VII-A-08654 Maßnahmen für die Versorgung und Unterbringung junger wohnungsloser Menschen

Fraktion DIE LINKE, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, SPD-Fraktion

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, durch das Sozialamt und unter Einbeziehung der AG Recht auf Wohnen bis Mitte 2024 konkrete Maßnahmen für die Versorgung und Unterbringung junger wohnungsloser Menschen zu erarbeiten. Hierbei sind in Kooperation mit dem Amt für Jugend und Familie insbesondere die Schnittstelle zwischen Maßnahmen der Wohnungslosenhilfe und Leistungen nach SGB VIII auszuloten und die Kooperation der Dienste zu verbessern.Dabei ist darauf zu achten, dass bereits für den kommenden Winter eine Interimslösung für junge wohnungslose Menschen realisiert wird, dies kann z.B. durch die Anmietung von Apartments in einem Hostel zzgl. einer sozialen Betreuung geschehen.

Begründung:

Der Bedarf für unter 27jährige wohnungs-/obdachloseMenschen ist stark steigend. Noch vor dem kommenden Winterhalbjahr ist dringlich eine Notschlafstelle einzurichten. Die Zahlen können aus der Akteursszene nur überschlagsweise erhoben werden.

Aktuell besteht beim Leipziger Jugendwohnen allein ein nachgefragter Bedarf von 178 jungen Menschen. Diese kommen zu fast 70 % aus der Wohnungslosigkeit und zu 1/4 sogar aus Obdachlosigkeit. Darüber hinaus sind weitere Fälle anzunehmen, die außerhalb der Wahrnehmung des Jugendwohnens sind. Die Bedarfe dieser jungen Menschen geht in aller Regel auch über das aktuell aus der Kinder- und Jugendförderung finanzierte Angebot des Jugendwohnens hinaus, da häufig Drogenkonsum und psychosoziale Problemlagen verschärfend für ihre Situation sind. Hier braucht es neben einem reinen Wohnunterstützungsangebot auch sozialpädagogische und sozial-therapeutische Unterstützung und Begleitung. Eine dazu bessere Abstimmung und Schnittstellenklärung zwischen Jugendamt und Sozialamt und die Weiterentwicklung bestehender Jugendwohnprojekte ist bereits mit dem Antrag VII-A-07760-NF-02 "Jugendwohnen - Angebot in der ganzen Stadt“ Thema im Stadtrat. Fakt ist, dass der Handlungsbedarf auch für die Entwicklung neuer Angebote hoch ist. 

Allein im Streetwork konnte jahrelang ein hoher Bedarf belegt werden. Kindernotdienst und Jugendhilfe zeigen starke Beanspruchung und es besteht eine hohe Dunkelziffer, verborgen durch Sofa- Hopping. Etwa die Hälfte der im vergangenen Winter im #homeplanetforhomeless-Projekt Untergebrachten waren unter 27 Jahre alt.

Im ersten Schritt ist eine eigene Notschlafstelle für junge Erwachsene nötig, denn junge Obdachlose kommen nicht in Notunterkünften für erwachsene Männer oder Frauen an. Sie haben andere Bedarfe, bedingt durch Kinderarmut, Erziehungshilfebedarf bei den Eltern und Traumatisierungen.
Tatsächlich lässt sich mit enormer Schnelligkeit ein Verfall der jungen Menschen auf der Straße beobachten, begleitet von einer Chronifizierung psychischer Erkrankungen, Drogenkonsum und Haft. Neben der Primärprävention von Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist die Sekundärprävention entscheidend. Wir schlagen konkret die vorgezogene Öffnung der inzwischen erworbenen Einrichtung vor, die als Anlaufpunkt in Hauptbahnhofnähe laut Wohnungslosenkonzept bereits in den letzten vier Jahren in Betrieb hätte gehen sollen.

Entsprechende Einrichtung und Vergabe der sozialen Betreuung sind zügig zu veranlassen.