Wirksam gegen die sich immer weiter verfestigende Ungleichheit für Kinder vorgehen!

Juliane Nagel

Der Pisa-Schock ist hausgemacht, so der Leiter der Grünauer Kita „Um die Welt“ Christoph Wittwer gestern treffend in der LVZ. „Die ersten Lebensjahre eines Kindes sind prägend. Was hier versäumt wird, ist schon in der Grundschule nicht mehr leicht aufzuholen.“ Genau darauf reagieren wir mit dem vorliegenden Antrag. Wir wollen ein Handlungsprogramm auf den Weg bringen, um Armutslagen und Bildungsbenachteiligung von Kindern und Jugendlichen besser vorzubeugen.

Die Daten zu sozialen Lebenslagen, zur Dichte von Hilfen zur Erziehung (HzE), Kindeswohlgefährdung, zu Bildungsempfehlungen und zur Kindergesundheit sind in bestimmten Ortsteilen in unserer Stadt mehr als besorgniserregend. Dazu gehören große Teile von Grünau, dazu gehören aber auch Schönau, Schönefeld-Ost, Volkmarsdorf, Paunsdorf, Mockau-Süd und Lößnig. Und hinter jeder Zahl steht auch ein konkretes Schicksal.

Der Zusammenhang von Armutslagen und Entwicklungsdefiziten sowie Bildungsbenachteiligung sind dabei evident. Und wir müssen konstatieren, dass bisherige Versuche dem beizukommen wenig gefruchtet haben. Uns ist klar, dass es dafür bundes- und landespolitische Weichenstellungen braucht – doch die Kindergrundsicherung der Ampel wird hier nichts verbessern und verdient darum ihren Namen nicht. Auch im Land erleben wir im Wesentlichen einen Stillstand. Wir müssen also kommunal handeln und schlagen Maßnahmen vor, die im Kleinkindalter ansetzen. Denn: Die Fähigkeit zur Kompensation von Bildungsbenachteiligung nimmt mit zunehmendem Lebensalter deutlich ab. 

In der Neufassung haben wir uns von unserem Fokus von Grünau entfernt, dafür sprechen die Daten aus den anderen Schwerpunkt- und Aufmerksamkeitsgebieten der IKJP. Den Kern unserer Idee: Die Verstärkung des Personalschlüssels und der Sachkosten in besonders belasteten Kindertageseinrichtungen behalten wir bei. Die LHP Dresden geht diesen Weg mit dem Programm „Aufwachsen in sozialer Verantwortung“ schon viele Jahre, inklusive einer wissenschaftlichen Begleitung. Was uns als Stadt Geld kosten wird – und im vorliegenden Antrag beauftragen wir die Stadt den Vorschlag im kommenden Doppelhaushalt zu berücksichtigen – gibt uns gleichsam mehr Freiheit nach den Bedarfen der Kinder in den Einrichtungen zu schauen. Beim Zusatzpersonal könnten so Fachkräfte wie Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen oder Psycholog:innen und Menschen mit Migrationsgeschichte eingesetzt werden. Wir versprechen uns davon viel und bitten Sie um Zustimmung.

Doch wir können und müssen schneller handeln. Darum schlagen wir im Punkt 2 in einer Mischung aus unserem und dem grünen Änderungsantrag vor, schon ab 2024 Kita mit besonders hohen sozialen Belastungen zu unterstützen, indem Personal und Sachkostenausstattung auch mit sinkender Belegung beibehalten werden. Wir sprechen mit Blick auf die Geburtenzahlen auf sanft verringerte Kitaplatzbedarfe: Diese Entwicklung können und sollten wir nutzen, um die Betreuungsqualität zu erhöhen! Den Vorschlag, auch die Kinder- und Familienzentren in eine Weiterentwicklung der frühkindlichen Bildungsstrategie einzubeziehen, halten wir für vernünftig.

Und last but not least bedanken wir uns beim Gesundheitsamt für die guten Vorschläge zur Erhöhung der Wahrnehmung der U-Untersuchungen und der sächsischen Kita-Untersuchung. Dass die Untersuchungszeit von Kindern in Schwerpunktgebieten bei den Kita- und Schulaufnahmeuntersuchungen erweitert wird, ist ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung, um Auffälligkeiten erkennen und zu weiterführenden Behandlungen motivieren zu können.

Wir bitten um Zustimmung zu diesem Handlungsprogramm und verbinden damit die Hoffnung, wirksamer gegen die sich immer weiter verfestigende Ungleichheit für Kinder in bestimmten Sozialräumen vorgehen zu können.