Bald ist Schluss mit der 7. Größten Dreckschleuder Europas

Michael Neuhaus

Das Ausstiegsdatum aus der Braunkohle liegt auf dem Tisch. Frühstens 2035, spätestens jedoch 2038 soll Schluss sein. Als Sprecher einer Jugendorganisation, die jahrelang für den Kohleausstieg bis 2025 gekämpft hat, kann mich das nicht fröhlich stimmen. Klar ist aber auch: Wenn man jahrelang auf Freiwilligkeit setzt und klimaschädliche Konzerne für etwas weniger Umweltzerstörung alimentiert, anstatt den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben und Konzerne in die Pflicht zu nehmen, muss man sich nicht wundern und es plötzlich 2019 ist. Man könnte also meinen es gibt Handlungsbedarf. Aber gerade mal 35 Windkraftanlagen wurden in Deutschland in der ersten Jahreshälfte gebaut. Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern dazu noch hochgradig fahrlässig und unsozial. Schon heute sind Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien oft billiger als aus fossilen Energieträgern und das obwohl mehr als 20 Mrd € pro Jahr direkt und indirekt in die Subventionierung von Stein- und Braunkohle fließen. Wer jetzt den Anschluss verpennt, der riskiert steigende Preise und Versorgungsengpässe und nicht der der einen raschen Ausstieg forciert, meine Damen und Herren.

Was das mit Leipzig zu tun hat? Leipzig hat sich das Ziel gesetzt bis 2020 den pro Kopf CO²-Ausstoß von 6,8 Tonnen im Jahr 2011 auf ca. 4,5 Tonnen bis 2020 zu senken. Stand 2014, also 3 Jahre später: ca. 6,6 Tonnen. Aktuellere Zahlen Fehlanzeige, wobei davon auszugehen ist, dass wir vom Ziel etwa soweit entfernt sind wie die AfD von einer geschlechtergerechten Quotierung ihrer Fraktion.

Doch das eigentlich erstaunliche daran: Die CO²-Emissionen aus der Wärme von Lippendorf finden bei in der Leipziger CO²-Billanzierung kaum die nötige Beachtung. Man hält sie schlicht als reines Abfallprodukt der Stromerzeugung und das, obwohl ca. 30% der energiebedingten Emissionen aus der Wärme stammen. Na grandios, dass hieran niemand schuld sein will und man sich dabei sogar noch damit rühmen kann ja eigentlich ganz ökologisch unterwegs zu sein, weil die Nutzung der Abwärme noch den Wirkungsgrad des Kohlekraftwerks erhöht.

Genauso argumentiert übrigens auch die LEAG und ich frage mich warum wir dieses Narrativ eines profitorientierten Unternehmens einfach unkritisch weitertragen. Also, wenn zu mir jemand sagt, dass er mir seinen Müll nur dann verkauft, wenn ich einen Knebelvertrag für mehrere Jahre abschließe, obwohl er das Geld angeblich gar nicht nötig hat, dann würde ich zumindest mal stutzig werden. Genau das behauptet die LEAG, aber wenn sie sagt, dass der Fernwärmeausstieg den Betrieb von Lippendorf nicht beeinflussen würde.

Lange Rede kurzer Sinn: Bald ist Schluss mit der 7. Größten Dreckschleuder Europas. Leipzig hat einen Wärmebedarf von ca. 350MW. Lippendorf liefert davon 200 MW. Mit dem geplanten Gaskraftwerk und dem Ausbau der Speicher ist Lippendorf also sogar mehr als überkompensiert. Schon heute könnte sich Leipzig auch ohne Lippendorf selbstversorgen und das ist auch gut so, denn nur mit angemessenen Reserven kann die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.

Deswegen unterstützen wir den hier vorliegenden Antrag, schlagen jedoch für den Notfall, dass es zu Schwierigkeiten beim Bau der neuen Versorgnungsinfrastruktur kommt, eine Frist bis 2025 vor. Und Nein, diese Frist ist kein Aufschub, sondern nur die logische Konsequenz aus der Evaluierung Beschlussumsetzung, die im Antrag vorgeschlagen wird. Das Zeitalter der Braunkohle ist vorbei, auch hier in Leipzig und deswegen sag ich mal ganz Salopp im FridaysForFuture-Stil „Hop Hop Hop Kohlestopp und danke für ihre Zustimmung“!

Rede zum Antrag A 08196 "Ausstieg aus dem Fernwärmebezug  aus Lippendorf" der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.