Energie sparen – aber sinnvoll!

Michael Neuhaus

Seit dem 11. Juli wird die Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 gewartet. In Friedenszeiten wäre dies ein Routinetermin, vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine jedoch wächst die Sorge, dass der Gashahn auch nach der Wartung zu bleibt.
Am 23. Juni aktivierte die Bundesregierung die zweite Stufe des Notfallplans Gas. „Energie einzusparen, ist das Gebot der nächsten Monate“, verkündete Bundeswirtschaftsminister Habeck bei der Pressekonferenz.

Auch Leipzigs Oberbürgermeister Jung kündigte Energiesparmaßnahmen an und betonte: „Jede einzelne Kilowattstunde, die wir einsparen können, hilft uns“. Neben zahlreichen sinnvollen Schritten werden scheinbar jedoch auch Maßnahmen wie das Abschalten von Ampelanlagen diskutiert.

Michael Neuhaus, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion erklärt: „Durch die gestiegenen Energiepreise sind nahezu alle Preise durch die Decke gegangen. Energiesparen ist ein geeignetes Mittel, um der Krise etwas entgegenzusetzen. Doch jede Knappheit ist auch immer Frage der Verteilung: Wofür verwende ich Energie, wofür nicht?

Die Politik bereitet die Menschen aktuell auf Entbehrungen und Verzicht vor, lässt aber schonende Einsparpotenziale ungenutzt. Im täglichen Leben scheinen Einschränkungen eher hinnehmbar. So propagiert Habeck die Kurzdusche, während selbst die simpelsten Sparmaßnahmen in der Privatwirtschaft (bspw. die Abschaltung von Reklametafeln in der Nacht) nicht genutzt werden. Laut einer aktuellen Stellungnahme des Ökoinstituts könnten mindestens zehn Terrawattstunden Strom in der Industrie relativ kurzfristig eingespart werden. Warum aber ein Auto weniger bauen, wenn man auch kürzer duschen kann?

Wir fordern, Energie zuerst dort einzusparen, wo es die Lebensqualität der Menschen nicht einschränkt. Es ist absurd, dass Leipzig sogar die Abschaltung von Ampeln diskutiert, während die Leuchtreklamen nachts heller strahlen als die Sterne. Wir fordern von den Leipziger Unternehmen, ihren Beitrag zur Energiekrise zu leisten. Mit BMW und Porsche haben wir immerhin sehr energieintensive Unternehmen in der Stadt.

Aber natürlich sollte auch Leipzig seine Potenziale nutzen. Wenn man bei 30°C Außentemperatur mit Jacke in einer Behörde sitzt, ist das weder ökologisch noch energieeffizient. Auch die Beleuchtung öffentlicher Gebäude oder die Absenkung der Wassertemperatur öffentlicher Schwimmbäder sind ohne einen Verlust an Lebensqualität einfach umsetzbar.“