Verkehrskonzept für die Erschließung des Sportforums Leipzig

Peter Langer

Verständigen wir uns zunächst zum Thema, geht es wirklich um die Verkehrserschließung des Sportforums oder geht es um ein Stück Westtangente unter Nutzung des ehemaligen Sportforums? Es geht um Letzteres.Auch die Freude zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Deutschland, die ich sehr teile, auch wegen der Möglichkeiten, die sich daraus für Leipzig ergeben, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Verkehrsanbindung über eine Stichstraße oder ein Stichstraßensystem eine tragbare und entscheidungsreife Alternative darstellt.

Verständigen wir uns zunächst zum Thema, geht es wirklich um die Verkehrserschließung des Sportforums oder geht es um ein Stück Westtangente unter Nutzung des ehemaligen Sportforums? Es geht um Letzteres.Auch die Freude zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Deutschland, die ich sehr teile, auch wegen der Möglichkeiten, die sich daraus für Leipzig ergeben, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine Verkehrsanbindung über eine Stichstraße oder ein Stichstraßensystem eine tragbare und entscheidungsreife Alternative darstellt.

Wir haben die Fakten des Für und Wider mehrfach im zuständigen Arbeitsgremium der Fraktion abgewogen, haben uns beraten und werden die Vorlage ablehnen, wie auch den folgenden Bau- und Finanzierungsbeschluss. Dem Ergänzungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen können wir zustimmen.

Ich möchte Ihnen einige unserer Gründe, die schwerwiegend sind, zur Kenntnis geben und auf zwei näher eingehen.

1. Finanzierung

Der Arbeitskreis unter Leitung von Prof. Schnüll hat Variantenbetrachtungen ohne finanzielle Auswirkungen beraten. Trotz mehrfacher Kritik wurde dem nicht abgeholfen. Damit wurden die Ergebnisse des Variantenvergleichs fragwürdig. Selbst die mit der Vorlage dargestellte Kosteneinschätzung ist unvollständig. Enthält sie doch eine Reihe der vorgeschlagenen flankierenden Maßnahmen nicht, z. B. Umbau der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Jahnallee und Käthe-Kollwitz-Straße. Damit wäre wenigsten eine Konsequenz aus dem Abriss des Henriette-Goldschmidt-Hauses erkennbar gewesen. Dazu kommt die Kreuzungsproblematik mit der Jahnallee mit unklaren finanziellen Konsequenzen.

2. Der Variantenvergleich

Die ziffernmäßige Gesamtbeurteilung unter Einbeziehung der Zielfelder Umweltverträglichkeit, Städtebau/Straßenraumgestaltung und Verkehr sagt uns aus, dass zwischen den zuletzt übrig gebliebenen Varianten, Nullvariante und Marschnerstraße, lediglich eine Differenz von einem Zehntelpunkt ausgewiesen ist. Es ist bemerkenswert, dass in der Umfeldverträglichkeit und im Städtebau und der Straßenraumgestaltung die Nullvariante (übrigens auch von vielen Bürgern und den Bürgervereinen favorisiert) eindeutig die Nase vorn hat. Begründet wird dann die Verlängerung der Marschnerstraße zugunsten des Verkehrs sowohl im Arbeitskreis als auch in der Vorlage mit einer wesentlichen Verkehrsentlastung des Waldstraßenviertels. Das betrifft nur das südliche Drittel der Waldstraße durch die geringen Zu- und Abfahrten über die Frege- bzw. Feuerbachstraße. Im nördlichen Drittel tritt dagegen eine wesentlich höhere Belastung durch die verlängerte Marschnerstraße ein. Für alle andere Straßen des Waldstraßenviertels tritt keine wesentliche Veränderung ein. Und diese einzige Entlastung führt zu einer wesentlich höheren Belastung des Musik- und Bachviertels. Diese angebliche Entlastung stellt also lediglich eine Verkehrsverlagerung dar. Das sollte jeder wissen!

Hinzu kommt das ungelöste Problem der Be- oder Entlastung Gustav- Adolf-Straße/östlich Jahnallee, auf das eine verlängerte Marschnerstraße überhaupt keinen Einfluss hat.

3. ÖPNV–Anbindung

Nach dem Hauptbahnhof und dem Augustusplatz gibt es kein Territorium in Leipzig, das besser durch den ÖPNV bedient werden kann als Friedrich-Ebert-Straße, Waldplatz und Jahnallee. Der mehrfach vorgetragene Vorschlag zur Erweiterung der Straßenbahnwendeschleife an der Feuerbachstraße spielt in der Vorlage keine Rolle.

4. Durchschneidung des Sportforums

Keiner der betroffenen Sportvereine, einschließlich des Stadtsportbundes, spricht sich für die Verlängerung der Marschnerstraße aus, denn sie ist durch die Aufgabe einer Vielzahl von Sportanlagen erkauft. Die Durchschneidung führt zur Trennung des Territoriums in einen östlichen und westlich-nördlichen Teil, die Identifikation der Leipziger mit dem Sportforum geht verloren.

Wir haben im Vorfeld aktiv an der Lösung dieser komplizierten Problematik mit vielen Vorschlägen zu Alternativen mitgewirkt.

Offenbar ist der Drang nach Fördermitteln größer als die Vernunft. Eine solche politische Entscheidung tragen wir nicht mit.