Hissen der Romafahne am Internationalen Tag der Rom*nja 

Juliane Nagel

Der 8. April ist der Internationale Tag der Roma. Mit dem 1990 vom Welt-Roma-Kongress ins Leben gerufenen Aktionstag soll auf die Situation der Roma aufmerksam und die Forderung nach Bürger*innenrechte von Roma stark gemacht werden.

Die Geschichte der Roma ist die Geschichte von Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung, die ihren traurigen Höhepunkt im nationalsozialistischen Genozid fand. Auch heute noch sind Sinti und Roma in Europa von krasser Diskriminierung betroffen. Die Armut der Sinti und Roma ist auch Ergebnis der verfestigten Ausgrenzungsmechanismen, mit denen diese Minderheit zu kämpfen hat, die im Nationalsozialismus durch Genozid einen traurigen Höhepunkt fanden. Auch hier in Leipzig. 

Ich will kurz hinzufügen, dass gerade die Corona-Krise für Roma besonders bedrohlich war und ist: Aufgrund der krassen Armut, dem Ausschluss aus ordentlicher gesundheitlicher Versorgung und Wegfall von informellen Einnahmequellen.  Roma-Siedlungen in der Slowakei, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien wurden im vergangenen Jahr von der Polizei abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt. Konzertierte Hilfsmaßnahmen und soziale Unterstützung dagegen: Fehlanzeige. 

Rom/-nja und Sinti/-ze leben auch unter uns, in dieser Stadt. Nicht unbedingt sichtbar. Und trotzdem nährt sich das Vorurteil aus den unreflektierten Erzählungen über diese Minderheit und führt auch zu Diskriminierung und Ausschluss. Das Hissen der Romafahne ist ein deutliches Zeichen, dass die Situation dieser Menschen ernst genommen und Antiromaismus eine klare Absage erteilt wird. Wir freuen uns, dass die Verwaltung und auch die SPD ihre Meinung geändert haben und diesen Schritt mitgehen.

Ich möchte zum Ende aber noch darauf hinweisen: Rom/-nja und Sinti/-ze allein als deklassierte und diskriminierte Menschen darzustellen, wird der Vielfalt der Lebensrealitäten nicht gerecht. In Tschechien bspw konnte ich erleben, wie Angehörige der Romaminderheit erfolgreich als Juristen oder Wissenschaftler*innen wirkten, einzelne schaffen es aus den scheinbar vorgeprägten Wegen auszubrechen und werden für ihre communities wichtige Vorbilder. Auch diese Wege sollten wir im Blick behalten wenn es um die Sichtbarmachung Förderung der auch hier lebenden Rom/-nja und Sinti/-ze geht.