Rede zur wirtschaftspolitischen Stunde

Dr. Olga Naumov

Ich bin in Leipzig aufgewachsen. Die Stadt Leipzig ist eine wunderschöne und lebenswerte und wachsende Stadt, und genau das hat mich dazu bewogen, hier zu arbeiten, hier Stadträtin zu sein.

Und gemeinsam sind wir sind uns einig, dass sie Stadt neben ihrer Wachstumsschmerzen auch noch eine weitere große Herausforderung hat: das Überwinden der historisch bedingten Verzwergung unserer Wirtschaft. Höchste Priorität hat für uns der Strukturwandel, den wir endlich strategisch angehen – nicht nur als Stadt Leipzig, sondern als Region. Und den schaffen wir nur mit der Entwicklung von Innovationen.

Denn nur wenn wir in Leipzig Forschung und Entwicklung beheimaten, Tech-Unternehmen entwickeln und Hidden Champions großziehen, entstehen krisenfeste, hochwertige Arbeitsplätze, die im Krisenfall auch transformierbar sind.

Und genau deshalb bin ich auch so stolz, dass die SAB und SPRIND Ihre Heimat in meiner Heimatstadt gefunden haben. Und bedanke mich noch einmal herzlichen für die wirklich klugen Impulse von Frau Dr. Leonhardt und Herrn de la Vera – diese Impulse sollten kein nice-to know sein, sondern ein need-to-know für unsere Wirtschaftsstrategie

Ich würde heute gern selbst dazu einen Impuls geben. Nicht nur für Sie, sondern auch für unsere zukünftige Wirtschaftsbürgermeisterin oder Wirtschaftsbürgermeister.

Und zwar zum Thema: Was kann die Kommune mit ihrem begrenzten Handlungsspielraum tun? Hierfür beziehe ich mich auf den sogenannten „unternehmerischen Staat“, wie Laguna de la Vera es nennt. Verantwortung der Kommune für ein gutes Innovationsklima und die wirtschaftliche Entwicklung. Wofür wir keine Verantwortung tragen, das sind die Bürokratischen Auswüchse von Förderverfahren. Wenn man sich die Förderverfahren und -prozesse anschaut, dann sind wir als Kommune am Ende der Nahrungskette und müssen versuchen, unsere Rolle zu finden. Was ist unsere Rolle als Kommune?

Jedem hier ist klar, dass wir keine Millionenförderung in Start-Ups gewährleisten können. Das ist aber auch nicht Aufgabe an die Kommune. Aufgabe sollte es sein: Welche Förderlücken bestehen tatsächlich? Wie können wir diese Lücken strategisch angehen? Wir müssen zielgerichtet Förderung akquirieren und langfristig planen! Nicht mit Gießkanne Machbarkeitsstudien verteilen, sondern Risiken eingehen und einige Projekte mal bewusst links liegen lassen. Dafür Projekte in lukrativen Zukunftsbranchen gezielt fördern.

Die Kommune kann jedoch selbst investieren: Indem die Kommune Türen öffnet zu Ministerien, Behörden, Kontakten

Unterstützt bei Förderverfahren: Förderverfahren sind aufwändig und langwierig und sehr kompliziert. Das können sich meist nur große Unternehmen leisten. Beispiel: IPCEI Hydrogen hat im Feb 2021 angefangen, ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Insofern hier noch zwei Wünsche an die Stadt, an das Wirtschaftsdezernat:
Seien Sie ruhig unternehmerisch! Sich an Innovation beteiligen – Verantwortung nicht abgeben, sondern auch Kompetenzen als Kommune aufbauen und Schnittstellen zu Innovationstreibern stärker pflegen!
Zu guter Letzt wünsche ich mir als ehemalige Forscherin; Die stärkere Einbindung unserer Forschungslandschaft. Leipzig ist ein traditionsreicher Wissenschaftsstandort und ihm gebührt auch Aufmerksamkeit. Forschung ist der Weg in die Zukunft.

Danke an die enge Beziehung zur Förderbank, die wir sehr begrüßen. Ich danke Frau Leonhard für die Impulse, die wir beherzigen werden und dem regen Interesse an den Projekten in der Stadt Leipzig und … die SAB ist nicht nur Förderer, sondern auch Moderatorin der vielen Unternehmen und Projekte, die alle um die gleichen Fördermittel konkurrieren.

Danke an Herrn de la Vera, der Neudenker:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft, Menschen mit herausragenden Ideen, besonderer Fachexpertise und Leidenschaft verbindet und für hochinnovative Zukunftstechnologien fördert.

Damit bin ich am Ende meiner Rede angelangt. Ich danke Ihnen allen