Hilfe für junge wohnungslose Menschen!

Juliane Nagel

Erst kürzlich erschien die Hochrechnung der BAG Wohnungslosenhilfe zur Zahl der Wohnungslosen in Deutschland: 607.000 Menschen waren demnach im Jahresverlauf 2022 ohne Wohnung. Davon lebten ca. 50.000 ganz ohne Unterkunft auf der Straße.

Das markiert einen weiteren Anstieg der Zahlen und auch eine Diskrepanz zu den offiziellen Zahlen. Das Statistische Bundesamt zählte zum 31.Januar 2023 372.000 untergebrachte Wohnungslose. Hier fehlen die Menschen, die bei Freund*innen unterkommen oder auf der Straße leben. Das betrifft in Leipzig zunehmend auch jüngere Menschen. Das bestätigen Akteure der Wohnungslosenhilfe, Jugendberatungsstellen und selbst das Jobcenter. Ein Grund sind sich verhärtende soziale Problemlagen, vor denen wir die Augen nicht verschließen dürfen. Ein Grund sind Abbrüche in den Hilfesystemen, fehlende Brücken von Jugendhilfe in andere soziale Hilfen. Und ein Grund ist, das wissen sie, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und Barrieren für junge Menschen, insbesondere die, die keine reichen Eltern oder selbst Schulden haben.

Wir haben in unserem Fachplan Wohnungsnotfallhilfe festgehalten, dass wir die Schnittstellen zwischen Jugendamt und Sozialamt hier besser klären und verbinden müssen. Und auch das Jobcenter ist ein Akteur und kann Förderinstrumente für diese Zielgruppe einbringen. Einiges ist hier auf dem Weg: Mit unserem im Mai beschlossenen Antrag zum Jugendwohnen ist ein Prozess zur Ausweitung der Angebote für junge Menschen mit Wohnproblemen auf den Weg gebracht und wie wir hörten, ist die Erfüllung des Stadtratsauftrages in vollem Gang.

Dieser nun vorliegende Antrag begehrt Lösungen für bereits wohnungslose junge Menschen. Wir haben es uns nicht leichtgemacht. Die anfängliche Idee einer Notschlafstelle für die jungen Menschen, die die Übernachtungshäuser eben aus Gründen nicht nutzen, hat mich selbst nicht überzeugt. Denn gerade für Menschen in diesem Alter müssen nachhaltige Lösungen her. Und so liegt eine kurzfristig eingereichte Neufassung vor. Das erst im August gestartete Kooperationsprojekt zwischen Jugendamt und LWB für so genannte Careleaver*innen soll ausgeweitet werden: mehr Wohnungen, die dann von Bedürftigen als WG genutzt werden, wo sie auch betreut werden und Perspektiven eben nachhaltig geschaffen werden können. Im Fall der Fälle und nach zu erarbeitenden Kriterien soll das Sozialamt dann auch mit Bürgschaften den Abschluss eines eigenen Mietvertrages ermöglichen.

Wir freuen uns über die gemeinsam erarbeitete Lösung und hoffen damit einen kleinen Beitrag zur Linderung des Problems wachsender Wohnungslosigkeit junger Menschen beitragen zu können.