Die Portitzer Mittelschule ist eine völlig intakte Schule mit einer hohen Qualität

Dr. Lothar Tippach

Es kann keinen überraschen, dass die PDS-Fraktion die Schließung der Mittelschule Portitz ablehnen wird. Das haben wir immer erklärt und haben dafür gute Gründe.

Es kann keinen überraschen, dass die PDS-Fraktion die Schließung der Mittelschule Portitz ablehnen wird. Das haben wir immer erklärt und haben dafür gute Gründe. In Anbetracht der mir zur Verfügung stehenden Redezeit kann ich nur auf einige ausgewählte Aspekte eingehen.

Als die Ergebnisse der PISA-Studie bekannt wurden, war die Aufregung groß. Alle gelobten Besserung. Und nun, nachdem sich der der Rauch verzogen hat, geht es weiter, wie bisher. Seit 1992 wurden in der Stadt Leipzig 63 Schulen in städtischer Trägerschaft geschlossen. Nun stehen weitere an. Die Stadtverwaltung hat dabei oft im vorauseilenden Gehorsam gehandelt. All das hat tiefe Einschnitte nicht nur in der Schul- und Bildungspolitik hinterlassen. Hervorzuheben sind auch die negativen Wirkungen auf die Stadtteilentwicklung. Die PDS-Fraktion hat permanent darauf aufmerksam gemacht. Wir tragen diese Politik der Schulschließungen nicht mit. Richtig ist, dass Sachsen ein anderes, besseres Schulgesetz braucht, das neue Schulstrukturen, Ganztagsschulen, integrierte Schulsysteme, kleinere Klassengrößen u.a. einschließt. Deshalb auch liegt die Hauptverantwortung bei der Sächsischen Staatsregierung und der CDU-Mehrheitsfraktion.
„Zukunft braucht Schule!“ bleibt für uns ein wesentlicher politischer Ausgangspunkt.

Zu den Poritzer Bedingungen.
Wir gehen davon aus, dass der Nordraum Leipzigs in den nächsten Jahren im Zusammenhang mit den Industrieansiedlungen einen Bevölkerungszugang, vor allem an jungen Familien haben wird. Es ist schon interessant, wie durch die Stadtverwaltung mit diesem Faktum umgegangen wird. Sollen die eigenen Verdienste hervorgehoben werden, dann wird mittelfristig von bis zu 30 000 neuen Arbeitsplätzen gesprochen. Geht es z.B. aber um die soziale Infrastruktur, also auch um Schulschließungen, dann ist man sehr viel zurückhaltender. In der Antwort auf eine Anfrage des Stadtrats Jens Herrmann nach den Gründen für die Aufhebung der Mittelschule Portitz wird hinsichtlich der Entwicklung des Wohnungsneubaus in Portitz zusammengefasst: „Unter Berücksichtigung der bisherigen Entwicklung der derzeitigen Situation und dem veränderten Nachfrageverhalten am Wohnungsmarkt, einer Vielzahl von Standorten für den Bau von Einfamilienhäusern sowie der Nachteile des Standorts Parkstadt 2000 (…) wird seitens der Verwaltung nicht mit der zügigen weiteren Entwicklung am Standort gerechnet“. Allerdings kann keine verlässliche Prognose abgegeben werden, so die Aussage in der Antwort. Wohlgemerkt, es geht hier um die Begründung einer Schulschließung. In der Ratsversammlung im März wird der Billigungs- und Auslegungsbeschluss zum Bebauungsplan „Portitz-Südost, Am Lösegraben“ verhandelt. Ein vorhandener Eigenheimstandort (Teichsiedlung u.a.) soll sinnvoll abgerundet werden. In dieser Vorlage wird im Zusammenhang mit der Kinderfreundlichkeitsprüfung ausgesagt: „Schulen und Kindergärten sind im Ortsteil zurzeit noch nicht vorhanden. Im Zusammenhang mit der Realisierung der „Parkstadt 2000“ ist die Errichtung solcher Einrichtungen, insbesondere eines Kindergartens auf dem westlich angrenzenden Plangebiet vorgesehen.

Zurzeit sind Kindergärten sowie sämtliche Schulen, im ca. 2,0 km östlich liegenden Ortsteil Thekla vorhanden. Diese Einrichtungen sind mit dem öffentlichen Personennahverkehr sowie mit dem Rad zu erreichen.“ Hier wird offensichtlich mittelfristig von einer zusätzlichen Schule ausgegangen. Abgesehen davon, dass Thekla westlich von Portitz liegt und Portitz bekanntlich selbst eine Grund- und Mittelschule hat, ist es überhaupt nicht begründbar, dass eine intakte Schule geschlossen werden soll, um mittelfristig eine neue Schule zu eröffnen. Das kann ich niemanden erklären, weil ich es selbst nicht verstehe. Kreativ wäre es aus unserer Sicht unter diesen Umständen, die Mittelschule zu belassen. Bei vorhandenen Bedarf könnte mittel- oder langfristig auch ein neues Schulgebäude gebaut werden, wie es der Bebauungsplan 25.1 „Wohngebiet Portitz-Süd Parkstadt2000)“ vorsieht, auf den sich die o.g. Aussage stützt.

Die Portitzer Mittelschule ist eine völlig intakte Schule mit einer hohen Qualität. Warum haben denn Eltern aus Taucha ihre Kinder bisher in Portitz angemeldet?
Die Antwort auf diese Frage spricht für die engagierte Arbeit der Lehrer, die gemeinsam mit Eltern und Schülern einen hohen Standard entwickelt haben. Ich habe mich mehrfach davon überzeugen können. Statt die Schule schließen zu wollen, sollte der Stadtrat Eltern, Lehrern und Schülern danken! Ich will es namens der PDS-Fraktion von dieser Stelle ausdrücklich tun. Herzlichen Dank für das große Engagement!

Ein letzter Punkt betrifft die Stadtverwaltung. Das Verfahren, insbesondere die Einbeziehung der Schulkonferenzen in den Prozess, ist sehr kritikwürdig. Man muss sich nicht wundern, dass letztlich kein Verständnis für die Vorgehensweise der Verwaltung vorhanden ist. Hinzu kommt, dass z.B. die Vorlage zur Aufhebung der Mitteschule Portitz fehlerhafte Aussagen enthielt, die erst vor kurzem durch ein Austauschblatt korrigiert worden sind. Dazu zählen z.B. die Anzahl der Unterrichtsräume, die niedriger angegeben war als die tatsächlich vorhandene Anzahl.
Wenn das ganze Vorgehen dann von Betroffenen als ignorant, bewusste Falschdarstellung und Verletzung demokratischer Regeln bezeichnet wird, muss man sich nicht wundern.
Vielleicht hätte man sich vor Ort besser kundig machen und mit Eltern, Lehrern und Schülern das Gespräch führen sollen. Wie heißt es so schön: Kommen wir ins Gespräch!
Ich für meinen Teil kenne die Schule und habe oft mit Eltern, Lehrern und Schülern gesprochen.
Am 28. November vorigen Jahres wurden nachfolgende Liedzeilen anlässlich einer Schulveranstaltung in der Portitzer Mittelschule vorgetragen. Ich bin überzeugt, dass Schüler, Lehrer und Eltern diese Zeilen vor Ihnen heute wiederholen würden, wenn sie es dürften.

„Aber wir haben einen Traum:
Gebt uns bitte eine Chance,
gemeinsam hier zu bleiben!
Gebt uns bitte eine Chance
unsere Schule zu retten.
Wir brauchen unsere Schule!
Also lasst sie uns gemeinsam bewahren – jetzt“

Geben wir ihnen eine Chance!