Animal Aided Design zum Standard machen!

Michael Neuhaus

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Beigeordnete, liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen, liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,

Jede vierte Tier- und Pflanzenart ist aktuell vom Aussterben bedroht. Seit 1970 haben wir ca. 60 Prozent der biologischen Vielfalt verloren. Wenn wir die Biomasse aller Landsäugetiere als 100 Prozent annehmen, machen Wildtiere davon heute nur noch vier Prozent aus. Die Art und Weise, wie wir Städte bauen, trägt einen erheblichen Teil zu diesem tierischen Massensterben bei. Wächst der Lebensraum von Menschen, schrumpft der Lebensraum der Tiere. Jede Brache wird komplett zubetoniert, der Rasen schön kurz gemäht, jedes Haus saniert und modernisiert. Löcher und Spalten in den Fassaden, die vorher Höhlen für Vögel boten, werden dabei meist einfach zugemauert. Manchmal sogar, wenn die Vögel noch im Mauerwerk sind.

Die kleine Raupe Nimmersatt, wird nimmer satt, weil der Steingarten ihr nichts zu bieten hat. Frau Elster wird Piepmatsch an irgendeiner Glasscheibe und Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fortgejagt. Das ist aber kein Naturgesetz!

Es gibt durchaus die Möglichkeit, Gebäude, Viertel und sogar ganze Städte so zu bauen und zu planen, dass sie sowohl Platz für Menschen als auch für Tiere und Pflanzen bieten. Man macht es aber nicht, weil es keinen Profit abwirft. Und was keinen finanziellen Wert hat, ist in dieser Welt leider meist wertlos. Es gibt halt auch Gründe warum Biene Maja im Titelsong der Serie lieber durch ein unbekanntes Land fliegt.

Das ist Irrsinn: Wer baut, trägt die Verantwortung dafür, die negativen Folgen auszugleichen und sie eben nicht der Allgemeinheit aufs Auge zu drücken. Mehr noch! Wer baut, soll so bauen, dass die Natur aktiv gefördert wird. Die Konzepte dafür liegen auf dem Tisch.

Animal Aided Design ist ein Planungsansatz, der die Ansprüche von Tieren in die Stadt- und Gebäudeplanung integriert und die Planung so ausrichtet, dass sogar Lebensräume entstehen, anstatt zu verschwinden. Es wird gefragt: Welche Tiere sollen in dem Freiraum vorkommen? Was brauchen diese Arten? Dabei wird der ganze Lebenszyklus betrachtet. Vom Schlüpfen eines Vogels bis zum Ende als Federbulette auf dem Kühlergrill eines SUVs.

Und auch in Leipzig haben wir bereits nach dem Prinzip Animal Aided Design geplant: In der Parkstadt Dösen haben wir für mehrere Zielarten, wie dem Grünspecht, Steckbriefe zum Lebensraum, Sozialverhalten, Nahrung, Fortpflanzungsstätten usw. erarbeitet und danach geschaut, dass das Federvieh dort alles findet, was es braucht.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Karl der Käfer ist vielleicht schon längst nicht mehr hier. Denn da wo einmal sein zuhause war, fahren jetzt Käfer aus Blech und Stahl.

Aber ich bin mir sicher: wenn sie heute beschließen für Karl und Maja ein zuhause zu bauen, kommen sie sicher zurück.

Lassen sie uns Animal Aided Design in Leipzig zum Standard machen.

Ich bitte sie um Zustimmung zum vorliegenden Antrag

Dankeschön.