Reelle Chancen für „Feinkost“ nutzen statt Pirouetten drehen - Bauten sind Kultur und Kunst aber keine fahrenden Theaterspektakel

Siegfried SchlegelSprecher für Stadtentwicklung und Bau

Seit vielen Jahren verfolgen auch die Fraktionsmitglieder der Linksfraktion im Fachausschuss Stadtentwicklung/ Bau die Entwicklung des Inneren Südens. Bereits Anfang der 90er Jahre wurde der Stadtteil Innerer Süden vom Stadtzentrum bis zur Kurt-Eisner-Straße als Sanierungsgebiet beschlossen und die Karl-Liebknecht-Straße als Bandzentrum im Stadtteilentwicklungskonzept ausgewiesen.

Der Standort und die Immobilie Feinkost ist wegen ihrer Lage und ihren Potenzialen aber auch wegen ihrer Bedeutung als Industriebaudenkmal sehr wichtig. Seit vielen Jahren verfolgen auch die Fraktionsmitglieder der Linksfraktion im Fachausschuss Stadtentwicklung/ Bau die Entwicklung des Inneren Südens.
Bereits Anfang der 90er Jahre wurde der Stadtteil Innerer Süden vom Stadtzentrum bis zur Kurt-Eisner-Straße als Sanierungsgebiet beschlossen und die Karl-Liebknecht-Straße als Bandzentrum im Stadtteilentwicklungskonzept ausgewiesen. Neben dem Connewitzer Kreuz sollte das Gebiet um den Südplatz, Volkshaus und LVB-Gebäude ein Schwerpunkt werden. Deshalb hat auch die Linksfraktion von Anbeginn an die kulturelle Entwicklung im ehemaligen Zentrum der Nationalen Front (daher der heutige Name Nato) verfolgt und aktiv unterstützt. Für die Entwicklung dieser Initiative haben sich die Fachausschüsse Stadtentwicklung/Bau sowie Kultur oder Jugend, Schule, Bildung massiv eingesetzt und erfolgreich auch um Unterstützung durch die Stadt-verwaltung und Treuhand-Liegenschaftsverwaltung geworben.
Beiderseits der Karl-Liebknecht-Straße existieren seit 100 Jahren in zahlreichen Wohnquartieren solide errichtete Wohnungsbestände mit großen Wohnungen und Komfort, weshalb dort auch zu DDR-Zeiten vor allem Familien mit Kindern Wohnungen erhielten. Ebenso wurde seit Jahrzehnten die Karl-Liebknecht-Straße als Einkaufs- und Dienstleitungsstraße entwickelt. In solchen Radialen wie der Georg-Schumann-Straße oder der Delitzscher-Straße fehlen diese massiven Wohnnach-barschaften.  Die Karl-Liebknecht-Straße profitiert ebenso von der Straßenbreite und einer großen Belegungsdichte des Öffentlichen Personennahverkehrs.  Darüber hinaus wirken sich die räumli-che Nähe zur Universität, zur ehem. Technischen Hochschule, der heutigen HTWK,  oder zu In-ternatsstandorten positiv aus. Gerade die Universität und die Hochschule, einschließlich ihrer Wohnheime, haben außer der Moritzbastei solche Angebote in ihrer direkten Nachbarschaft nicht.
Deshalb entstand  zunehmend ab Mitte der 90er Jahre in der Karl-Liebknecht-Straße eine Szene mit Handel, Gastronomie und Kultur um das Connewitzer Kreuz und den Südplatz für jüngere Leu-te, die sich auch auf das Gelände des ehemaligen Betriebes VEB Feinkost ausdehnte. Neben der derzeitigen und angedachten Nutzung sowie der städtebaulichen Bedeutung sind auch für die Linksfraktion Aspekte des Denkmalschutzes, besonders der Brauereigewölbe im Keller und Gebäude entlang der Braustraße, wichtig. 

Die Linksfraktion ist dafür bekannt, dass sie nicht auf Versprechungen setzt, sondern ge-wissenhaft immer Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit sowie Machbarkeit und Bezahlbarkeit prüft und sich dann aber umso konsequenter für solche Projekte einsetzt, damit sie erfolgreich umgesetzt werden können.  

Im Entscheidungsgremium zur Ausschreibung des Feinkostgeländes haben neben Vertre-tern der TLG IMMOBILIEN GmbH, der Stadtverwaltung und aller Fraktionen des Stadtrates, darunter von der Linksfraktion Siegfried Schlegel (FA Stadtentwicklung/Bau) und Gregor Henker (FA Kultur), auch beratend Experten der IHK , der Sparkasse Leipzig und der Bera-tungsgesellschaft für Beteiligungsverwaltung Leipzig mitgewirkt. Nach intensiver Diskus-sion wurde am 22. Oktober eine Entscheidung getroffen. Auch durch unsere aktive Mitar-beit konnte der Kompromiss erzielt werden, der als Entscheidung des gesamten Gremiums durch die Stadt und die TLG-Liegenschaftsverwaltung bekannt gegeben wurde. So wurde festgestellt, dass keines der eingereichten Konzepte in Gänze die Zielsetzungen der Aus-schreibung erfüllt. Alle Konzepten gehen von der Annahme aus, dass die Neubauten und die Sanierung in Gänze zu 2/3 gefördert werden. Tatsächlich ist dies ein Höchstfördersatz. Denkmalabschreibungsförderung, wenn überhaupt, erfolgt nur für die unmittelbar zu erhal-tenden Bauteile. Keine Förderung erfolgt für Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. 
Das Konzept des Bieters Terra Development GmbH musste grundsätzliche abgelehnt werden, weil sich die angedachte Wohnnutzung nicht mit der Gastronomie- und Kulturnutzung verträgt. 
Das Konzept der Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost e. G. als ein bisheriger Mieter ist hinsichtlich des gewerblichen Teils durchaus überzeugend, doch ist der Kulturbereich nicht ausrei-chend berücksichtigt. Danach kann „Kultur mit Gastronomie“ in den Kellergewölben entstehen. Ob sie entsteht ist dem Bewerber aber egal. Das vorrangig auf Kultur und Gastronomie setzende Konzept der Kulturstiftung Feinkost wird als „wirtschaftlich problematisch“ eingeschätzt,  was heißt, dass es tatsächlich nicht finanzierbar ist.
Angesichts zahlreicher „Kulturbaustellen“ wie Sanierung der Oper, Kauf der Musikschule und des Schauspielhauses,  Fertigstellung des Bildermuseums, weiterer dringender  Sanierungsbedarf für das Kulturhaus „Anker“ oder die Kulturfabrik „Werk 2“ in Connewitz und prekärer Haushaltlage kann die Stadt unmöglich selbst eine weitere „Kulturbaustelle“ eröffnen. Das Konzept der Kultur-stiftung sieht weitere Neubauten vor und setzt Baukosten von 6 – 7 Mio. € an, die tatsächlich bei über 10 Mio. € liegen dürften.  
Deshalb sieht das Gremium als realistische  Chance mit Herausforderungen, die Kulturein-richtungen des naTo e.V. sowie der Cinemateque, einschließlich dazugehöriger Gastrono-mie, als ein wesentlicher Baustein in den Kunst-, Kultur- und Gewerbehof der Genossen-schaft Feinkost zu integrieren. Auf die angedachte Einbeziehung des LOFFT-Theaters und des Leipziger Tanztheaters sollte aus mehreren Gründen verzichtet werden.
Aus Sicht des Gremiums sprengt ihre Unterbringung in neu zu errichtenden Gebäuden den Rahmen.  Außerdem sollten das Theater Lofft im sanierten Theaterhaus in Lindenau und das Tanztheater im „Werk 2“  in Connewitz als wichtige Teile der dortigen Stadtteilkultur verbleiben, wie dies auch von einigen Bürgern in Leserbriefen gefordert wird.
Die von der Kulturstiftung benannten Einsparungen treten tatsächlich nicht ein, da jede Kulturein-richtung ihre eigene Spielstätte mit eigener Gastronomie begehrt. 850 Gastronomieplätze sind auf Grund der zahlreichen vorhandenen Angebote in der Karl-Liebknecht-Straße völlig unrealistisch. Bei manchen Akteuren in der Kultur hat man den Eindruck, dass sie Kulturstätten als ein Spielzeug betrachten, das sie unbedingt haben müssen und wenn es nicht mehr gefällt ein-fach weglegen können.
Um das von der Stadt und allen Fraktionen gewollte und von der TLG unterstützte Projekt des „Kunst-, Kultur- und Gewerbehofes Feinkost“  trotzdem zu ermöglichen, wurden der Kunst- und Gewerbegenossenschaft Feinkost e.G. und der Kulturstiftung Feinkost GbR als letzte Chance die Möglichkeit eingeräumt, in einem Zeitraum von 4 Wochen zu einer für beide Seiten tragfähigen Einigung zu kommen.  Eine finanzielle Bezuschussung durch die Stadt als Eigenanteil für die Bau-förderung wäre nur denkbar, wenn die Kulturstiftung in den kommenden Jahren  auf die städti-schen Zuschüsse für den Kulturbetrieb verzichten und diese selbst erwirtschaften würde.
Sowohl die TLG als auch die Stadt sind zu beratenden Gesprächen bereit.  Sollte im gegebenen Zeitraum kein befriedigendes Ergebnis erzielt werden, sieht der Eigentümer keine andere Mög-lichkeit, als das Gelände zu räumen. Das Projekt wäre dann leider endgültig gescheitert.