VII-F-09607 Grünau Nord - WK VII retten

Stadtrat Sören Pellmann

Mit Beschluss des Stadtrates vom 12. November 2020 wurde die Stadtverwaltung beauftragt, ein kleinteiliges Konzept für Grünau-Nord, WK VII zu erarbeiten. Insbesondere ging es dabei um die Vor-Ort-Versorgung mit Lebensmitteln, einer Sparkasse, der Bibliothek und einer Postannahmestelle. Nach mehr als drei Jahren seit Beschlussfassung frage ich an:

  1. Wie ist der Arbeitsstand der Erstellung dieses kleinteiligen Konzeptes?
  2. Welche Teile davon wurden umgesetzt?
  3. Welche konnten nicht umgesetzt werden und warum?
  4. Welche konkreten Maßnahmen zur Sicherung der Nahversorgung mit Einkaufsmöglichkeiten, Sparkasse/Bankdienstleistungen, Post usw. wurden unternommen?
  5. Welche spürbaren Verbesserungen der o. g. Bedürfnislagen/Probleme in Grünau-Nord wurden erreicht?
  6. Welchen Austausch gab es mit den Anwohnerinnen und Anwohnern? Wie wurden sie einbezogen und wie läuft der aktuelle Dialog?
  7. Wie schätzt die Stadtverwaltung die aktuelle Entwicklungsperspektive für Grünau-Nord ein?

 

Antwort

  1. Wie ist der Arbeitsstand der Erstellung dieses kleinteiligen Konzeptes?

Seit September 2021 wird ein Quartierskonzept für die Wohnkomplexe (WK) 7 und 8 der Großwohnsiedlung Grünau erarbeitet. Das Konzept liegt im Entwurf vor und wird voraussichtlich im 1. Halbjahr 2024 in die Gremien kommen.

2. Welche Teile davon wurden umgesetzt?

Das Quartierskonzept sieht sowohl umfassende baulichen Maßnahmen vor als auch schnell und mit geringen finanziellen Mitteln umsetzbare „Sofort-Maßnahmen“.

Umgesetzt wurden bereits kleine Sofortmaßnahmen. Etwa wurde im März 2023 der Aktionstag „Wohlfühlen im Quartier“ auf dem Jupiterplatz (Zentrum WK 7) umgesetzt. Es gab zahlreiche Angebote für die Bewohner/-innen (z.B. Workshops, Kaffee und Kuchen, Lagerfeuer mit Stockbrot, Sauna, Schönheitsbehandlungen). Weitere „Sofort-Maßnahmen“ sollen in den kommenden Jahren umgesetzt werden.

3. Welche konnten nicht umgesetzt werden und warum?

Die baulichen Maßnahmen – insbesondere Freiflächenentwicklung, Rad- und Fußwege – konnten noch nicht umgesetzt werden. Das Quartierskonzept mit den darin verankerten Maßnahmenlisten muss zunächst beschlossen werden. Zudem sind für die Umsetzung der Maßnahmen finanzielle Mittel erforderlich, die es zunächst im Haushaltsplan zu verankern gilt.

4.Welche konkreten Maßnahmen zur Sicherung der Nahversorgung mit Einkaufsmöglichkeiten, Sparkasse/Bankdienstleistungen, Post usw. wurden unternommen?

Die Stadt Leipzig führt regelmäßig Gespräche mit Handels- und Dienstleistungsakteuren, hat aber keinen direkten Einfluss auf die Ansiedelung von Nahversorgungsunternehmen, Dienstleistern, Sparkasse und Post. Auf der Ebene der Stadtteilentwicklung können lediglich Anreize und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Entsprechend sieht das Quartierskonzept die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Freiflächen sowie Anbindung durch Fuß- und Radwege vor (siehe auch Antwort zu VII-F-09608).

5. Welche spürbaren Verbesserungen der o. g. Bedürfnislagen/Probleme in Grünau-Nord wurden erreicht?

Das Quartierskonzept ist noch nicht beschlossen. Erst mit der Umsetzung kann abgeschätzt werden, welche Effekte das Quartierskonzept in Grünau-Nord erreichen wird.

6. Welchen Austausch gab es mit den Anwohnerinnen und Anwohnern? Wie wurden sie einbezogen und wie läuft der aktuelle Dialog?

Es wurden bisher folgende Beteiligungsformate umgesetzt:

  • Beteiligungsaktion auf dem Selliner Platz (Zentrum WK 8) und im Anschluss Vorstellung im Quartiersrat Grünau am 11.04.2022
  • Beteiligungsaktion auf dem Jupiterplatz (Zentrum WK 7) am 25.04.2022
  • Beteiligungsaktion „Wohlfühlen im Quartier“ auf dem Jupiterplatz am 17.03.2023
  • Vorstellung im SBB West am 17.04.2023

Im Zuge der Beteiligungsaktionen wurden die Anwohner/-innen nach Orten mit Entwicklungspotenzialen und ihren Lieblingsorten befragt. Ebenso sollten sie ihre Ideen für künftig umzusetzende Maßnahmen einbringen. Ein erster Entwurf des Quartierskonzeptes WK 7 und WK 8 wurde im Rahmen des Aktionstags „Wohlfühlen im Quartier“ ausgestellt. Die Bewohner/-innen hatten die Gelegenheit, sich zum Entwurfsstand zu äußern.

Der Aktionstag wurde mit dem Quartiersmanagement Grünau sowie in WK 7 tätigen Trägern geplant und umgesetzt. Im Rahmen dieser Planung und Umsetzung wurden die aus Sicht der Akteure wichtigen Belange für die Quartiersentwicklung WK 7 / Grünau-Nord eingebracht. 

7. Wie schätzt die Stadtverwaltung die aktuelle Entwicklungsperspektive für Grünau-Nord ein?

Der Ortsteil Grünau-Nord musste durch Wegzüge in den vergangenen beiden Jahrzehnten deutliche Bevölkerungsverluste verkraften. Zeitweise hatte sich die Einwohnerzahl bezogen auf den Stand Anfang der 1990er Jahre mehr als halbiert. Zudem sind mit dem Kaufland Markt und den beiden Discounter-Standorten entlang der Lützner Straße (Netto, Lidl) starke Wettbewerber zum Nahversorgungszentrum „Jupiterstraße“ vorhanden.

In den letzten Jahren konnte eine Trendwende erreicht werden – die Einwohnerzahlen haben sich stabilisiert und ließen zuletzt deutlich positive Entwicklungen erkennen (+1.600 EW bzw. +21% seit 2010). Es sind zunehmend mehr jüngere, aber auch ältere sowie Menschen mit Migrationserfahrungen zugezogen. Aufgrund dessen haben sich neue Bedarfe ergeben, auf die reagiert werden muss (Integration, Barrierefreiheit, öffentlicher Raum etc.).

Im Umfeld des Zentrums „Jupiterstraße“ sind umfangreiche Maßnahmen zur Aufwertung der Bildungsinfrastruktur geplant. So sind mit dem Ausbau des Schulstandortes um das Max-Klinger-Gymnasium zum „Schulzentrum Grünau“ die bislang größten Einzelinvestitionen der Stadt Leipzig in die Schul-Infrastruktur verbunden. Insbesondere durch die Öffnung der Schulen zum Stadtteil (z.B. für Beratungsangebote, kulturelle Angebote oder für sportliche Aktivitäten) werden positive Wechselwirkungen zum Zentrum Jupiterstraße erwartet. Auch der mittel- bis langfristig geplante Neubau einer 3- bis 4-zügigen Grundschule an der Uranusstraße/Kometenweg wird perspektivisch zur Belebung des Zentrums beitragen.

Die letzten Gespräche der Verwaltung mit Handelsunternehmen zeigen, dass der Standort Grünau-Nord sukzessive wieder in ihren Fokus rückt. Auf die konkrete Investitionsentscheidung von Lebensmittelketten hat die Stadt Leipzig jedoch keinen direkten Einfluss. Die Stadt Leipzig schafft durch den „Stadtentwicklungsplan Zentren“ aber Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Vorhaben im Handelsbereich. In der aktuellen Fassung des „Stadtentwicklungsplan Zentren“ wurde der Standort Jupiterstraße erneut als Zentrum ausgewiesen und ist somit Vorrangstandort für Neubauten und Erweiterungen von Handelsbetrieben. Dies sichert Unternehmen einen größeren Gestaltungsspielraum als an anderen Standorten im Stadtgebiet zu. Bereits heute weist die Stadtverwaltung Handelsunternehmen bei laufenden Abstimmungsgesprächen regelmäßig auf den Standort Jupiterstraße hin und wird dies auch weiterhin tun.

Die städtebaulichen Missstände im öffentlichen Raum rund um das Zentrum „Jupiterstraße“ sollen mit Hilfe von investiven Maßnahmen gemäß dem Quartierskonzept angegangen werden, um Investitionsanreize für die Eigentümer der Gewerbeeinheiten zu schaffen.

Daneben birgt Grünau-Nord mit seinen zahlreichen Rückbauflächen ein sehr großes Entwicklungspotenzial. Diese Rückbauflächen sollen künftig vorwiegend für Freiflächennutzungen qualifiziert und mit neuen Nutzungen versehen werden. 

Eine weitere Maßnahme, mit der die Stadtverwaltung Entwicklungsimpulse für den Standort setzen will, ist der „Europan 17“ Wettbewerb.  An diesem architektonischen und städtebaulichen Ideenwettbewerb hat die Stadt Leipzig als auslobende Kommune 2023 teilgenommen. Ziel war dabei, Ideen und Visionen für die Belebung des Quartierszentrums Jupiterstraße (WK 7) in Grünau-Nord zu erhalten. Für den Standort in Leipzig wurden aus insgesamt 25 eingereichten Entwürfen 5 durch eine lokale Jury ausgewählt, welche vom 6.-23. Februar 2024 im Stadtbüro ausgestellt werden. Derzeit prüft die Stadtverwaltung das weitere Vorgehen zu den Wettbewerbsergebnissen.