Umgestaltung des Zentralstadions

Rüdiger Ulrich

Vor fast drei Jahren – in der Stadtratssitzung am 29.10.1997 – haben wir den ersten Beschluss (Planungsbeschluss) zur Umgestaltung des Zentralstadions gefasst. Nach den damaligen Vorstellungen sollte am 1.7.1998 Baubeginn sein, für Juli 2000 war die feierliche Eröffnung geplant. Die Träume sind nicht aufgegangen. Wir haben inzwischen zwei Jahre Zeitverzug. Das ist deshalb so tragisch, weil nun unter Hochdruck gearbeitet werden muss, um bis zum Turnfest im Mai 2002 ein nutzungsfähiges Stadion zur Verfügung stellen zu können.

Vor fast drei Jahren – in der Stadtratssitzung am 29.10.1997 – haben wir den ersten Beschluss (Planungsbeschluss) zur Umgestaltung des Zentralstadions gefasst. Nach den damaligen Vorstellungen sollte am 1.7.1998 Baubeginn sein, für Juli 2000 war die feierliche Eröffnung geplant. Die Träume sind nicht aufgegangen. Wir haben inzwischen zwei Jahre Zeitverzug. Das ist deshalb so tragisch, weil nun unter Hochdruck gearbeitet werden muss, um bis zum Turnfest im Mai 2002 ein nutzungsfähiges Stadion zur Verfügung stellen zu können.

In diesen 2 Jahren wurde lange nach Investoren gesucht, ehe dann der große Unbekannte präsentiert wurde. Es wurde verhandelt und unserer Meinung nach zu spät entschieden. Das alles geschah lange Zeit unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit. Nur der Presse gelang es, die eine oder andere Schlagzeile zu produzieren. Dadurch wussten die Stadträte, in welche Richtung sie nachfragen konnten. Das hat sich in den letzten zwei bis drei Wochen etwas geändert. Die Gesprächsrunden zwischen der Verwaltungsspitze und Stadträten aus relevanten Ausschüssen waren da durchaus nützlich. Aus dieser Erfahrung heraus, schlagen wir deshalb vor, dass eine Projektgruppe gebildet wird, welche die Baumaßnahmen zunächst bis zum Jahre 2002 begleitet. Darüber hinaus sollte auch überlegt werden, durch welche geeigneten Maßnahmen die Öffentlichkeit zu jeder Zeit über den Fortgang der Baumaßnahmen informiert wird (Internet, Informationspavillon u. a.).

In den Verhandlungen mit der Sanbar Group wurde stets viel Optimismus verbreitet, obwohl sehr bald die Erkenntnis eingetreten sein muss, dass ein Investor, der 80 Mio. investiert, letztlich Gewinn erwirtschaften will. Vom Investor wurden dann auch sehr schnell die Problempunkte aufgedeckt. So wird die vorliegende Kostenrechnung angezweifelt. Wir werden erst nach den Ausschreibungs- und Vergabeverfahren im Oktober/November wissen, ob die Zweifel berechtigt sind. Sollten hier wesentliche Mehrkosten auf die Stadt zukommen, muss noch mal neu nachgedacht werden. Zum zweiten wird die wirtschaftliche Betreibung des Stadions angezweifelt. Inzwischen weiß jeder von uns, dass eine wirtschaftliche Betreibung des Stadions mit Fußballmannschaften, die in der 3. oder sogar 4. Liga spielen, nicht möglich ist. Wir brauchen eine Mannschaft, die mindestens in der 2. Bundesliga spielt. Ansonsten haben wir die Situation, dass das Stadion nur sporadisch genutzt wird (alle zwei Jahre ein Länderspiel, einige Kulturevents) und dass jährlich Verluste eingefahren werden. Um das Ganze auf den Punkt zu bringen, es ist Ihnen nicht gelungen, die Stadt Leipzig vom Risiko des Baus und der Betreibung des umgestalteten Stadions zu entlasten. Gegenwärtig hat die Stadt die Risiken allein zu tragen.

Bei aller Euphorie über die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft an Deutschland, nun wird die Suche nach einem Investor noch dringlicher. Ich glaube auch nicht, dass der Stufenplan – wie er uns in der Vorlage vorgegebenist – noch weiterhin Bestand haben kann. Die Sanierung und Modernisierung des Hauptgebäudes, des Glockenturms, der Bausubstanz am vorhandenen Stadionwall sowie die Gestaltung der Festwiese kann nicht mehr auf den Nimmerleinstag verschoben werden. Am 9. Juni 2006 ist das Eröffnungsspiel. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte das Sportforum insgesamt ein weltmeisterliches Bild abgeben.

Gegenwärtig müssen wir allerdings mit der Situation leben, dass wir lediglich 160 Mio. für die Umgestaltung des Sportforums zur Verfügung haben. 80 Mio. fehlen und das zwingt dazu, Einzelmaßnahmen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, in der vagen Hoffnung, dass durch Verkauf von Komplementärflächen des Sportforums bzw. durch die Gewinnung eines Investors dann finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.

Diese Situation hat uns die Entscheidung für das Stadion nicht leicht gemacht. Eine Grundbedingung war für die PDS-Fraktion zu jedem Zeitpunkt, dass für die Sportarten, die aufgrund der Baumaßnahmen weichen müssen, gleichwertige Trainings- und Wettkampfstätten anderenorts geschaffen werden. Ein entsprechender Antrag der PDS-Fraktion wurde bereits 1997 beschlossen. Umgesetzt ist er nur zum Teil. Wir haben auf der Nordanlage sicher eine Top-Trainingsanlage für Leichtathletik, die Umfeldbedingungen allerdings sind katastrophal. Sicher-heitsmängel, fehlende Sanitäranlagen, unzureichende Umkleidemöglichkeiten und stark eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten ermöglichen Wettkämpfe nur unter größten Anstrengungen. Hier muss schnellstens etwas getan werden, denn diese Anlage wird gebraucht und häufig genutzt. Wir begrüßen es deshalb, dass Sie, unserem Vorschlag gefolgt sind, Funktions- und Sanitärräume in einem ersten Bauabschnitt des künftigen Tribünengebäudes zu errichten. Die dafür vorgesehenen 500 TDM werden allerdings nicht reichen, müssen präzisiert werden. Die Planungen für diesen ersten Bauabschnitt sollten sehr kurzfristig erfolgen, wobei wir davon ausgehen, dass der Leichtathletikverband in die Vorabsprachen mit einbezogen wird.

Das Sportforum zu einem modernen und attraktiven Zentrum des Sports zu entwickeln bedeutet, dass auf diesem einmaligen Gelände eine Vielzahl von Sportarten Trainings- und Wettkampfstätten vorfinden. Deshalb halten wir an unserer Forderung fest, auf dem Gelände des jetzigen Schwimmbades ein wettkampfgerechtes 50 m-Schwimmbecken zu integrieren, zumal die Praxis nach Schließung des Schwimmstadions gezeigt hat, dass der erfolgreiche Schwimmsport in der Stadt Leipzig ein zweites 50 m-Becken dringend benötigt. Wir sind uns im Klaren, dass hier nichts von heute auf morgen geschehen wird, aber wir konnten uns mit dem Oberbürgermeister darüber verständigen, dass in der Vorlage eine entsprechende Zielstellung formuliert wurde.

Bei der Entscheidung für das Stadion haben wir uns auch davon leiten lassen, dass dieses Großprojekt (Neubau Sportforum) auch dazu beitragen soll, die Wirtschaftskraft in der Region zu stärken. Das passiert aber nicht im Alleingang. Wir fordern die Stadtverwaltung auf, alles im Rahmen der Gesetzlichkeiten Mögliche zu tun, damit die Aufträge in Leipzig bzw. der Region Leipzig bleiben. Wir haben die dafür potenten Firmen und Planungsbüros. Klein- und mittelständische Betriebe sind ebenfalls zu beteiligen. Um dies mit größtmöglichem Erfolg abzusichern, unterstützen wir die von der Stadtverwaltung präferierte Vergabe der Bauleistungen nach Fachlosgruppen. Eine heutige Rücksprache mit der IHK sowie mit der Handwerkskammer haben uns in dieser Meinung bestärkt.

Abschließend möchte ich noch einmal hervorheben, dass wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht haben. 60 Mio. Eigenanteil der Stadt ist kein geringer Betrag und die Mittel fehlen für andere wichtige Investitionen (Kitas, Radrennbahn usw.). Trotzdem werden wir der Vorlage zustimmen, weil wir glauben, dass moderne Sportanlagen positive Synergieeffekte für andere Bereiche in der Stadt mit sich bringen (Entwicklung Kinder- und Jugendsport, Leistungssport, wirtschaftliche Effekte, Tourismus, Image der Stadt). Wir werden auch deshalb zustimmen, weil wichtige Forderungen von uns berücksichtigt wurden.