VII-A-09092 Das kommunale Netzwerk für Familien mit einer psychischen Erkrankung und/ oder Suchterkrankung stärken!

Fraktion DIE LINKE

Beschlussvorschlag:

1. In Anlehnung an den Abschlussbericht der Bundesarbeitsgruppe Kinder psychisch- und suchtkranker Eltern erarbeitet die Stadt Leipzig ein kommunales Gesamtkonzept, welches Familien mit einer psychischen Erkrankung und/ oder Suchterkrankung bestmöglich unterstützt und begleitet. Dazu sind insbesondere folgende Punkte umzusetzen:

I. betroffene Familien frühzeitig identifizieren und ihnen leistungsbereichsübergreifende, passgenaue Angebote offerieren (Lotsensystem),
II. Ausbau der Kooperation und Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Leistungssystemen (gegenseitige Information und Zusammenarbeit Übergänge gestalten),
III. Schaffung einer Stabsstelle auf kommunaler Ebene, welche die vielfältigen Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten der Stadt Leipzig miteinander verbindet und gleichzeitig notwendige Bedarfe sichtbar macht,
IV. Das Gesamtkonzept ermöglicht Familien einen niederschwelligen und bedarfsgerechten Einstieg.

2. Darüber hinaus findet ein regelmäßiger Austausch zwischen allen Akteur*innen der relevanten Leistungsbereiche (Jugendamt, Sozialamt, Gesundheitsamt, Psychiatrie/KJP etc.) statt. Gegebenenfalls sollte die Schnittstelle bzw. Einbindung der PsychAG unter Leitung des städtischen Psychiatriekoordinators, welche bereits o.g. Netzwerkpartner*innen bündelt, geprüft werden und in das Vorhaben eingebunden sein. Damit kann die kontinuierliche Weiterentwicklung des Gesamtkonzeptes gewährleistet werden.

3. Schaffung und Sicherstellung des Bestandes von vielfältigen Beschäftigungsangeboten über das gesamte Stadtgebiet, um betroffenen Jugendlichen und Eltern eine sinnstiftende Tätigkeit zu ermöglichen.

4. Die Stadt Leipzig verfolgt im Bereich der psychischen Gesundheit den Ansatz der Prävention und frühzeitige Intervention gemäß dem Motto „vom Brandlöscher zum Brandmelder“.

 

Begründung:

Die Zahl der Familien mit einer psychischen Erkrankung und/oder Suchterkrankung steigt kontinuierlich an. Die betroffenen Familien haben oftmals hochkomplexe Bedarfslagen und müssen sich gleichzeitig mit unterschiedlichen Leistungssystemen auseinandersetzen, deren Zugänge an vielen Stellen intransparent erscheinen. Des Weiteren fehlen in der Stadt Leipzig Strukturen, die eine Steuerung, Entwicklung und Planung zwischen diesen Bereichen ermöglicht. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass die Suche und der Zugang zu Unterstützung und Begleitung für diese Familien eine kaum zu bewältigende Herausforderung darstellen. Infolgedessen kommt es häufig dazu, dass die Familien trotz vorhandener Angebote nicht die benötigten Hilfen erhalten bzw. besteht das Risiko, das Hilfeprozesse frühzeitig abgebrochen werden. Des Weiteren lässt sich in diesem Kontext auch ein deutlicher Anstieg der Inobhutnahmen konstatieren, welche das System Familie in eine weitere Krise stürzt.

Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden, denn nur so können wir den Familien ein individuelles und vor allem bedarfsgerechtes Angebot zuteilwerden lassen, welches langfristig eine stabilisierende Wirkung erzielen kann. Das gesamte Familiensystem muss hierfür in den Blick genommen werden.

Um den betroffenen Familien verlässliche Hilfen anbieten zu können und sicherzustellen, dass vor allem Kinder und Jugendliche die notwendige Unterstützung erhalten, müssen die bestehenden Hilfesysteme untereinander vernetzt und verbindliche Verfahrensweisen vereinbart werden. An dieser Stelle sind gerade präventive und komplexe Hilfen für Familien unerlässlich. Ein zentraler Baustein stellt an dieser Stelle auch ein sinnstiftendes Beschäftigungsangebot dar, welches es den Betroffenen ermöglicht ihre Selbstwirksamkeit wiederzuerlangen und ein wirkungsvolles Instrument zur Hilfe zur Selbsthilfe offeriert. Dadurch kann das Familiensystem langfristig gestärkt werden und der professionelle Unterstützungsbedarf sukzessive abgebaut werden. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, dass das Rückführungskonzept der Stadt Leipzig eine ganz andere Wirkung entfalten könnte. Zudem muss das kommunale Gesamtkonzept zu einer Entstigmatisierung der betroffenen Familien beitragen (Maßnahmen: Öffentlichkeitsarbeit, kontinuierliche Weiterqualifizierung der Fachkräfte, etc.). Dadurch könnte es zudem gelingen, dass sich über die Zeit bei allen Akteurinnen und Akteuren eine gewisse Handlungssicherheit und damit auch Transparenz einstellen kann.

Darüber hinaus sollte die Verwaltung Kontakt zur Auridis-Stiftung aufnehmen, um die Anlauffinanzierung ermöglichen zu können.

Weiterführende Informationen:
Kinder psychisch kranker Eltern | Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) (fruehehilfen.de)
Praxis & Hilfe - Kommune für Familien (kommune-fuer-familien.de)
Seelische Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Kindern und Eltern während der COVID-19-Pandemie (aerzteblatt.de)

Downloads – Münchner Hilfenetzwerke
fitkids.de
Für eine Gesellschaft, in der Kinder gut aufwachsen | Auridis Stiftung (auridis-stiftung.de)