Rettet den Paternoster!

Oliver Gebhardt

Der Paternosteraufzug, kurz Paternoster, ist nicht nur ein historisches Relikt, sondern emotionaler Streitpunkt in der Bundesrepublik Deutschland. Umso erfreulicher ist es, dass wir im Neuen Rathaus ein derartiges, aktuell wieder nicht funktionsfähiges Exemplar direkt vor Ort haben.

Der einstige Ur-Paternoster wurde in England entwickelt. Der erste bekannte Paternosteraufzug der Welt wurde 1876 in das General Post Office in London eingebaut. Er entsprach allerdings noch nicht vollständig der späteren Technik, diente dort dem Transport von Paketen. Mit der Weiterentwicklung der Technik und dessen Export aufs Festland, sollte daraus eine internationale Erfolgsgeschichte geschrieben werden. Mitte der 1930er wurden in Deutschland etwa 680 Paternosteranlagen betrieben. Da sie seit Beginn häufig in öffentlichen Gebäuden installiert wurden, waren sie früher als Proletenbagger oder Bonzenheber verschrien. Heute ist der Paternoster jedoch viel mehr als das. Er ist ein Objekt der Zeitgeschichte und international vom Aussterben bedroht und immer wieder emotionaler Streitpunkt. Das bestätigt auch die breite Medienberichterstattung zu unserem Antrag bei Bild, L-IZ und MDR Sachsen.

Bereits 1974 wurde im damaligen Westdeutschland kein neuer Paternoster mehr in Betrieb genommen. 1994 war sogar eine Aufzugsverordnung geplant, die die Stilllegung und damit den Tod aller Anlagen bis 2004 vorsah. Nur der Widerstand des Vereins „zur Rettung der letzten Personenumlaufaufzüge“ konnte dieses vorschnelle Ende verhindern. Der Bundesrat wurde aktiv und stoppte die geplante Änderung. In den letzten Jahren wurde der Paternoster nun immer stärker zu einem Anziehungspunkt für die historisch interessierte Öffentlichkeit und Besuchermagnet. Dies stellte die Stadtverwaltung am 27. Mai 2016 selbst fest und dies zeigte das Zitat: „beliebte Fotomotiv“ öffentlich in den sozialen Medien. Wenn das kein Ansporn ist, Menschen auch einmal fernab von bürokratischen Problemen ins Rathaus zu locken! Gleichzeitig freuen sich die Mitarbeiter über ihren geliebten Parternoster, der als eines der beliebtesten Fortbewegungsmittel im Rathaus gilt. Aber leider fristet er aktuell ein sehr trauriges Dasein. Oftmals ist er in dem Zustand, in welchem wir ihn aktuell sehen: Der Zustand heißt: Stillstand! Nach mehrwöchigen Betrieb drohen regelmäßig monatelange Ausfallzeiten. Diesen Zustand wollen wir gemeinsam mit der Stadt Leipzig und Ihnen als Freunde des Paternosterbetriebs lösen und werden heute den Verwaltungsstandpunkt inkl. der Ergänzung des vorliegenden Änderungsantrages zur Abstimmung bringen. Unser Paternoster ist historisches Objekt, ein kleiner Zuschauermagnet und Liebling der Verwaltungsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zeigen auch Sie heute, dass Sie ein Herz für ihn haben und stimmen sie zu.

Dankeschön.