Nichts begriffen?

Siegfried Schlegel

Angesichts dessen, dass die Stadt jeden Euro drei mal umdrehen muss, bevor sie ihn ausgeben kann, ist der unsinnige “Fußbodenstreit” zum Bildermuseum vor dem Landgericht eine Beleidigung.

Angesichts dessen, dass die Stadt jeden Euro drei mal umdrehen muss, bevor sie ihn ausgeben kann, ist der unsinnige “Fußbodenstreit” zum Bildermuseum vor dem Landgericht eine Beleidigung. Der Stadtrat und die Stadtverwaltung wollen ein attraktives Bildermuseum zur zeitgemäßen Präsentation der reichen Leipziger Sammlung an bildender Kunst und nicht ein fast 100 Millionen Euro teures Denkmal für den Architekten Karl Hufnagel. Die Eskapaden des Entwurfs mit baukonstruktiv nicht oder nur schwer beherrschbaren Lösungen wie der Glasfassade und Verglasungen als Brandabschnittstrennungen haben der Stadt bereits Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe beschert. Bei der Entscheidung für den Entwurf von Hufnagel, Pütz und Rafaelian im Planungsbeschluss des Stadtrates im Jahr 1998 hat der Fußboden keine Rolle gespielt. Es ist immer noch üblich, dass derjenige, der bezahlt, auch bestellten kann. Nachvollziehbar ist die Argumentation, dass eine steinerne Skulptur, die eigentlich in der Stadt präsentiert werden müsste, in eine “steinerne” Umgebung gehört, zumindest aber auf einen solchen Fußboden. Der “Klingersaal” mit der Beethovenskulptur soll dauerhaft der Höhepunkt der Kunstpräsentation im Bildermuseum sein. Wenn jedoch Herr Hufnagel “sein” Kunstwerk haben will, soll er die Kosten seines “Kunstwerks” auf den Tisch legen und der Stadt das Grundstück in Innenstadtlage abkaufen. Ein Standort mit einem attraktiven und größeren Bildermuseum im geplanten Kostenrahmen ließe sich auch noch finden. Übrigens schuldet der Architekt auch das der Stadt.Vor diesem Hintergrund wird auch der erzwungene Umzug der Beethovenskulptur von Max Klinger immer grotesker. Viel Geld könnte gespart werden, wenn Beethoven dort bliebe, wo er seit vielen Jahren steht und hingehört - nämlich im Gewandhaus, wo Musik gemacht wird, statt in einen noch so schön gestalteten “Bunker”. Außerdem scheinen viele vergessen zu haben, dass auf dem Areal des Gewandhauses früher das Bildermuseum mit dem Klingersaal stand. Welch tolle Verbindung von Geschichte und Musik in der Gegenwart. Gegenwart braucht eben neues, kreatives und nicht altes Denken.