Freiräume für junge Menschen sichern!

Juliane Nagel

Das Förderverfahren für die Kinder- und Jugendarbeit in unserer Stadt war für viele Beteiligte unbefriedigend. Ja, wir haben auf Basis der vom Rat beschlossenen Kinder- und Jugendhilfeplanung neue Angebote geschaffen, u.a. einen Offenen Treff in Mockau oder die Stadtteilbezogene queere Jugend- und Familienberatung sowie bestehende Angebote gestärkt, wie den OFT Paradise in Lößnig.

Aber: Es mussten auch Angebote über die Klinge springen. Fünf Offene Treffs und ein Medienarbeitsangebot schlossen zum April bzw. sollen zum Oktober schließen. „Umsteuern“ wurde dies beschönigend genannt. Die Schließung von Streetwork- und Präventionsangeboten konnte durch die vom Stadtrat beschlossene Budgeterhöhung erfolgreich abgewendet werden. Ich will gleich dazu sagen: Ja, das Budget der Kinder- und Jugendförderung ist gestiegen, aber wir haben auch in diesem Bereich mit steigenden Kosten und neuen Bedarfen zu tun.

Der Weg zu diesen Kürzungsvorschlägen war aus Sicht der Jugendhilfeausschuss-Mitglieder meiner Fraktion, William Rambow und mir, sehr unbefriedigend. Träger wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne dass es den Vorlauf gab, Diskrepanzen auszuräumen oder Konzepte und Praxis anzupassen. Das wünschen wir uns in Zukunft besser, fairer und transparenter.

Doch blicken wir nach vorn: Als Linksfraktion halten wir es für essentiell, Angebote für Kinder und Jugendliche und für gemeinwohlorientierte Zwecke zu erhalten. Gerade in Zeiten von Krisen, Konflikten, steigenden Preisen und sozialen Verwerfungen brauchen wir Räume und Projekte, die Solidarität und Gemeinwohl stärken. Es ist aus unserer Sicht unangebracht, den Bescheid über das Förderende zuzuschicken und dann zuschließen zu lassen. Wir erwarten hier klar mehr Weitsicht und Sensibilität.

Darum legen wir Ihnen in der Neufassung einen gemeinsamen Antrag mit der SPD vor. Hier geht es um die Treffs in Böhlitz-Ehrenberg und die Kinder- und Jugendwerkstatt in Connewitz. Auch das Projekt des Mütterzentrums, das von den Grünen eingebracht wurde, soll hier seinen Platz finden. Die beiden letztgenannten Projekte im Bereich der Nachhaltigkeit und Umweltbildung sollten im Rahmen der Zero-Waste-Strategie gefördert werden. Für Böhlitz wünschen wir uns, dass die stadteigene Immobilie auch weiterhin ein Ort für junge Menschen bleibt.

Mit dem Beschlusspunkt Vier wollen wir nochmal in Erinnerung rufen, dass mit dem OFT Mühlholz einer der wenigen kommunalen Jugendtreffs geschlossen wurde. Ebenso beauftragen wir die Prüfung eines Alternativstandortes und nein, auf den Norden müssen wir uns hierbei nicht festlegen. Es geht uns nicht um das Unterlaufen der Integrierten Kinder- und Jugendhilfeplanung. Wir denken aber, dass die Planung auch als atmendes Instrument verstanden werden muss, zum Beispiel mit dem Blick auf gesellschaftliche Veränderungen und Bedarfe. Und wenn der klassische Jugendclub nicht in jedem Fall mehr das Modell der Wahl junger Menschen ist, dann müssen bedarfsorientierte offene Formate entwickelt werden. Beispielsweise in den Bereichen Nachhaltigkeit, Geschlechtervielfalt oder als Freiräume, in welchen junge Menschen einfach nur sein können. Diesen Diskussionsprozess haben wir im JHA begonnen und werden ihn weiterführen. Wir wollen zudem den zwischen Trägern und Verwaltung begonnenen Prozess der Bedarfsplanung für die offene Kinder- und Jugendarbeit mit diesem innovativen Gedanken fortzusetzen und zur nächsten Haushaltsberatung Nägel mit Köpfen zu machen, damit wir nicht wieder in eine so missliche Lage kommen.