Vielfalt der Bauepochen ist für Leipzig das Typische

Siegfried Schlegel

„Es ist sicher kein Zufall, dass der Gedanke und die großzügige Verwirklichung der ersten Weltausstellung für Bau- und Wohnungswesen, nicht aus den Bautraditionen einer altertümelnden Stadt, sondern aus der vielgestaltigen Entwicklung einer modernen und lebendigen Großstadt heraus geboren wurde."

„Es ist sicher kein Zufall, dass der Gedanke und die großzügige Verwirklichung der ersten Weltausstellung für Bau- und Wohnungswesen, nicht aus den Bautraditionen einer altertümelnden Stadt, sondern aus der vielgestaltigen Entwicklung einer modernen und lebendigen Großstadt heraus geboren wurde. Die Zusammenstellung der baukünstlerischen Arbeiten der wichtigsten modernen Städte und Länder und deren Wettbewerb untereinander wird dartun, von welch großer sozialer und ethischer Bedeutung die Erkenntnis ist, dass unsere Bauaufgaben auch ästhetisch vollkommen gelöst werden müssen und gelöst werden können. Wir dürfen zuversichtlich hoffen, dass Stadtgebilde im modernen Sinne entstehen werden, in denen man nicht nur wohnt, weil man dort geboren ist, oder weil man dort seinen Erwerb findet, sondern auch weil man sie liebt und sich über ihre Schönheit erfreut.“
Das schrieb 1914 der damalige Stadtbauinspektor Hans Strobel, in einer Zeit als die Gründerzeit beendet war und als sogenannter Jugendstil in exklusiven Wohnlagen eine letzte Vervollkommnung fand. Damit wird belegt, das das, was man aus den Leipziger Bauten bereits herauslesen kann, am Beginn des 20. Jahrhunderts tatsächlich so gewollt war. Das typische an Leipzig, vor allem nach der IBA, ist nicht die Fixierung auf eine Bauepoche oder einen Stil, sondern Vielfalt, dem Neuen aufgeschlossen, was sich über die Jahrzehnte bis heute so gehalten hat.
Es gehört zu den Glücksfällen nach 1990, dass mit Dr. Rudolf Ahnert, ein Fachmann Baudezernent, wurde, der sich Jahre vorher mit der Bautechnik und der Bauästehtik der Günderzeit besonders in Leipzig beschäftigt und publiziert hatte. Folgerichtig waren in Leipzig ab 1990 und mit der Gestaltungfibel für Gründerzeithäuser von 1994 für jeden nachlesbare konkrete gestalterische und baukonstruktive Forderungen einheitlich definiert. Leider gibt es die meisten im Anhang der Fibel ausgewiesenen Förderprogramme für Wohnungsbauförderung, Modernisierung, Instandsetzung oder Denkmalschutz nicht mehr.
Es ist aber nach Ansicht unserer Fraktion zu kurz gesprungen, dass damit die Hausaufgaben für alle Zeit erledigt sind. Dr. Ahnert schreibt selbst im Vorwort: „Unsere Gestaltungsfibel ist ein bescheidener Anfang“
Eine Verknappung der Städtischen Bautraditionen und Baukultur auf die so genannte Gründerzeit, wird der Stadt nicht gerecht. Vor allem Baukonstruktionen und Technologien ab den zwanziger Jahren, abweichend vom üblichen Mauerwerksbau, der ob seiner Wandstärken guten Wärmeschutz bieten, stellen neue Herausforderungen an den denkmalpflegerischen Erhalt von Wohn-, Büro und Gesellschafts- und besonders von Industriebauten.Muss eine Halle aus Stahl- oder Stahlbetonkonstruktionen abgerissen werden, weil außen wegen des besseren Wärmeschutzes die Fassade nicht original wieder hergestellt werden kann. Für die Sanierung von Dächern oder Fassaden stehen heute vollkommnete Systeme und Bauteile zur Verfügung, die vor 50 Jahren noch nicht verfügbar waren, soll man auf diese Verzichten? Aus diesen vorgenannten Gründen, bitten wir sie, unserem Antrag zuzustimmen.