Die Stadt gehört uns allen! Michael Neuhaus zum Antrag Doppelte Innenentwicklung

Michael Neuhaus

VII-A-06824

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen,

Täglich werden in Deutschland rund 52 Hektar Fläche versiegelt. Und ja, auch unser wunderschönes Leipzig ist insgeheim ein flächenfressendes Krümelmonster. Allein für das Jahr 2016 hat der NABU Leipzig einen Flächenverlust von über 50 Hektar erfasst.

Leipzig boomt. Und bauen in Leipzig lohnt sich. Quasi jede verfügbare Fläche ist inzwischen ins Fadenkreuz nationaler und internationaler Investoren gerückt. Die Konkurrenz ist so groß, dass wir als Kommune kaum noch wissen, wohin mit Schulen und Krankenhäusern. Von Grünflächen ganz zu schweigen.

Dahinter steht nicht weniger als die Frage „Wem gehört die Stadt?“ Die Stadt gehört meiner Meinung nach nicht den Investoren und Bauherren dieser Welt, sondern den Leipzigerinnen und Leipzigern. Und diese wollen mitnichten, dass jeder Zentimeter eines Grundstücks mit Beton bedeckt wird.

In einer Stadt, in der täglich Freiräume verschwinden, kämpfen immer mehr Menschen nicht nur für bezahlbaren Wohnraum, sondern auch für ein Recht auf Grün. Die Stadtplanung der Stadt Leipzig wird dem nicht mehr gerecht. Sie stammt aus einer Zeit, in der die Hauptsorge war, wie man zügig Gebäude bauen kann. Als es aber auch noch genug Flächen gab.

Heute ist das anders. Es wird dringend Zeit, dass die Stadtplanung dieser Entwicklung endlich Rechnung trägt. Ein Mittel dafür ist das Konzept der doppelten Innenentwicklung. Das steht sogar bereits im integrierten Stadtentwicklungskonzept der Stadt Leipzig. Nur haben wir bis heute nie ausstaffiert, was das konkret bedeutet.

Aber keine Sorge, Sie haben ja uns. Wir wollen, dass die Stadt Leipzig ein Konzept Doppelte Innenentwicklung bekommt, dass nicht nur allgemeines „Blabla“ enthält, sondern klare Ziele benennt, städtebauliche Kennzahlen definiert und um Ende auch Maßnahmen zur Umsetzung vorschlägt. Man muss nicht jeden freien Zentimeter bebauen. Man kann auch einfach mal eine Etage draufsetzen.

Wir wollen, dass in so einem Konzept klar drinsteht, wie viel Prozent eines Grundstücks künftig bebaut werden sollen. Wir wollen, dass da drinsteht, wie viele Stockwerke wir anstreben. Ein anderer Punkt sind multifunktionale Gebäude: Bei der Frage „Hund oder Katze?“ muss man sich entscheiden. Hund oder Katze. Und wir alle wissen, dass die Antwort immer Katze lauten muss. Bei Gebäuden ist das aber nicht so. Seien wir doch mal mutig. Warum nicht mal ein Supermarkt mit Sporthalle auf dem Dach?

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wir wollen, dass wir dem Leitsatz „Bauen, Bauen, Bauen“, eine neue Vision von Stadtentwicklung entgegensetzen, die bezahlbaren Wohnraum und eine saftige Wiese nicht als Widerspruch versteht.

Denn, die Stadt gehört uns allen.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.