Die Landesförderung ist für die Sportstadt Leipzig eine Black Box

Dr. Adam Bednarsky

Sehr geehrter Herr …

Liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister

Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

liebe Mitschauende aus Nah und Fern insbesondere OB Jung und Margitta Hollick,

und nein, heute gibt es kein Sport frei, aus Gründen!

 

Wir beschließen heute eine Vorlage, die wir alle nicht beschließen wollten. Selbstverständlich steht die Stadt Leipzig zur Schwimmhalle am Otto-Runki-Platz. Selbstverständlich ist diese Schwimmhalle notwendig. Selbstverständlich haben wir Jahr für Jahr gehofft, dass der Freistaat Sachsen, die Landesregierung und die Regierungskoalition in Dresden diese Selbstverständlichkeiten mit uns teilt und die entsprechenden Finanzmittel bereitstellt. Aber dem ist nicht so und heute beschließen wir diese Vorlage: Das bedeutet konkret, dass die eingeplante 50-prozentige Förderung des Freistaates in Höhe von sechs Millionen Euro nunmehr durch die Stadt Leipzig übernommen wird. Zum Vergleich: Die Stadt Leipzig gibt für alle investiven Maßnahmen im Bereich der Sportförderung anteilig pro Jahr circa 2,5 Millionen Euro aus. Der Freistaat Sachsen überlässt die Finanzierung der Schwimmhalle am Otto-Runki-Platz komplett der Stadt. Offensichtlich geht die regierende Landespolitik davon aus, dass Leipzig bei der Sportförderung alles allein bewerkstelligen kann. Das ist schmeichelhaft, aber falsch!

Diese Nichtfinanzierung der Schwimmhalle im Leipziger Osten ist lediglich die fatale Spitze des Nicht-Fördereisberges im Sport. Die Trageweite ist meiner Auffassung nach viel weitreichender. Letzte Woche gab der sächsische Innenminister Wöller die Finanzierung für die investive Sportförderung in Höhe von 20,5 Millionen Euro für das Haushaltsjahr 2021 bekannt. Was bedeutet das für Leipziger Sport? Ganz konkret erleben wir bei den fünf für 2021 durch die Stadt Leipzig eingeplanten Großmaßnahmen ein desaströses Streichkonzert. Der Landesanteil bei diesen durch die Stadt priorisierten Projekten entfällt bei drei von fünf Maßnahmen komplett und bei einer weiteren zum Teil. 1,5 von 5 – was für ein Desaster. Mag ja sein, dass die drei Allwetter-Fußballplätze des LSC Leipzig, von Olympia und Roter Stern Leipzig durch das Land als nicht notwendig erachtet werden. Wer aber die Bedarfe gerade im Jugendfußball kennt, kann nur mit dem Kopf schütteln. Diese Projekte mit einer Gesamtinvestitionssumme von vier Millionen Euro sind in ihrer Realisierung 2021 akut gefährdet. Nachdem die Abstimmung bei Drittelfinanzierung zwischen den Leipziger Sportvereinen, der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen in den letzten Jahrzehnten nahezu reibungslos funktionierte, scheint der Leipziger Sport inzwischen jegliche Lobby verloren zu haben. Offenkundig unterscheidet sich die Bewertungsmatrix bei der Förderpriorisierung zwischen unserer Kommune und der Landespolitik erheblich – eine versuchte Harmonisierung nach den Problemen im Jahr 2020 hatte keinen Erfolg. Die Landesförderung ist für die Sportstadt Leipzig eine Black Box. Keiner kann den Leipziger Sportvereinen Auskunft geben, wie sie ihre Bauprojekte dem Freistaat schmackhaft machen können. Was zum Fördererfolg auf Landesebene führt, kann nicht beantwortet werden.

Die Lage bei der Förderung der Sportinfrastruktur ist ernst, wir sind gut beraten, mit einer Stimme auf diese missliche Entwicklung hinzuweisen. Ich kann diesbezüglich nur an die geschätzten Stadtratsmitglieder appellieren, die Parteifreund:innen bei den Mitgliedern der Regierungskoalition in Dresden haben, endlich im Sinne des Leipziger Sports zu handeln. Es darf nicht sein, dass der Leipziger Sport hier ständig in der Fördermittelvergabe übergangen wird. Mir bleiben an dieser Stelle nur der Appell und die Hoffnung. Hoffen wir also alle gemeinsam, dass sich der Freistaat vielleicht bei der zweiten Schwimmhalle im Leipziger Süden finanziell mitbeteiligt. Und dann gibt es bei der nächsten Schwimmhallenvorlage wieder ein dreifaches Sport frei von mir.

Vielen Dank!