Wir können heute eine Lücke in der kulturellen Ausrichtung unserer Stadt schließen

Mandy Gehrt

Im Sommer 2016 stellte unsere Fraktion den Antrag, dass die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Sachverständigenforum Kunst im öffentlichen Raum eine kommunale Richtlinie und Strategie „Kunst am Bau bei kommunalen Bauvorhaben und Kunst im öffentlichen Raum“ erarbeitet.Dabei sollte sie sich an der Bundesbaurichtlinie, Kapitel 7, und der entsprechenden Richtlinie des Freistaates Sachsen orientieren. Im September 2016 wurde unser Antrag dann im Rat beschlossen. Jetzt sind 3 Jahre vergangen und sie liegt endlich vor uns – die Strategie und die Richtlinie – und auch wenn es lange gedauert hat – ist sie gut gelungen und wir können damit heute eine Lücke in der kulturellen Ausrichtung unserer Stadt schließen. Denn eins muss mal gesagt werden, es ist schon ein Armutszeugnis, dass wir bisher keine eigene Richtlinie und Strategie hatten und auch deshalb bisher nur wenige Vorhaben umsetzen konnten. Besonders vor dem Hintergrund, dass wir so viele neue Bildungseinrichtungen, z.B. Schulen und Kitas in Leipzig bauen, und Kunst am Bau besonders in diesem Zusammenhang auch einen wichtigen Teil der ästhetischen und Kulturelle Bildung darstellt... 

Die formellen Regelungen zu Kunst am Bau reichen in Deutschland schon bis ins Jahr 1919 zurück... somit wäre unser Beschluss heute, sogar ganz passend zum 100 jährigen Jubiläum! 

Die erste Bundesrichtlinie wurde in der BRD 1950 beschlossen und in der DDR gab es seit 1952 eine vergleichbare Verordnung....seit Mitte der 60er wurden dann hier im Osten Gebäudekomplexe, Plätze, Wohngebiete und Betrieb von Künstler*innen mit ausgestaltet, auch heute zeugen noch zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum und an Schulen davon. 

Natürlich müssen wir uns heute andere Ziele stellen, was wir mit Kunst am Bau und im öffentlichen Raum vermitteln wollen und genau deswegen brauchen wir eine eigene städtische Strategie... und damit sind wir spät dran....Unsere Landeshauptstadt Dresden hatte bereits 1994 eine neue Richtlinie zu Kunst im öffentlichen Raum und am Bau beschlossen, auf dessen Grundlage zahlreiche Wettbewerbe z.B. für Schulbauvorhaben durchgeführt wurden.   

Andere erfolgreiche Programme gibt es z.B. in Hamburg und München schon seit Jahrzehnten. Warum also nicht auch endlich in Leipzig?..… die Lebensbedingungen in unserer Stadt haben sich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten rasant verändert, Stadt und Stadtgesellschaft sind heute durch Wachstum, Globalisierung, Digitalisierung, Migration und ökologischen Herausforderungen mit ganz neuen Themen konfrontiert, das erfordert ein Umdenken, das erfordert Strategien und neue Herangehensweisen wie wir jetzt und zukünftig mit dem Stadtraum umgehen wollen. Kunst kann in diesen Prozessen eine bedeutende Rolle spielen, denn besonders Kunst im öffentlichen Raum kann Zitat:  „den Blick für lokale Lebenswirklichkeiten und stadträumliche Zusammenhänge schärfen und zur aktiven Beteiligung an Stadtentwicklungsprozessen anregen, sie kann somit zu einer offenen Gesellschaft und demokratischen Kultur beitragen.“ 

Da ich mich in meiner Funktion als Vertreterin des FA Kultur im Sachverständigenforum an der Diskussion und am Entwurf des Papiers beteiligen konnte, weiß ich wie intensiv dort Kunstbegriffe debattiert wurden, um Formulierungen gerungen wurde und besonders über Finanzierungsfragen diskutiert wurde, dieser Prozess hat gedauert... das kann man wohl sagen...aber was lange dauert wird endlich gut.

Die vorliegende Ratsvorlage ist, meiner persönlichen Meinung nach, noch nicht der große Wurf, sie ist aber mit dem Vorschlag, zunächst 2 Bauvorhaben im Jahr ab 2021 durchzuführen, und mit der Bereitstellung von 100.000€ für Maßnahmen „Kunst im öffentlichen Raum“ jährlich ein guter Anfang und eine solide Grundlage für unser zukünftiges Handeln.

Darüber hinaus trifft sie sowohl Aussagen zur Einordnung historischer künstlerischer Arbeiten und zum kulturellen Selbstverständnis der Stadt. Was mindestens genauso wichtig ist.

Unsere Fraktion wird deswegen der Vorlage zustimmen und ich hoffe, Sie tun das auch.

Rede zur Drucksache DS 00232  "Strategie und Richtlinie der Stadt Leipzig zu Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau bei kommunalen Hochbaumaßnahmen".