Leipzig auf dem Weg zur "Wasserstoffstadt"

Dr. Olga Naumov

 Liebe Stadrätinnen und Stadräte, Stadtverwaltung und Gäste

Wir möchten, dass Leipzig als "Wasserstoffstadt" zum Leuchtturm für die Wasserstoffwirtschaft wird. Und eine Plattform bietet, wo gezielt Konsortien für wegweisende Projekte für eine Wasserstoffwirtschaft Leipzigs entwickelt werden. Leipzig soll das Bekenntnis zur Wasserstoffstadt Leipzig geben.

Warum? Ihr wisst, wir haben den Klimanotstand ausgerufen und haben uns auf den Weg begeben, klimaneutral zu werden. Das schaffen wir nur, wenn wir uns von der Verbrennung fossiler Rohstoffe für Strom, Wärme und Mobilität verabschieden und auf erneuerbare Energieträger ausweichen. Hierfür benötigen wir aber einen Energiespeicher, nämlich Wasserstoff.

Mit Wasserstoff haben wir auch die Möglichkeit, die CO2-Emissionen in Branchen wie der Stahl- und Chemieindustrie zu senken. Und das geht nur, wenn wir neue Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten zwischen den Branchen entwickeln. Genau dafür brauchen wir einen runden Tisch. Für neue Geschäfte und Unternehmen und neue Arbeitsplätze. Denn die Unternehmen vor Ort haben wir ja bereits alle: VNG, SWL mit Kraftwerk, Chemiedreieck und den Zugang zum Wasserstoffnetz. Alles da, wir müssen es nur nutzen und dort Wertschöpfung aufbauen.

Leipzig bildet eine Menge hochqualifizierter Leute aus, die mangels Beschäftigung die Region verlassen oder auf den Werkbänken großer Konzerne arbeiten. Wir brauchen hier aber Forschungs- und Entwicklungsstandorte mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen vor Ort. Wir haben jetzt die Chance, einen neuen Wirtschaftszweig für die Stadt zu öffnen und Leipzig wirtschaftlich voranzubringen. Wir können eine Modellregion für den Strukturwandel werden. Endlich gibt auch die entsprechenden Fördergelder und ein Bekenntnis von ganz oben, Wasserstoff zu fördern: Die EU hat eine Forschungs- und Innovationsagenda für die Wasserstoffwirtschaft.  
Die Bundesregierung hat im Juni 2020 mit der Nationalen Wasserstoffstrategie nun endlich den notwendigen Handlungsrahmen für eine Wasserstoffwirtschaft geschaffen. Übrigens waren wir damit nicht ersten. Japan, Frankreich, Südkorea - alle waren schneller als wir. Wir drohen den Anschluss zu verlieren. 

Alle möchten diesen neuen Wirtschaftssektor erschließen. Denn in diesem Sektor sollen laut Frau Karliczek 470.000 neue Arbeitsplätze allein in Deutschland entstehen. Wir brauchen diese Arbeitsplätze! Das ist unsere Chance als strukturschwache Region, uns weiterzuentwickeln. Wir müssen unsere Chance nutzen, uns die Fördergelder sichern, wir müssen unsere Wasserstoffinfrastruktur aufbauen. Die Investitionen der EU werden sich auf 500 Mrd. € - türkisen und blauen Wasserstoff belaufen. Wir sollten diese Fördermittel in Anspruch nehmen und die entsprechende Wasserstoffinfrastruktur aufbauen. Dafür gibt es übrigens nur bis 2025 Geld – ab 2025 werden bestehende Technologien und Infrastrukturen nur noch hochskaliert. Das ist nicht mehr viel Zeit - wir sollten nicht zulassen, dass uns wertvolle Mittel für den Infrastrukturausbau flöten gehen. Echte, zukunftsweisende Großprojekte schaffen wir nur im Konsortium – nur wenn alle Stakeholder in Leipzig zusammenkommen und gemeinsam mit der Unterstützung der Stadt Leuchttürme entwickeln können. 

Ein letzter Punkt noch: Wir sollten uns nicht dogmatisch an grünem Wasserstoff festhalten, sondern technologieoffen bleiben. Wissenschaftlich gesehen kommen wir mit „nur“ grünen H2 nicht an unser Ziel. Trotzdem: Grüner Wasserstoff sollte das Zielbild sein. Der VSP stimmt uns zu und hat noch einige Vorhaben eingebracht, darunter der Betritt zu HYPOS, einem regionalen Wasserstoff-Netzwerk, und Machbarkeitsstudien sowie Forschungsaufträgen. Wir begrüßen dies sehr und lassen den VSP abstimmen. 

Vielen Dank.