Bäume leiden unter Wasserstress

Michael Neuhaus

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleg*innen der demokratischen Fraktionen, liebe Gäste im Saal und liebe Gäste, die ihr Internet nicht nur für Netflix nutzen,

Sie brauchen die Köpfe nicht hängen lassen, wie durstige Bäume ihre Blätter, denn was ich ihnen heute mitgebracht habe, ist im wahrsten Sinne des Wortes Wasser auf die Mühlen derer, die unter Hitzestress leiden. Damit meine ich sowohl Menschen als auch Pflanzen und Tiere.

Der Klimawandel stellt uns nämlich vor zwei zentrale Herausforderung:

1) Was tun wir, um ihn zu begrenzen?

2) Wie gehen wir mit seinen Folgen, wie beispielsweise Extremwetterereignissen, um?

Uns geht es heute um letzteres.

Allein in Deutschland starben 2003 mehr als 3500 Menschen an den Folgen der extremen Hitze. In Europa lag die Zahl der Todesopfer Schätzungen zufolge sogar bei 70.000. Auch die Hitzesommer 2018 und 2019 haben tausende Leben gekostet.

Doch leider steigt die Zahl der Tropennächte immer weiter und Leipzig wird immer heißer.

Was also tun, wenn man seinen Wähler*innen eben nicht erzählen will, dass der Klimawandel etwas Natürliches ist?

Wir müssen handeln. Und zum Glück gibt es etwas, das man gegen die Entwicklung von sogenannten Wärmeinseln tun kann. Zum Beispiel Freiluftschneisen planen, oder, was bei mir hoch im Kurs steht: Grünflächen anlegen und Bäume pflanzen.

Und in der Tat: In Leipzig gibt es bereits ca. 57.000 Straßenbäume. Mit dem Straßenbaumkonzept haben wir den Grundstein für einen jährlichen Zuwachs von weiteren 1000 und insgesamt 45.000 neuen Straßenbäumen gelegt.

Doof nur, dass gerade diese durch Dürre ebenfalls unter dem Klimawandel leiden und mehr Bäume auch mehr Wasser benötigen.

Die Rekordsommer der letzten Jahre haben den Grundwasserspiegel jedoch so weit abgesenkt, dass selbst ältere Bäume unter Wasserstress leiden. Auch junge Bäume, deren Bewässerung im Normalfall bereits durch die Stadt sichergestellt wird, sind gefährdet.

Die Stadt Leipzig hat die Bürger*innen deshalb in den letzten Jahren dazu aufgerufen täglich bis zu zwei Eimer Wasser an die Straßenbäume vor ihrer Haustür zu kippen. In Extremsituationen kann das durchaus sinnvoll sein. Wenn Extremsituationen jedoch durch jahrzehntelanges Politikversagen; und damit meine ich nicht sie, sondern die Klimapolitik der Bundesregierung, zur Regel werden, braucht es eine adäquate Antwort.

Schon in der Klimaanpassungsstrategie der Stadt heißt es deshalb, dass „die Bewässerung von Grünflächen und Bäumen zur Abwendung von Pflanzenschäden“ zu prüfen sei.

Ich für meinen Teil finde, wir haben genug geprüft und möchte, dass uns jetzt etwas vorgelegt wird – und zwar ein Bewässerungskonzept für alle Liegenschaften der Stadt Leipzig. Dabei, und das möchte ich nochmal klarmachen, soll es natürlich nicht nur um Bäume gehen, sondern um alles, was irgendwie grünt und Wasser braucht.

Ein solches Bewässerungskonzept klingt erstmal trivial, steht aber vor großen Herausforderungen:

Welche Flächen können und müssen bewässert werden? Und wie kann die Stadtreinigung in die Lage versetzt werden, dieser Aufgabe gerecht zu werden?

Ich erwarte hier sinnvolle technische Lösungen. Vielleicht kann man ja mal das Innenministerium fragen, ob die Wasserwerfer einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden können, wenn man sie schon nicht gegen Nazis einsetzen will. Wasserwerfer zu Gießkannen.

Natürlich gilt es auch die Frage zu klären, woher das Wasser zur Bewässerung überhaupt kommen soll. Regenwasser scheint hier eine sinnvolle Alternative zu Leitungswasser oder Selters zu sein.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleg*innen, liebe Gäste:

„Was hier vorliegt, ist urtypisch, ein linker Antrag, der konstruktiv ist, der nicht verbieten will, der gestalten will und dabei den Schutz der natürlichen Lebensgrundlage in den Mittelpunkt stellt. Das ist was LINKE-Politik auszeichnet. Diese Anmerkung darf mir gestattet sein.“

Wie sie jetzt vielleicht ahnen, waren diese Zeilen nicht ganz meine eigenen. Was ich ihnen damit sagen will: Ganz ohne jeden Zweifel wird ein Bewässerungskonzept nicht ohne Regenwassernutzung auskommen. Das ist mir, den Zuhörer*innen und ganz sicher auch der Verwaltung klar, liebe Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Damit nun aber keine Tränchen den Auwald fluten, weil die LINKE in der Umweltpolitik schneller war, als die Grünen, übernehme ich trotzdem deren Änderungsantrag für ein Regenwassernutzungskonzept.

Ich danke ihnen für ihre Aufmerksamkeit und bitte sie um Zustimmung zum vorliegenden Antrag. Danke.

Rede zum Antrag A 00950 "Bewässerungskonzept für die Stadt Leipzig" der Fraktion DIE LINKE.