Das Naturkundemuseum ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Leipziger Museumslandschaft

Mandy Gehrt

gleich vorweg – natürlich werden wir der Vorlage und der Stadtortentscheidung zustimmen, aber ich muss nochmal den Finger in die Wunde legen und dazu möchte ich aus einer meiner ersten Reden, hier im Stadtrat zitieren. Geredet hatte ich im Rahmen der HHdebatte am 3. März 2011.

Zitat:

Als ich im Stadtrat angefangen habe, wurde mir nach kurzer Zeit im Kulturausschuss eine Festschrift mit dem Titel „Pro Natura – 100 Jahre Naturkundemuseum Leipzig“ überreicht. Auf der 5. Seite im Grußwort des Oberbürgermeisters Burkhard Jung steht: „die Modernisierung des Naturkundemuseums ist eine Herausforderung, für deren Bewältigung wir uns ein Datum gesetzt haben: Es ist das Jahr 2012, in dem das Naturkundemuseum seine 100jährige Existenz an seinem prominenten Standort am Gördelerring feiert.“ Dies wurde im Jahre 2006 geschrieben, da war noch ein bisschen Luft bis 2012. Jetzt schreiben wir das Jahr 2011 und bis jetzt ist nichts passiert. Im Gegenteil, das Haus kann aufgrund seines schlechten baulichen Zustandes bald nur noch eingeschränkt genutzt werden. Vielleicht droht kurz vor dem Jubiläum sogar die Schließung.

Vom Bauordnungsamt wurde jetzt nur eine kurzzeitige Genehmigung zur provisorischen Nutzung des Museums im jetzigen Zustand erteilt. Dringend müssen brandschutztechnische Maßnahmen durchgeführt werden. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges, die zeigt, was hier in den letzten Jahren versäumt wurde. Dass das ursprünglich als Schule errichtete Gebäude im jetzigen Zuschnitt viel zu klein ist für Ausstellungen, Magazine, Werkstätten und Arbeitsräume, war schon seit langem klar. Das wird deutlich, wenn man sich mal in den nicht öffentlich zugänglichen Teil des Hauses begibt, dort lagern Schätze aus Geologie, Zoologie, Botanik und Archäologie auf Treppen in Gängen und Fluren, man bekommt den Eindruck, das Haus platzt aus allen Nähten. Auch die zur Verfügung stehenden 700 qm Ausstellungsfläche in verwinkelten kleinen Räumen lassen viel zu wenig Platz für ein zeitgemäße Präsentation. Ich denke, da sind wir uns alle einig.

Das Naturkundemuseum ist aber ein unverzichtbarer Bestandteil der Leipziger Museumslandschaft. Diese städtische Institution leistet unschätzbare Bildungsarbeit. Besonders angesichts der Herausforderungen, die Globalisierung und Klimawandel an uns und zukünftige Generationen stellen, ist es wichtig Heranwachsenden zu vermitteln, wie unsere Landschaft entstand, wie sie sich verändert hat und was sie gefährdet. Eine Einschränkung der Museumsarbeit oder gar eine Schließung würde eine irreparable Lücke in der Kontinuität die Museumsarbeit reißen.“

Damals hatten wir wehement gegen die vorgesehenen Kürzungen im Haushalt des Naturkundemuseums gekämpft, um den Museumsbetrieb aufrechtzuerhalten. Damals wurde uns für April 2012 ein erster Vorschlag zum neuen Konzept und Standort versprochen. In der Übersicht zur Historischen Entwicklung des Museums steht auf dessen Webseite beim nächster Meilenstein im Jahr 2013 – Aufatmen! Ein Masterplan der hoffen lässt.

In diesem Masterplan zeigte sich, dass die Standortvariante Bowlingtreff, neben dem Standort Lortzing str. mit Erweiterungsbau und einem Neubau am Standort Rudolphstr., „wegen des Neuanfangs und des städtebaulichen Aspekts bereits am besten bewertet wurde, auch im Kostenvergleich am vorteilhaftesten ist.“ (Kosten 12.297.410 Mio. ) Dem Matserplan lag auch eine Abfolge der Realisierungsschritte bis zur Eröffnung am Beispiel des Bowlingtreffs bei. Und raten Sie mal, wann die Eröffnung bei dieser Variante geplant war: Ich war auch überrascht: Da stand 2020! Was nach dem Masterplan passierte ist, wissen Sie. Über den Umweg Halle 7, auf dem Gelände der Baumwollspinnerei, wurden wieder mögliche Standorte geprüft darunter wieder der Bowlingtreff, der auch diesmal wieder als bester Standort überzeugt. Sie verstehen, das einige von uns, ein Deja vu haben, bloß diesmal mit einer Kostenplanung, die 3mal so hoch ist wie 2013. Dafür gibt es Gründe, das sehen wir auch ein... aber dann müssten wir uns wirklich ranhalten, denn die Kosten fürs Bauen steigen von Jahr zu Jahr... und es wäre ja auch erstebenswert, dass das NKM zum nächsten Jubiläum ( z.B. zum 120sten) tatsächlich eröffnen könnte. Deswegen, lassen Sie's uns angehen!

Vielen Dank!

Rede zur Drucksache DS 00729"Naturkundemuseum Leipzig - Grundsatzbeschluss und Standortentscheidung (Maßnahme des Arbeitsprogramms 2023)."