Die Gesundheit der Bürger*innen schützen, Maßnahmen gegen Lärm konsequent umsetzen!

Susanne Scheidereiter

Als Lehrerin weiß ich sehr gut, was Lärm bedeutet und wie schwierig es ist, guten Unterricht zu machen, wenn kritische Lautstärken überschritten sind. Auch dieser Stadtrat ist manchmal lauter und stressiger als förderlich. Doch nicht nur der Lärm in Klassenzimmern ist kritisch zu sehen, sondern auch der vor unseren Schulen und Wohnungen. Eine Studie, die an 38 Schulen in Barcelona durchgeführt wurde, legt die Schlussfolgerung nahe, dass sich Verkehrslärm an Schulen negativ auf die Entwicklung des Arbeitsgedächtnisses und der Aufmerksamkeit von Grundschülern auswirkt. 

Der Lärmaktionsplan (LAP) soll die Gesundheit aller Einwohner:innen in dieser Stadt schützen, da Lärm eine ernsthafte Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellt, die weit über Gehörschäden hinausgeht. Wissenschaftlichen Studien zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit von Herz- Kreislauf- Erkrankungen, Bluthochdruck, Schlafstörungen, Leistungsabfall und geistiger Gesundheit bei permanenter Lärmbelastung.

Die Auswertung der Lärmkartierung in unserer Stadt zeigt, dass nahezu das gesamte Hauptverkehrsstraßennetz der Stadt Leipzig abschnittweise von Lärmpegeln oberhalb der Grenzen potentieller gesundheitlicher Beeinträchtigung betroffen ist. Aus der Fortschreibung des Lärmaktionsplans geht hervor, dass 81.700 Leipziger*innen von gesundheitsgefährdenden Lärmbelastungen nur durch den KfZ-Verkehr betroffen sind. 

Nun wohnen wahrscheinlich die meisten von Ihnen, liebe Stadträte, nicht an lärmenden Hauptverkehrsstraßen, da das Einkommen in unserer Stadt nicht gleich verteilt ist. Aus der ruhigen Einfamilienhaussiedlung heraus schaut das Problem vielleicht nicht so groß aus.
Einkommensschwächere Menschen leben in unserer Stadt überproportional oft an Hauptverkehrsstraßen, da die Mieten dort günstiger sind. Damit sind diese Haushalte auch stärker Luft- und Lärmbelastungen sowie Unfallgefährdungen ausgesetzt.

Es kann deshalb nicht sein, dass Schutzmaßnahmen für einen großen Teil unserer Einwohner:innen auf die lange Bank geschoben werden! Im aktuellen LAP werden neben den vielen Maßnahmen aus dem alten LAP – welche noch nicht umgesetzt wurden (ein Skandal für sich) – nur zehn neue Lärmbrennpunkte aus der Priorität 1 zur Bearbeitung angemeldet, obwohl der Bedarf wie dargestellt riesig ist. Hier darf die Verwaltung nicht nach zehn Straßen die Hände in den Schoß legen und sagen "genug getan" sondern danach zielstrebig auch Maßnahmen für die Straßen mit der Priorität 2, 3 und 4 ebenso angehen.

Als Lehrerin höre ich auch nicht nach zehn Minuten auf, gegen den Lärm zu kämpfen, sondern kämpfe weiter gegen das Chaos an. Was für die Schule gilt, sollte auch für die Verwaltung gelten.

Auch die im Umweltbundesgesetz vorgeschriebene Information und Beteiligung der Öffentlichkeit ist bei der Lärmaktionsplanung ein wegweisender Faktor. So werden die Menschen über Ziele, Alternativen und Auswirkungen der Planung informiert.  Lösungen werden erörtert sowie gemeinsame Ideen entwickelt.

Bürgerinnen und Bürger sind durch den Umgebungslärm und z. T. durch die vorgesehenen Maßnahmen direkt betroffen. Sie sind mit der Lage vor Ort am besten vertraut und können daher mit eigenen Bewertungen der Situation zu Lösungen beitragen. Die Transparenz von behördlichen Entscheidungen wird erhöht, die Akzeptanz für die Veränderungen geschaffen. Konfliktfelder können frühzeitig identifiziert und gelöst werden. So wird der Weg für eine erfolgreiche Umsetzung geplanter Maßnahmen ermöglicht und die Umwelt- und Lebensqualität kann weiter verbessert werden.

Deshalb fordern wir die Verwaltung auf, die Öffentlichkeitsarbeit auszubauen, um die Zugänglichkeit sowie Beteiligung der Einwohner:innen Leipzigs zu erhöhen und somit auch den Lärmaktionsplan voranzubringen.

Vielen Dank!