Der Leipziger Auwaldstreit hat wichtige Punkte aufgezeigt

Michael Neuhaus

Vor etwa einem halben Jahr tobte in Leipzig eine emotionale Diskussion über den Forstwirtschaftsplan. Eigentlich ging es in der Debatte nur, um einen jährlichen Betriebsplan zur Erfüllung der Managementziele für den Leipziger Auwald.

Nicht mehr und nicht weniger und dabei auch nicht zum ersten Mal. Dennoch zog das Ganze immer weitere Kreise. Aus einer eigentlich recht verwaltungstechnischen Sache wurde eine grundsätzliche Debatte darüber was wir für einen Auwald wollen. Ob er wild wuchern darf wie mein Haar in der Corona-Zeit, oder ob wir doch eingreifen müssen. Ob wir Wassertourismus wollen oder nicht. Und wenn ja, ob dann nur Ruderboote Klein-Venedig befahren dürfen, oder auch die AIDA. Hinzu kamen technische Sachen über Brücken, Kanäle und Flussverläuft. Und natürlich sprach man auch über bezahlte Demonstranten.

Der Leipziger Auwaldstreit – in seinen spannenden sowie in seinen absurden Formen – hat jedoch wichtige Punkte aufgezeigt:

  1. Leipzig kann streiten und öffentlich diskutieren.
  2. Der Auwald ist für die Menschen ein wichtiges Anliegen
  3. Es gibt scheinbar so viele Projekte, die theoretisch oder auch faktisch mit dem Auwald zu tun haben, dass man schnell den Überblick verlieren kann.

In diesem Sinne begrüßen wir das Anliegen ein Auwaldentwicklungskonzept zu erstellen. Es sieht vor erst die Ziele festzulegen, die wir verfolgen wollen und dann die Projekte diesen Zielen entsprechend umzusetzen, anstatt sich hier im Klein-Klein verheddern. Wir tragen damit der Wichtigkeit des Themas nicht nur deshalb Rechnung nur, weil wir endlich mal grundsätzlich über den Auwald reden, sondern auch weil wir Finanzmittel für Mitarbeiter*innen zur Verfügung stellen, damit den Worten Taten folgen.

Das alles hat auch die Verwaltung erkannt und einen Verwaltungsstandpunkt vorgelegt mit dem sich wirklich gut arbeiten lässt. Da die Entwicklung des Konzepts jedoch sicher kein Spaziergang auf einem Ponyhof wird, haben wir den Verwaltungsstandpunkt leicht angepasst und als Änderungsantrag an den Grünen-Antrag gestellt.

Um die Stadtgesellschaft bei den bevorstehenden Debatten mitzunehmen, ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen für ein solches Konzept offengehalten werden. Das heißt ganz konkret: Wir setzen keine Projekte um, die einer potentiellen Renaturierung der Aue entgegenstehen oder wir passen diese so an, dass sie es nicht mehr tun. Tatsachen schaffen ist nicht. Dafür müssen wir aber Klarheit schaffen: alle Karten müssen auf den Tisch, damit wir, aber auch die Bürger*innen wissen worüber wir reden. Der Änderungsantrag sieht deshalb vor dem Stadtrat eine Liste der entsprechenden Projekte vorzulegen.

Der vorgeschlagene Prozess für ein Auwaldentwicklungskonzept katapultiert die Debatte über dem Auwald auf ein neues Level. Raus aus dem Nebulösen, rein ins Ungewisse. Für die Beteiligten bedeutet das Ärmel hochkrempeln, gut zuhören und schon mal die Stimmbänder für die kommenden Gespräche lockern.

Aber wie genau die Kommunikation gelingen kann, ist dann Thema einer anderen Ratsversammlung.

Ich bitte sie also um Zustimmung zum vorliegenden Antrag. Darüber hinaus schlage ich für das Konzept „Alt wie ein Baum“ als offizielle Auwald-Hymne vor, welche nach dem Beschluss dieses Antrages und nach dem Ende der Sitzung vom Stadtrat Kumbernuß offiziell anzustimmen ist.

Rede zum Antrag A 00516 "Auwaldentwicklungskonzept erstellen" der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.