Nachteilige Folgen übermäßiger Beleuchtung sollten nicht unterschätzt werden

Reiner Engelmann

Nun, bisher haben in diesem Stadtrat Anträge das Geschehen bestimmt, die die Erhöhung der Lichtintensität forderten, Anträge, die forderten, auch die letzte Stelle unserer Straßen und Freiflächen bei Nacht auszuleuchten.

Als Begründung musste herhalten, dass die Sicherheit verbessert wird. Wenn die Verwaltung ein solches Ansinnen nicht weiter verfolgte, dann nicht wegen der Probleme, die die Aufhellung der Stadt erzeugen, sondern aus energetischen Gründen. Es war der Verwaltung einfach zu teuer.

Dieses Argument zieht nicht mehr. Wir haben inzwischen, also innerhalb der letzen 15 Jahre Beleuchtungen, die nur noch ein Zehntel der Energie verbrauchen und die Einstellungskosten sind inzwischen fast dieselben. Wir könnten also mit den gleichen Kosten die Beleuchtung verzehnfachen.

Geht man durch Kleingärten und Siedlungsgebiete, wird man das Gefühl nicht los, als wolle man dies beweisen. Man hat das Gefühl, der Rummel ist von der Kleinmesse dorthin umgezogen.

Übrigens ist hier auch die DDR-Forschung ganz gut in Vorleistungen gegangen. Lange vor „Earth Hour“ hat man in Jena Ende der 70-er Jahre die Folgen der Lichtverschmutzung untersucht und auch einen Großversuch gestartet. Es ist gelungen, in einer konzertierten Aktion die gesamte Stadt zu verdunkeln und dann vor allem vergleichende astronomische Messungen vorzunehmen. Was heute jeder weiß und Allgemeinwissen ist, man konnte mit bloßen Augen die 16-fache Zahl an Sternen beobachten.

Schon das allein ist es wert, dass man alles unternimmt, damit die Lichtabstrahlung nach oben eingeschränkt wird. Wer von Ihnen einen Blick in den städtischen Sternenhimmel wagt, wird feststellen, dass er Mühe hat ohne Hilfsmittel die wesentlichen Sternenbilder noch zusammen zu bekommen. Und das liegt durchaus nicht an mangelnder astronomischer Bildung, sondern schlicht und einfach daran, dass die Sterne überstrahlt sind.

Wer es nicht glaubt, suche nach dieser Veranstaltung den Augenprüfer im großen Wagen.

Meine Damen und Herren, dies ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem Kulturverlust, den uns der Beleuchtungswahn bringt.

Die Fragen, die sich für die Tierwelt ergeben, sind noch gar nicht ausreichend untersucht. Aber dass eine durchgängige Beleuchtung das Verhalten der Tiere nachhaltig ändert, ist sicher bekannt und Frau Gabelmann hat das auch in ihrem Antrag beschrieben.

Die Verwaltung hat in ihrer Stellungnahme betont, dass eine Satzung nicht nötig sei, man mache schon alles mögliche. Es werden Gesetze wie das Bundes-Immissionsschutzgesetz, der Lichtmasterplan der Stadt Leipzig und die Hinweise zur Messung, Beurteilung und Minderung von Lichtimmission der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft für Immissionsschutz bemüht.

Meine Damen und Herren, das ist alles sehr redlich und unterstützenswert, leider übersehen wir alle, dass eine wachsende Stadt die gesamte Infrastruktur angreift und sich faktisch alle Probleme im Umweltbereich verschärfen, so auch die der Lichtemissionen. Absolut betrachtet müssen wir feststellen: Es wird heller in der Stadt, mit allen Folgen.

Die Fraktion DIE LINKE ist mehrheitlich der Auffassung, dass der Stadt eine solche Satzung gut tun kann. Wir stimmen deshalb für den Antrag.

 

Rede zum Antrag A-7963 der Stadträtin Gabelmann „Vermeidung von Lichtverschmutzung – Prüfung einer Lichtsatzung“