Standort der Nachbildung des Mendelssohndenkmals muss in der Öffentlichkeit diskutiert und danach im Stadtrat entschieden werden

Siegfried SchlegelSprecher für Stadtentwicklung

In die Standortentscheidung der Nachbildung des 1936 von den Nazis geschliffenen Denkmals von Felix Mendelssohn Bartholdy muss dem Stadtrat nach Beratung in seinen Ausschüssen Kultur und Stadtentwicklung/Bau die Entscheidung obliegen.

In die Standortentscheidung der Nachbildung des 1936 von den Nazis geschliffenen Denkmals von Felix Mendelssohn Bartholdy muss dem Stadtrat nach Beratung in seinen Ausschüssen Kultur und Stadtentwicklung/Bau die Entscheidung obliegen. Vorher sollten aber der vorgesehene ebenso wie denkbare Alternativstandorte in öffentlichen Foren sowie im Stadtbezirksbeirat diskutiert und nicht einfach „durchgewunken“  werden. 


So sollte bedacht werden, dass bereits 1947 (!) im Bereich des historischen Denkmalstandortes vor dem im Krieg zerstörten alten Gewandhaus eine auf Initiative der neu gegründeten Musik-hochschule geschaffene Büste des weltberühmten Komponisten aufgestellt wurde. Die in den letzten Jahren erfolgte Ufergestaltung des freigelegten Pleißemühlgrabens nimmt Bezug zum Werk des Komponisten, der auch Begründer der heutigen Hochschule für Musik und Theater war, die deshalb den Namen Felix Mendelssohn-Bartholdy trägt. Da er gleichzeitig einer der  be-deutendsten Gewandhauskapellmeister war, wurde Anfang der 90er Jahre eine neu geschaffene Skulptur auch am Gewandhaus aufgestellt, die sich heute innerhalb des Hauses am Standort des Beethovendenkmals befindet, das wiederum statt bei der Musik einen fragwürdigen Ehrenplatz im Bildermuseumsneubau erhalten hat.

Was die neu geschaffene Denkmalnachbildung angeht, sollte auch kreativ über eine Auf-stellung im Bereich des Mendelssohn-Hauses oder des für Leipzig angestrebten Holocaust-Museums diskutiert werden, da die Nachbildung nach über 70 Jahren zuallererst mit der Vernichtung des Originals in Verbindung gebracht wird. Ehrlicher Umgang mit Geschichte bedeutet auch, die geschlagenen Wunden oder deren Aufarbeitung in den zurückliegenden Jahrzehnten zu respektieren und nicht mit nachgebildeten Gesten zu überdecken. 

Dies umso mehr, da es in unmittelbarer Nachbarschaft vom viel weniger wuchtigen ersten Bachdenkmal von 1843 aufgestellt werden soll, dessen Initiator Felix Mendelssohn-Bartholdy war und der als Stifter zur Finanzierung zahlreiche Sonderkonzerte aufführte. 

Die Standortentscheidung sollte außerdem die erste Herausforderung für das neu zu bil-dende Beratergremium „Kunst im öffentlichen Raum“ sein.

Angesichts der angespannten Haushaltslage der Stadt müssen ebenso Fragen nach möglichen Kosten für die Aufstellung und Unterhaltung erlaubt sein. Die Zeit fortwährender Jubelfestivals muss auch in der Kultur vorbei sein, wenn wir die Alltagskultur in Leipzig für die Zukunft sichern wollen.

 


Siegfried Schlegel
Sprecher für Stadtentwicklung