Überwindung von Wohnungslosigkeit bis 2030 – JETZT handeln!

Tag der Wohnungslosen

Seit 2018 beteiligt sich die Leipziger AG Recht auf Wohnen am bundesweiten Aktionstag zu Obdach- und Wohnungslosigkeit, den die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe BAG W e. V. ausgerufen hat. Anliegen des Aktionstages ist, Menschen mit und ohne Wohnung und Helfer*innen in einer „Hilfestraße“ über das Unterstützungsangebot für Betroffene von drohender und eingetretener Wohnungs- oder Obdachlosigkeit in Leipzig zu informieren. Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit in Deutschland müssen beendet werden!

Am 11. September 2022 stellen sich auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz vor der Stadtbibliothek Träger der Wohnungsnotfallhilfe, Streetworker*innen und weitere fachlich angrenzende Projekte sowie ehrenamtliche Initiativen vor und laden von 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr Leipziger*innen sowie Gäste der Stadt ein, ins Gespräch zu kommen. Am zentralen Infopunkt der AG Recht auf Wohnen wird es einen ansprechenden Fragebogen geben, mit dem Interessierte eingeladen werden, tiefer mit den anwesenden Akteur*innen ins Gespräch zu kommen.

Die Arbeitsgemeinschaft Recht auf Wohnen in Leipzig ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Mitarbeiter*innen aus Einrichtungen und Diensten der sozialen Arbeit, der Stadtverwaltung und Vertreter*innen der Stadtratsfraktionen von DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen und SPD. Verbindendes Grundinteresse der AG Recht auf Wohnen ist seit 1993 die Verhinderung und Beseitigung von Wohnungslosigkeit wie auch deren Ursachen und Folgen in Leipzig.

Die Coronapandemie hat verschärfend gezeigt, wie schnell Menschen in Notsituationen beim Wohnen kommen können und wie wichtig ein Netzwerk von Unterstützer*innen sein kann. Mit Blick auf die im Herbst erwarteten krisenhaften Steigerungen der Lebenshaltungs- und Energiekosten sind weitere Verschärfungen für arme Menschen zu befürchten.

Auf der Hilfestraße werden die Bahnhofsmission Leipzig, das Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen und der Tagestreff Oase der Leipziger Diakonie ihre Angebote den Leipziger*innen und Gästen vorstellen. Ebenso dabei sein werden der Leipziger Hilfebus des Suchtzentrums gGmbH und Streetwork-Projekte wie die Mobile Jugendarbeit des MachtLos e. V., Straßensozialarbeit im Amt für Jugend und Familie sowie die Mobile Alternative beim Zentrum für Drogenhilfe. Auch das Sozialamt Leipzig, Abteilung Soziale Wohnhilfen, und CABL e. V. werden über ihre Angebote aufklären. Aus dem Bereich der ambulant betreuten Wohnprojekte werden der Caritasverband Leipzig e. V sowie das Leipziger Jugendhaus Leipzig e. V./LeipzigerJugendWohnen - begleitetes Jugendwohnen für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren als niedrigschwelliges Angebot vor Ort über ihre Angebote informieren. Ebenso präsentieren sich ehrenamtliche Projekte wie TiMMi ToHelp e. V. Auch in diesem Jahr werden wieder Schlafsäcke als Winternothilfe für betroffene Menschen gesammelt.

 

Benjamin Müller, Leiter des Tagestreffs Oase, Diakonisches Werk Innere Mission Leipzig e. V.
„Mehr denn je ist vor dem Hintergrund der Inflation Wohnungslosenhilfe in unserer wachsenden Stadt Leipzig nur durch gemeinsame gesellschaftliche Beteiligung zu leisten. Es ist außergewöhnlich und spricht für Leipzig, dass ein gesamtes Netzwerk auf den Tag der Wohnungslosen und damit auf Wohnungslosigkeit aufmerksam macht. Dass wir mit unserem christlichen Tagestreff Oase ein Teil der AG Recht auf Wohnen und des gesamtstädtischen Hilfenetzwerks sind, ist ein großer Vorteil für unsere wohnungslosen Klientinnen und Klienten.“

Becky Wehle, Projektkoordinierung, Mobile Jugendarbeit des MachtLos e. V. :
„Mit dem Verlust der Wohnung geht der persönliche Schutzraum, die Basis für die Organisation des gesamten Alltags, verloren. Trotz der ständigen Schaffung von neuem Wohnraum nimmt Wohnungslosigkeit in Leipzig zu, denn dieser Wohnraum trifft weder den Bedarf von wirtschaftlich schwach gestellten noch von sozial benachteiligten Menschen. Auch junge Menschen trifft Wohnungslosigkeit immer öfter. Damit verringern sich auch ihre Chancen auf ein gutes Leben später, zum Beispiel, weil ohne Wohnung kaum eine Ausbildung möglich ist. Eine wachsende Stadt muss auch dafür sorgen, dass das Angebot des sozialen Wohnungsmarktes und der KdU-tauglichen Wohnungen ausreicht. Und sie muss passende Hilfsstrukturen gegen Wohnungslosigkeit vorhalten, um auf die speziellen Bedarfe der verschiedenen Gruppen von Wohnungslosen reagieren zu können. So fehlt es aus unserer Perspektive an einer speziellen Notschlafstelle für junge Erwachsene, die auf ihrem Weg in die eigene Wohnung eine andere Unterstützung brauchen als zum Beispiel ältere oder psychisch erkrankte Menschen“

Siegfried Schlegel, für die  Fraktion DIE LINKE in der AG Recht auf Wohnen :
"2018 beauftragte der Stadtrat die Verwaltung zur Entwicklung und Erprobung eines spezifischen „Leipziger Modells“ für eine „Eigene Wohnung“. Vorausgegangen war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Umsetzung des aus den USA stammenden „Housing-First“-Modells (Wohnung zuerst). Die AG brachte sich aktiv in die Erarbeitung einund vertrat die Auffassung, dass dabei das vorhandene komplexe System von sozialen Angeboten in Leipzig zur Überwindung von Wohnungslosigkeit sowie konkrete Hilfen für die einzelnen Betroffenen anzubieten sei. In Umsetzung des Leipziger Modells sollen Betroffene möglichst schnell und ohne Umwege in eine eigene Wohnung mit Mietvertrag vermittelt werden. Dazu erhalten sie begleitend ein individuelles soziales Betreuungsangebot, das sie freiwillig nutzen können. DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass solche Wohnungen nicht nur durch die LWB in Grünau, sondern auch in anderen Stadtteilen und durch Kooperation mit anderen Vermietern wie Wohnungsbaugenossenschaften angeboten werden."

Katharina Krefft, Co-Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat Leipzig
"Die Wohnungslosigkeit von Menschen ist kein neues Phänomen, mit dem wachsenden Erfolg Leipzigs wurde sie sichtbar. Dennoch sah sich die Stadt lange nicht in der Lage, Daten zur Wohnungslosigkeit vollständig darzustellen. Immer wieder wurde auf die Zahl der Gäste in Wohnungslosenunterkünften verwiesen, viele jedoch gehen dort aus unterschiedlichen Gründen nicht hin. Es ist die Pandemie, die relativ gut zeigt, wie viele Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Entsprechend klar wird: wir brauchen mehr Angebote und insbesondere Angebote für verschiedene Zielgruppen: Paare, Frauen mit großen Kindern, pflegebedürftige Obdachlose. Mit der Punkwerxxkammer konnte gezeigt werden, dass selbstorganisierte Einrichtungen möglich sind. Housing First - zuerst eine Wohnung - ist ein weiterer Ansatz; tatsächlich müssen wir die Wohnungslosenhilfe auf weitere neue Füße stellen. Auch die Kostenfreiheit des Nahverkehrs und die ganztägige Öffnung von Angeboten gehören dazu. Zur Wohnungslosenkonferenz wurde dazu intensiv diskutiert und ich freue mich, mit Ihnen beim Tag der Wohnungslosen ins Gespräch zu kommen."