Wir wollen, dass die Landwirte von ihrer Arbeit leben können, dass die Natur nicht vor die Hunde geht und dass gesunde Lebensmittel nicht länger eine Frage des Geldbeutels sind!

Michael Neuhaus

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen,

So wie Landwirtschaft läuft, kann es nicht weitergehen. Es verlieren die Landwirte, es verlieren die Konsumentinnen und Konsumenten, es verliert die Natur. Es gewinnen vor allem die Lebensmittelgroßhändler und Discounter. Landwirte sind gezwungen, Lebensmittel so billig zu produzieren, dass sie kaum ihre Kosten decken können, weil die Konzerne die Preise diktieren. Damit bedrohen wir die Hand, die uns füttert und wir ruinieren die Ökosysteme, die Landwirtschaft überhaupt erst möglich machen.

Und trotzdem blicken viele Menschen mit Sorge auf die Lebensmittelpreise. Sie wollen nicht noch mehr von ihrem Lohn opfern nur um einen vollen Magen zu haben. Das ist kein Geiz. Höhere Lebensmittelpreise bedeuten für sie Verzicht. Leben heißt aber eben mehr als nur ein Dach über dem Kopf und etwas im Bauch zu haben. Es bleibt die Frage: Was tun?

Meine Damen und Herren,

Mit dem Vergabekonzept legen wir fest, dass derjenige den Acker bekommt, der das nachhaltigste Konzept hat. Wir legen Mindeststandards fest, wie Landwirtschaft auf unseren Flächen aussehen soll. Das ist ein erster, wichtiger Schritt. Es reicht aber nicht, um die beschrieben Probleme zu lösen. Wir haben ein Gesamtkonzept Landwirtschaft beauftragt, aber nur ein Vergabekonzept bekommen.

Das, Herr Dienberg, ist Salami-Taktik. Das reicht nicht. Kein Landwirt wird im großen Stil Biolandbau betreiben, wenn er die Produkte nicht loswird. Da hilft ein Konzept, das Biolandbau bevorzugt, was auch total richtig ist, nur bedingt. Fast schon wichtiger wäre ein Plan, wie wir dafür sorgen, dass diese regionalen, nachhaltigen und gesunden Lebensmittel zu den Leipzigerinnen und Leipzigern finden und für alle bezahlbar werden. Lassen Sie uns deswegen den Blick nach vorne richten und überlegen, wie wir aus dem Vergabekonzept ein Gesamtkonzept für Landwirtschaft machen können. Dazu gehört unserer Meinung nach ein Ziel. Doch außer 30%-Bio definiert das Konzept bislang kein einziges Ziel.

Das ist doch keine Vision: Wir wollen, dass die Landwirte von ihrer Arbeit leben können, dass die Natur nicht vor die Hunde geht und dass gesunde Lebensmittel nicht länger eine Frage des Geldbeutels sind. In unserem Änderungsantrag schlagen wir daher ein Leitbild als weiteren Teil des Gesamtkonzeptes vor. Eine andere Form der Landwirtschaft ist nicht nur möglich. Sie ist vernünftig.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bitte sie um Zustimmung und danke für ihre Aufmerksamkeit.