausbildung, Freizeitaktivitäten und Haushaltsführung zufriedenstellend zu bewältigen.

Es kommt zu Mehrfachbelastungen, die an den Kräften der Alleinerziehenden zehren, nötige Auszeiten oder gar Krankschreibungen sind nur mit Unterstützung möglich.

Bisher bietet die Stadt Leipzig kein spezielles Beratungs- und Hilfsangebot für Alleinerziehende an – sie laufen immer nebenher als eine Problemgruppe von vielen. Ein erster Aufschlag war die im letzten Jahr von der Stadt Leipzig durchgeführte Konferenz. Es wird Zeit, den Worten nun Taten folgen zu lassen und bisherige Angebote zu bündeln sowie auszubauen.

In Abgrenzung zu den allgemeinen bereits bestehenden Angeboten in Leipziger (wie Familienberatungen, Jobcenter, Agentur für Arbeit) wird in einer Beratungsstelle für Alleinerziehende diese eine Zielgruppe fokussiert, so ist sofortige unterstützende Hilfe ohne lange Wartezeiten möglich. Ziele sollten sein: Prävention, Stabilisierung und Förderung von Einelternfamilien, Begleitung von Alleinerziehenden /Soloeltern in psychosoziale und wirtschaftliche Unabhängigkeit und nicht zuletzt Erhöhung der Teilhabemöglichkeiten und Chancen für Kinder aus alleinerziehenden Haushalten.