Bier trinkt das Volk!

Thomas Kumbernuß

Liebe Gäste auf der Tribüne, liebe Zuhörende und Zusehende des Livestreams, liebe Demokratinnen im Stadtrat, liebe am Verkehr teilnehmende.

So kauzig der Antrag der geschätzten ehemaligen Stadträtin Gabelmann auf dem ersten Blick auch scheinen mag, so innovativ gebahrt er sich auf dem zweiten. Allerdings wohnt ihm auch ein kleiner Schwachpunkt inne: die Wahl der Motive. Wenn wir nach Leipzig-typischen Motiven Ausschau halten, müssen wir uns folgende Fragen stellen:

Was erfreut unser Gemüt mehr als die Kantaten eines Johann Sebastian Bachs?

Was animiert mehr zum Mitsingen als das Œuvre der Prinzen?

Was bindet mehr als der Pakt zwischen Faust und Mephisto?

Was hat mehr Fans als Lok und Chemie... zusammen?

Was ist gesünder als Leipziger Lerche und schmeckt besser als Leipziger Allerlei?

Was begründet den Ruf Leipzigs als Metropole des Genusses?

Merke Dir: Sternburg Bier!

Nichts steht mehr für Leipzig als diese beiden Etiketten der Liebe, nichts glaubwürdiger als diese zwei Marken, Pilsener und Export, stehen exemplarisch für modernes und innovatives Ampeldesign:

Sternburg Pilsener als Ampelmotiv. Bedeutet grün. Bedeutet nicht lang verweilen, schnell die Straße überqueren.

Dagegen Sternburg Export. Rot! Halte inne, verweile an der Ampel. Gewähre Dir Ruhe und denke an vollendeten Genuss!

Aber bedeutet dies nicht Werbung? Es bedeutet in erster Linie Standortsicherung und Schaffung weiterer Arbeitsplätze, einem Argument, dem sich sicherlich nicht nur die Freibeuter-Fraktion nicht entziehen kann und will.

Aber ist das Motiv des Etiketts nicht zu feinherb, ähem, feingliederig, um seine ganze Pracht auf einer Licht-Signal-Anlage entfalten zu können? Auch das wäre kein Problem, dann lassen sie uns einfach das jeweilige Motiv der Kronkorkens verwenden. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein weißer Stern Leipzig Befreiung bringt!

Was aber, wenn ein entsprechender Antrag bei der Fachaufsicht der oberen Straßenverkehrsbehörde (in Sachsen: Landesamt für Straßenbau und Verkehr) scheitert, selbst wenn dem Freistaat Sachsen die Genehmigung vorliegen sollte, dass abweichend der Richtlinien für Lichtsignalanlagen auch andere Motive verwendet werden dürfen?

Nun, wohl an, um uns der fortdauernden Bevormundung Sachsens zu erwehren, müssen wir dann in letzter Konsequenz den Lexit wagen.

In diesem Sinne:

Leipzig raus aus Sachsen!

Bier trinkt das Volk!

Rede zum Antrag VI-A-00261 von Stadträtin Gabelmann „Leipzig-typische Ampel-Bildmotive“.