Queere Schüler:innen versuchen meist, einfach nur durch den Schulalltag zu kommen, ohne diskriminiert zu werden.

Beate Ehms

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, verehrte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste im Livestream,

für manche beginnt das Problem schon bei der Überschrift. Es gäbe nur Mann und Frau und gar kein Drittes Geschlecht und überhaupt beträfe es nur eine Minderheit (vielleicht: eine skurrile Minderheit). Als drittes Geschlecht werden heutzutage Personen bezeichnet, die sich nicht in das binäre Geschlechtssystem „männlich“ und „weiblich“ einordnen lassen oder einordnen lassen wollen. Das „dritte Geschlecht“ gilt heute als Variante der nichtbinären Geschlechtsidentitäten. Es ist sozusagen ein Oberbegriff für queere Identitäten.

Keine Angst: Auf den Unterschied zwischen biologischem Geschlecht, sexueller Identität und sozialem Geschlecht möchte ich hier gar nicht eingehen, Das würde den Rahmen sprengen. Aber eins möchte ich tun: Auf einen Artikel der Leipziger Zeitung vom 30.04.2021 hinweisen. Antonia Weber hat darin sehr gut beschrieben, womit queere Kinder und Jugendliche in der Schule zu kämpfen haben.

Queere Schüler:innen versuchen meist, einfach nur durch den Schulalltag zu kommen, ohne diskriminiert zu werden. Noch heute wird „schwul“ als Schimpfwort benutzt. Für Trans-Kinder kommen weitere Fragen dazu, z. B. auf welche Toilette sie gehen und wie das mit den Umkleideräumen ist. Auch, wie sie auf einem Zeugnis oder im Klassenbuch abgebildet werden. 

Versuchen Sie einfach mal, sich in die Lage dieser Jugendlichen hineinzuversetzen. Auch als erwachsene Person geht das. Sie fühlen und denken als Frau, schauen in den Spiegel … und sehen jemanden, der Sie nicht sind. Das führt zu Problemen, die oft jahrzehntelang anhalten. Der Leidensweg, den Trans-Personen durchmachen, ist inzwischen in Büchern und Filmen gut dokumentiert.

Und daher ist es immens wichtig bereits am Beginn des Lebens, in der Schule, die richtigen Weichen zu stellen. Und ich muss folgendes auch sagen: Leider hält der Bundestag am oft kritisierten Transsexuellengesetz fest. Betroffene müssen damit z. B. weiterhin diskriminierende Gutachtengespräche durchlaufen. Die Gesetzesinitiativen von den Grünen, der FDP und auch der Linken für mehr Selbstbestimmung wurden leider im Mai abgelehnt.

Zurück nach Leipzig: Seit 1989 kämpft der RosaLinde Leipzig eV gegen Diskriminierungen rund um Geschlechtligkeiten und sexuelle Orientierungen. Für die Bildungsarbeit gibt es das Programm „Liebe bekennt Farbe“. Und es gibt Unterstützung bei der Gründung von Regenbogen-AGs an Schulen. Seit 2015 gibt es das bundesweite Antidiskriminierungsnetzwerk „Schule der Vielfalt“. Das ist eine ganz wichtige Arbeit.

Die Linksfraktion begrüßt die Initiative des Jugendparlaments/Jugendbeirats zu diesem Thema. Wir finden aber auch den Änderungsantrag der SPD gut. Vielleicht kann auch eine Protokollnotiz zu einem Pilotprojekt mitaufgenommen werden.

Und jetzt noch ein Wort zum Fußball! Mir ist es wurscht, wie heute das Spiel in der Arena München ausgeht, aber ich hoffe, dass gaaaanz viele Regenbogenfahnen zu sehen sind. Und wenn wir nachher die Regenbogenfahne vor dem Rathaus hissen, dann zeigen wir: Leipzig ist modern. Leipzig ist bunt und vielfältig.

 

 

Vielen Dank!