Dr. Volker Külow: "Wir müssen Perspektiven für die Leipziger Messe sichern!"

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Die LVZ eröffnete heute ihren Beitrag auf der Lokalseite 1 zur Leipziger Messe exakt mit den beiden zentralen Fragen, die wie in unserem vorliegenden Antrag gestellt haben: Wie stark wurde 1. die Leipziger Messe durch zwei Corona-Jahre angeschlagen und 2. wie zukunftsfähig ist sie? 

Aktueller Ausgangspunkt unseres Antrages vom Frühjahr 2022 war die dritte Absage der Leipziger Buchmesse in Folge am 9. Februar. Zahlreiche Leipzigerinnen und Leipziger, aber auch das überregionale Lesepublikum,  waren darüber sehr bestürzt und sind angesichts der pandemiebedingten Schließungen und Veranstaltungsabsagen über die weitere Entwicklung der Buchmesse und der Leipziger Messe Gesellschaft insgesamt noch immer tief besorgt.
Die Stadt Leipzig steht gemeinsam mit dem Freistaat Leipzig als Co-Gesellschafter in der Verantwortung für die Sicherung eines der ältesten und traditionsreichsten Messestandorte in Deutschland sowie der Zukunftssicherung der beliebtesten Fach- und Publikumsmesse für Literatur in Deutschland. Die pandemiebedingten Einnahmeausfälle der vergangenen zwei Jahre haben offenbar die Leistungsfähigkeit der Leipziger Messe Gesellschaft so beeinflusst, dass der wirtschaftliche Betrieb und die Messe- und Veranstaltungsakquise nur unter Aufwendung zusätzlicher finanzieller Mittel gesichert werden können.
 

Mit dem vorliegenden Antrag haben wir die erforderlichen Informationen für alle Mitglieder des Stadtrates eingefordert, um unserer Verantwortung für schnelle und sachgerechte Entscheidungen für die Zukunftssicherung der Buchmesse und der Leipziger Messe gerecht zu werden.

Die gesamte deutsche Messewirtschaft mit ihren 70 Standtorten leidet noch immer erheblich an den Folgen der Corona-Pandemie. Insgesamt befindet sich die Branche im Umbruch und in einer Phase des Re-Starts. Genaueres erfährt man aus den drei Anlagen zum Verwaltungsstandpunkt. „Die Lage für den Messeplatz Deutschland ist ernst“, erklärt Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Messewirtschaft AUMA, anlässlich aktueller Beratungen über etwaige Corona-Maßnahmen im kommenden Winterhalbjahr. 55 Milliarden der rund 350 Milliarden Euro an gesamtwirtschaftlichen Schaden seit Beginn dieser Pandemie hängen an den Schließungen, Verboten und Verschiebungen von Messen.

Auch die Leipziger Messe ist natürlich schwer getroffen, auch wenn von der Verwaltung dazu nur wenige Zahlen genannt werden. In ihren Planungen ging sie für das Geschäftsjahr 2022 ursprünglich von Konzernumsätzen in Höhe von rund 73,5 Mio. € aus, woraus sich für das Planjahr 2022 ein aus der operativen Geschäftstätigkeit der Gesellschaft resultierender Finanzbedarf in Höhe von 16,8 Millionen Euro ermittelte. Angesichts des Pandemiegeschehens und des noch dazu kommenden Krieges in der Ukraine war schon im Frühjahr klar, dass auch das Jahr 2022 ganz erheblich beeinträchtig sein wird. Weder die gesamtwirtschaftlichen noch die unternehmensbezogenen Auswirkungen sind derzeit jedoch abschließend quantifizierbar. Es bleibt nur zu hoffen, dass der von uns beschlossene Ausgleichsrahmen von 30 Millionen Euro für die Jahre 2020 bis 2022 ausreichen wird. Aktuellere Finanzdaten für 2022 und darauf aufbauende Planungsprämissen für 2023 liegen erst im Rahmen der nächsten diesbezüglichen Berichterstattung an die Gremien bis zum 30. September 2022 vor. Bis zu diesem Zeitpunkt ist auch die belastbarere Abstimmung der Gesellschafter auf Basis aktuellerer Prognosen der Leipziger Messe zum Finanzbedarf 2022 und im Zusammenhang mit der anstehenden Unternehmenswirtschaftsplanung 2023 zu erwarten. Entsprechend darauf basierende Planungsgrößen finden sodann Eingang in die Haushaltsplanentwürfe von Freistaat und Stadt Leipzig.


Der vorliegende Verwaltungsstandpunkt stimmt uns zuversichtlich, dass die Verantwortungsträger der Leipziger Messe Gesellschaft gemeinsam mit dem Aufsichtsrat sowie dem Land und der Stadt trotz der geschilderten Probleme zukunftsfähige Wege für die Messe als Standort sowie die Fach- und Publikumsmessen entwickeln werden. Das Bedürfnis der Stadträtinnen und Stadträte, zu den Entwicklungen und den strategischen Planungen fortlaufend informiert zu werden, ist offensichtlich auch der Geist dieses Verwaltungsstandpunktes. Dafür möchten wir uns ausdrücklich bedanken.

In diesem Sinne übernehmen wir hiermit den Beschlusspunkt 1 des Veraltungsstandpunktes mit folgender kleiner Änderung: Es sollen Stadtrat und Verwaltungsausschuss selbstverständlich unter Beachtung der Erfordernisse der Vertraulichkeit und Nichtöffentlichkeit informiert werden. Also soll es bitte „Stadtrat und Verwaltungsausschuss“ heißen.

Den Beschlusspunkt 2 des Verwaltungsstandpunktes übernehmen wir und bitten um die Protokollnotiz, dass die Sachstandsinformation möglichst auch den Strategieentwicklungsprozess umfasst, selbstverständlich auch hier unter Wahrung der Vertraulichkeitserfordernisse angesichts der Wettbewerbssituation. Und schließlich übernehmen wir den Beschlusspunkt 3 des Verwaltungsstandpunktes unverändert.

Zum Schluss bleibt mir nur noch, als Leser und Autor einen Herzenswunsch aussprechen, den sicher viele hier im Saal teilen: Möge spätestens mit der nächsten Buchmesse, die bekanntlich vom 27. bis 30. April 2023 stattfinden wird, die lange Durststrecke unserer traditionsreichen Leipziger Messe zu Ende sein.