Fördermittel sind kein Anlass für Abriss- und Neubauwahn

Siegfried SchlegelSprecher für Stadtentwicklung

Die dauerhaft prekäre Lage des städtischen Haushaltes und der Sanierungsstau bei zahlreichen kommunalen Bauten gebieten es, bei allen Neubauvorhaben die Möglichkeit der vollständigen oder teilweisen Nachnutzung vorhandener Gebäude bzw. Gebäudestrukturen zu prüfen.

Stadtrat Siegfried Schlegel mahnt, den vernünftigen PPP-Ablehnungsbeschluss vom 22. April zu nutzen, um nach neuen Wegen zur Zurückdrängung des Sanierungsstaus der Schulen zu suchen. Die Siegerentwürfe der Architektenwettbewerbe für die Neubauten im Rahmen des PPP-Projektes gehören auf den Prüfstand. Sie sind durch die Stadtratsausschüsse auf ihre funktionelle Zukunftsfähigkeit, auf effiziente Erreichung bzw. Annäherung an den Passivhausstandard, auf den Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen Nachnutzung vorhandener Gebäude, Totalabriss und Ersatzneubau zu untersuchen. Schulneubauten sind nur dort notwendig und sinnvoll, wo es infolge von Gebäuderückübertragung einen Mangel an solchen Gebäuden gibt.
 
Die dauerhaft prekäre Lage des städtischen Haushaltes und der Sanierungsstau bei zahlreichen kommunalen Bauten gebieten es, bei allen Neubauvorhaben die Möglichkeit der vollständigen oder teilweisen Nachnutzung vorhandener Gebäude bzw. Gebäudestrukturen zu prüfen. Es ist allgemein bekannt, dass sich bei Nachnutzung von Rohbaustrukturen je nach Umfang der erforderlichen Umbauten und Sanierungen mindestens 20 – 40 % der Gesamtbaukosten einsparen lassen. Bei Abrissen von Schulen, Sporthallen oder Kitas geht es dabei um Beträge in Millionenhöhe. Unsinnig sind daher die gebetsmühlenartig wiederholten Behauptungen, Privatinvestoren würden anders als die öffentliche Hand mehr auf Energieeinsparungen setzen. Schon seit Anfang der 90-er Jahre hat die Stadt bei zahlreichen eigenen Gebäudesanierungen im Schul- und Kindertagesstättenbereich Energie- und Heizkosteneinsparungen realisiert und Passivenergiehausniveau erreicht. Bei Gebäuden gleicher Bauweise lassen sich die Planungskosten beträchtlich senken. Fördermittel wie aus dem Konjunkturpaket II, dürfen nicht zu einem Abriss- und Neubauwahn führen, getreu dem Motto: „Jetzt haben wir es ja...“

Es wäre schön, wenn der sächsische Staatsminister Wöller bei seinem Wahlkampfbesuch in der Lößniger Lene-Voigt-Mittelschule informiert, wie Defizite in der Landespolitik abgebaut werden, die durch ein diskriminierendes und mittelalterliches Schulsystem mit Zentralisierungswahn und großen Klassenteilern eine wohnortnahe Entwicklung der Schulstandorte behindern. Das sind die tatsächlichen Ursachen, die die Gebäudesanierung der Lene-Voigt-Mittelschule nicht nur be-, sondern verhindert haben.