VII-F-010120 Denken heißt überschreiten - das Ernst-Bloch-Jahr 2027 in Leipzig

SR Dr. Volker Külow

Der Philosoph Ernst Bloch starb am 4. August 1977 in Tübingen – seiner letzten Wirkungsstätte. „Denken heißt überschreiten / Prinzip Hoffnung“ steht auf dem gemeinsamen Grabstein mit seiner Frau Karola Bloch. Blochs Todestag jährt sich im Jahre 2027 zum 50ten Mal. In den 1950er Jahren lehrte er mit weithin leuchtender Strahlkraft an der damaligen Karl-Marx-Universität zu Leipzig. Legendär war der Ruf seiner Vorlesungen bei den Studierenden. Seine Leipziger Vorlesungen zur Philosophiegeschichte gelten längst als Klassiker in ihrer sehr eigenen Sicht auf Werden und Wirken von Denktraditionen von der Antike bis zur Renaissance.

Zu seinem 25. Todestag im Jahr 2002 wurde umfassend von der Stadt und der Universität Leipzig an Ernst Bloch erinnert. Damals gab es neben einem gemeinsamen Festakt diverse Ausstellungen und Veranstaltungen. Eine Gedenkplakette wurde an seinem damaligen Wohnhaus in Schleußig, in der Wilhelm-Wildt-Straße 8, angebracht. Der Freistaat Sachsen würdigt Ernst Bloch ausdrücklich mit anderen Persönlichkeiten in einer Übersicht „Bekannte Sachsen“ mit Verweis auf seine „Philosophie der Hoffnung“ (https://www.geschichte.sachsen.de/ernst-bloch-5524.html?_pp=%7B%7D).

In Leipzig redigierte er sein in den USA entstandenes dreibändiges Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“, ein philosophischer Klassiker zum Themenkomplex einer „konkreten Utopie“ mit facettenreichem Blick auf die Gestaltung von Gesellschaft ganz nach dem Blochschen Diktum: „Die Menschen wie die Welt tragen genug gute Zukunft.“ - mit weltweiter Referenz auch über die reinen Fachgrenzen hinaus.

Um die Ratsversammlung frühzeitig an den Vorbereitungen dieses Jubiläums beteiligen zu können, frage ich den Oberbürgermeister:

  1. Hat die Stadtverwaltung einen Überblick über die diversen Aktivitäten des Gedenkens an Ernst Bloch im Jahr 2002, wenn ja: bitte auflisten?
  2. Gibt es seitens der Stadtverwaltung bereits erste Überlegungen für die Ausrichtung des Jubiläumsjahres 2027? Wenn ja, welche?
  3. Wenn nein, welche Aktivitäten sind aus heutiger Sicht anzudenken? Wann soll mit den Vorbereitungen begonnen und wer soll eingebunden werden?
  4. Ist es beabsichtigt, dass es wie 2002 wieder zu einer engen Abstimmung zwischen Stadt und Universität Leipzig kommt? Und wenn ja, wer wird in der Stadtverwaltung die Vorbereitungen bündeln?
  5. Gibt es Überlegungen, für das Jubiläum spezielle Planungsmittel im DHH 2025/26 einzustellen? Wenn nein, warum nicht bzw. könnten im Entwurf der Verwaltung für den DHH 2025/26 noch spezielle Mittel eingeplant werden?
  6. Welche Möglichkeiten sieht die Stadtverwaltung, eine Schule nach Ernst Bloch zu benennen?
  7. Ist bekannt, in welcher Form der Freistaat Sachsen das 50. Todesjahr von Ernst Bloch würdigen bzw. sich an einer gemeinsamen Würdigung mit der Stadt Leipzig sowie der Universität beteiligen will? Wenn nein, in welcher Form könnte sich die Stadtverwaltung eine Beteiligung des Freistaates Sachsen vorstellen?

Antwort

1. Hat die Stadtverwaltung einen Überblick über die diversen Aktivitäten des Gedenkens an Ernst Bloch im Jahr 2002, wenn ja: bitte auflisten?

Der Stadtverwaltung sind folgende Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Ernst-Bloch-Jubiläum 2002 bekannt:

  • Bemühungen des Leipziger Stadtrates, ein Gedenken an Ernst Bloch zu initiieren (30. November 1999)
  • Gedenkfeier der Stadt Leipzig, gemeinsam mit der Universität Leipzig, u.a. mit Reden von Dr. Georg Giradet und Prof. Dr. Volker Bigl, sowie des Festredners und Publizist Friedrich Diekmann
  • Festschrift: „Ernst-Bloch-Ehrung der Stadt Leipzig 2002“, herausgegeben durch die Stadt Leipzig / Kulturamt
  • Gedenktafel am Wohnhaus Ernst Blochs, Wilhelm-Wild-Straße 8
  • Ausstellung „Stefan Moses photographiert Ernst Bloch“, Eröffnung am 4. August 2002 im Gohliser Schlößchen (https://friedrichdieckmann.de/text.php?id=38)
  • Überlegung, das Geisteswissenschaftliche Zentrum der Universität nach Bloch zu benennen: https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Fertigstellung_eines_Institutsneubaus_in_Leipzig_11865.html
  • Im Nachgang 2004, Ausstellung der Universität Leipzig in der Kustodie „Denken ist überschreiten – Ernst Bloch in Leipzig“, mit Publikation, hrg. Hiller von Gaertringen

2. Gibt es seitens der Stadtverwaltung bereits erste Überlegungen für die Ausrichtung des Jubiläumsjahres 2027? Wenn ja, welche?

Die Würdigung Ernst Blochs hat für die Stadt Leipzig einen hohen Stellenwert. Das Jubiläumsjahr 2027 bietet einen geeigneten Anlass, Blochs Bedeutung für Leipzig noch sichtbarer zu machen. Die einschlägigen Einheiten der Stadtverwaltung sind zum Thema mit Leipziger Wissenschaftseinrichtungen im Austausch. Konkret geht es um die Einrichtung eines Ernst-Bloch-Fellowships für internationale Forschende ab Postdoc-Niveau. Hier laufen Gespräche mit dem Freistaat Sachsen zu einer möglichen Finanzierung, die allerdings bisher abschlägig erfolgten.

Weiterhin wurde die AG „Straßenbenennung“ der Stadt Leipzig angefragt, ob der Namensvorschlag „Ernst Bloch“ aufgenommen werden könne. Im Ergebnis wird der Namensvorschlag bereits in der Liste geführt, eine baldige Benennung wurde aber aufgrund einer anderen Prioritätensetzung als unrealistisch eingeschätzt.  

3. Wenn nein, welche Aktivitäten sind aus heutiger Sicht anzudenken? Wann soll mit den Vorbereitungen begonnen und wer soll eingebunden werden?

Entfällt.

4. Ist es beabsichtigt, dass es wie 2002 wieder zu einer engen Abstimmung zwischen Stadt und Universität Leipzig kommt? Und wenn ja, wer wird in der Stadtverwaltung die Vorbereitungen bündeln?

Stadt Leipzig und Universität Leipzig werden sich eng abstimmen, in der Stadtverwaltung werden die einschlägigen Einheiten für die Vorbereitungen kooperieren.

5. Gibt es Überlegungen, für das Jubiläum spezielle Planungsmittel im DHH 2025/26 einzustellen? Wenn nein, warum nicht bzw. könnten im Entwurf der Verwaltung für den DHH 2025/26 noch spezielle Mittel eingeplant werden?

Aktuell gibt es keine dezidierte Anmeldung für den DHH 2025/26 vor dem Hintergrund der erheblichen Bedarfe im Kulturbereich. In Abhängigkeit der inhaltlichen Prüfung im Sinne der Antragsstellung und der Beschlussfassung des Freistaates zum Doppelhaushalt 2025/26 ist ggf. eine unterjährige Mittelbereitstellung zu prüfen.

6. Welche Möglichkeiten sieht die Stadtverwaltung, eine Schule nach Ernst Bloch zu benennen?

Das Verfahren zur Namensgebung für Schulen sieht vor, dass die Schulkonferenz einen Namen vorschlägt und ihn pädagogisch in den Schulalltag einbaut.

7. Ist bekannt, in welcher Form der Freistaat Sachsen das 50. Todesjahr von Ernst Bloch würdigen bzw. sich an einer gemeinsamen Würdigung mit der Stadt Leipzig sowie der Universität beteiligen will? Wenn nein, in welcher Form könnte sich die Stadtverwaltung eine Beteiligung des Freistaates Sachsen vorstellen?

Dies ist nicht bekannt. Eine Beteiligung des Freistaats Sachsen könnte in vielfältiger Weise erfolgen. Der Freistaat Sachsen war für eine Unterstützung am Ernst-Bloch-Fellowship angefragt, hat aber verneint. Es sollten deshalb weitere Gespräche geführt werden.