Die Oper Leipzig ist für alle Leipzigerinnen und Leipziger da

Marco Götze

Sie soll ist nicht der abendliche Kulturtummelplatz allein der mehr Geld bekommenden Schicht dieser Gesellschaft sein. Es mag zwar sein, dass viele Opern einmal für solche Leute und ihr Ausgehen geschrieben wurden, doch dass solcherlei Exklusivität heutzutage eingeschränkt wird, ist keineswegs ein Nachteil, sondern ein Vorteil. Dem Rechnung tragend begrüßen wir es sehr, dass in der neuen Entgeltordnung  zahlreiche Ermäßigungstatbestände aufgeführt sind, die dem ärmeren und zugleich kulturell gebildeten oder interessierten Teil der Bevölkerung Zugänge zum Kulturgenuss ermöglichen. Sofern solche Ermäßigungstatbestände von finanziell schlecht gestellt wordenden Leipzigerinnen und Leipzigern erfüllt sind, können billigere Eintrittskarten erworben werden.Das Problem an der Leipziger Einkommensstruktur ist aber die weitgehende Verbreitung von Einkommen, welche gerade mal kurz über den Einkommen solcher Ermäßigungstatbestände liegen. In der Begründung haben wir darauf hingewiesen, dass das Leipziger Durchschnittseinkommen 2017 bei gerade einmal 1328 Euro liegt (Quelle Amt für Statistik und Wahlen). Das ist wohl der Beweis, dass wir uns weder in München noch in Hamburg oder gar in Bayreuth befinden.Durchschnitt bedeutet auch stets, es liegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so viele darunter wie drüber. Für genau jene Einkommensschichten über dem Ermäßigungstatbestand, aber mit dennoch sehr wenig Einkommen, waren und sind niedrige Preiskategorien von großer Wichtigkeit.Lange war die niedrigste Preisgruppe die Gruppe 7. Diese ist nunmehr mit der Preisgruppe 6 (alt)  zusammengefasst worden zur 6 (neu).

Gruppe 6 alt und Gruppe 7 alt sind aber nicht in ihrer früheren Platzanzahl addiert worden. Vielmehr gibt es die 7 gar nicht mehr, diese steckt jetzt in 6 (neu), dort aber mit weniger Plätzen als 6 (alt) und 7 (alt) zusammen. Es ist zwar wahr, dass Gruppe 6 (neu), 40 Plätze, nunmehr billiger ist als Gruppe 6 (alt). Es fallen aber in Summe preiswerte Plätze weg.In höheren Preiskategorien kommen dagegen Plätze hinzu. Dafür möchten wir im ersten Punkt einen Ausgleich schaffen: Plus 20 Plätze in der 6 (neu).

Die Auslastung der preiswertesten Kategorie betrug 98,8 %, die höchste Nachfrage überhaupt.

Es ist übrigens eine unsinnige Argumentation bei den Eintrittspreisen, die behauptet, was nicht viel koste sei nichts wert oder entwerte die Oper gar. Die weise Investition in kulturelle Erlebnisse ist doch der ganze Sinn der Millionen und Abermillionen, die wir in die großen Häuser stecken.Seien wir ehrlich: Wohl kaum eine Eintrittskarte deckt die Kosten, sondern manche diese nur etwas mehr als andere. Es ist doch kein absurder Gedanke, dass diejenigen, die heftig das Kulturerlebnis Oper nutzen auch weiter die Chance haben, das auch bei schmalem Budget zu tun. Und da sind 60 Plätze nicht zu viel. Schauen wir noch einmal in die in Arbeit befindlichen Eigentümerziele, Ziel 3, Identifikation, ich zitiere: „ein Theater für alle Menschen dieser Stadt [zu sein], so dass die Bürgerinnen und Bürger die Oper Leipzig […] als IHRE Oper betrachten können“

Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn sich alle Schichten der Leipzigerinnen und Leipziger die Tickets leisten können. Dass sich reichere wie ärmere Leute biswelen für mehr Geld auch viel Spaß und Unsinn anderswo leisten, über dessen Kulturwert wir streiten können, mag sein. Ob das auch gleichzeitig das ärmere Opernpublikum ist, darf bezweifelt werden.Wie auch immer, jeder darf nach seiner Fasson selig und gebildet werden oder auch nicht.Wer es aber mit Oper tun will, freut uns und dessen Zugang wollen wir sichern.

Das ist keine Entwertung der Oper, sondern ihre Öffnung in die gesamte Stadt.

 

Redebeitrag zum Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE zur DS 6723 "Neufestsetzung der Eintrittspreise für den städt. Eigenbetrieb Oper ..."